Rangnick: "Das hat mich am meisten überrascht"

Ralf Rangnick umarmte nach dem Schlusspfiff im Berliner Olympia-Stadion David Alaba. Dann nahm der Erfolgscoach auf der Ersatzbank Platz, atmete einmal durch.

"Ich wollte mich ausruhen. Wir haben uns viele Gedanken gemacht in den letzten Tagen. Ich hatte fast eine schlaflose Nacht wegen der Aufstellung", sagte er üben den stillen Moment des Genießens.

Der Poker bei der Aufstellung

Österreich ist Gruppensieger vor Frankreich und Holland. In der K.o.-Runde wartet am Dienstag den 2. Juli um 21 Uhr in Leipzig der Zweite der Gruppe F: Türkei, Tschechien oder Georgien.

Rangnick pokerte bei der Aufstellung gegen Holland, das gab er nach dem Spiel zu. "Wäre das Tor von Italien nicht gefallen, hätten wir mit einer anderen Startelf gestartet. Wir haben eine unerwartete Aufstellung gewählt, das hat sich gelohnt. Wir konnten all in gehen, mussten keine Rücksicht auf gelbvorbelastete Spieler nehmen."

Rangnick erklärt weiter: "Wenn ich Laimer sage, halte dich zurück, brauche ich ihn nicht aufzustellen. 'Baumi' hatte Probleme mit dem Knie. Ich konnte sie als Joker bringen. Die Breite unseres Kaders ist größer, als wir geglaubt haben."

Der Österreicher neigt dazu, bei Triumphen abzuheben. Was kommt jetzt?

"Ich halte es nicht für sehr wahrscheinlich, dass wir Europameister werden. Ausschließen will ich es aber auch nicht. Wir beschäftigen uns damit nicht. Es macht auch keinen Sinn. Es geht nur Schritt für Schritt."

Beim 3:2 gegen Holland hat Rangnick eine Sache am meisten überrascht: "Unsere Reaktion auf die Ausgleichstreffer. Wir haben das durchgezogen."

Sabitzer: "Möchte noch lange da sein"

Sabitzer, der zum besten Spieler gewählt wurde, sagte dazu: "Wir schütteln uns kurz, machen weiter. Wir haben Stärken ausgespielt." Nachsatz: "Wenn du im K.o.-System bist, kannst du in einen Lauf reinkommen. Ich möchte noch lange da sein."

Jetzt sei für die Spieler auch Feiern angesagt: "Wir machen das bewusst. Man muss das auch genießen können. Es wird Austropop bei uns im Bus gespielt. Mein Ranking: I'm from Austria vor Strada del Sole. Wir sind stark verbunden mit dem Land. Es ist aber zu früh, von einem Sommer-Märchen zu reden."

Rangnick ist froh, dass jetzt fast eine Woche Zeit bleibt, um sich auf den neuen Gegner vorzubereiten. "Das hat fast Bundesliga-Charakter. Wir haben eine kurze Anreise, fahren mit dem Bus nach Leipzig. Für mich und zwei Spieler eine Reise in die alte Heimat."

Sabitzer kehrt nächsten Dienstag zu seinem Ex-Klub zurück: "Meine letzten Empfänge in Leipzig waren sehr negativ. Ich wurde dort ausgepfiffen. Das hat mich enttäuscht, weil ich Kapitän war, immer alles gegeben habe. Mit den vielen Österreich-Fans wird das positiver werden."

Rangnick gibt das Motto vor: "Die Fans sollen weiter euphorisiert sein. Jetzt geht es erst richtig los"