Sport-Tracker

Huawei Watch Fit 3 im Test – quadratischer Langläufer

Huawei hat seine günstige Smartwatch-Serie "Fit" extrem verbessert. Fit 3 ähnelt optisch der Apple Watch und kann nun fast alles.

Rene Findenig
Huawei Watch Fit 3 im Test – quadratischer Langläufer
Huawei Watch Fit 3 im Test – Smartwatch statt Fitnesstracker.
Rene Findenig

Huaweis Fit-Serie war bisher für Menschen gemacht, die preisgünstig einen Fitness-Tracker verwenden wollten und dabei wenig Wert auf die vollumfänglichen Funktionen einer "echten" Smartwatch legten. Entsprechend verfügten die bisherigen Modelle über einen recht kleinen und länglichen Bildschirm.

Die neue Huawei Watch Fit 3 ist allerdings ein echtes "Upgrade". Das Modell wird zu einer echten Smartwatch, orientiert sich optisch an der quadratischen Apple Watch. Die Bedienung ist komplett überarbeitet und jede Menge neue Funktionen sind jetzt in das Gehäuse gepackt. Die neue Watch Fit 3 in Schwarz, Pink, Grün, Moon White und Grau kostet 159 Euro.

Zu haben ist die neue Uhr ab 23. Mai im Handel, vorbestellbar ist sie ab sofort. Beim Kauf bis zum 8. Juni 2024 erhalten Kunden die Huawei FreeBuds SE2 gratis dazu (bei teilnehmenden Händlern). Gänzlich neu ist das fast quadratische 1,82-Zoll-Display und eine Bedienkrone an der rechten Gehäuseseite, die sich drücken und drehen lässt. Darunter ist eine flache, längliche Aktionstaste verbaut, die sich optional nach Wunsch selbst mit Funktionen belegen lässt. Die frischen Farben sollen ein jüngeres Publikum ansprechen. Vorbei ist die Zeit, in der die Verarbeitung billig wirkte. Die Huawei Watch Fit 3 sieht hochwertig aus, fühlt sich auch so an.

1/10
Gehe zur Galerie
    Huawei hat seine günstige Smartwatch-Serie "Fit" extremst aufgebessert. Die Huawei Watch Fit 3 ähnelt optisch der Apple Watch und kann nun fast alles.
    Huawei hat seine günstige Smartwatch-Serie "Fit" extremst aufgebessert. Die Huawei Watch Fit 3 ähnelt optisch der Apple Watch und kann nun fast alles.
    Rene Findenig

    Angenehmes Tragegefühl, sehr gute Verarbeitung

    Bei der Einrichtung und Bedienung merkt man sofort, dass es auch vorbei ist mit den längeren Wartezeiten, Eingaben setzt die Watch Fit 3 schnell und präzise um. Kleiner Wermutstropfen bleibt die Verfügbarkeit der notwendigen Smartphone-App Huawei Health, denn im Google Play Store ist diese nicht mehr verfügbar, im Apple Store dagegen sehr wohl. Android-Nutzer müssen da entweder über eine Huawei-eigene Erklärseite zum Download gelangen oder sich den Huawei-eigenen Store, die AppGallery, nachinstallieren. Leicht geht es, wenn man die Uhr erstmals startet und mit dem vorhandenen Smartphone einfach den eingeblendeten QR-Code scannt.

    Dank schmutzabweisendem Nylonarmband und vielen Größen-Einstellungen sitzt die Huawei Watch Fit 3 angenehm am Handgelenk und mit dem Gewicht von nur 26 Gramm bei einer Bauhöhe von knapp unter zehn Millimeter fällt sie auch nicht auf, wenn man sie den ganzen Tag trägt. An der Unterseite der Uhr finden sich nahe dem Band zwei Knöpfe, mit denen das Band gegen ein neues oder andersfarbiges getauscht werden kann. Duschen, schwimmen und schlafen mit getragener Watch Fit 3 ist dank der staub- und wasserdichten Ausführung kein Problem. Das Display ist zudem hervorragend gegen Kratzer geschützt.

    Viele Funktionen fast wie bei einer teuren Smartwatch

    Beim Funktionsumfang macht die Watch Fit 3 mittlerweile den weit teureren Smartwatches aus dem Hause Huawei Konkurrenz. Über 100 Sportmodi hat der Hersteller im Angebot, vom Laufen über Golfen bis Schwimmen und Radfahren. Einzige Einschränkung: Bei den Trainingsmodi lassen sich immer nur 15 gleichzeitig auf der Smartwatch hinterlegen, das sollte aber selbst für ambitionierte Sportler reichen. Riesiger Technologie-Fortschritt: Anders als bisher ist GPS direkt an Bord, bei der Laufrunde kann das Handy also daheim bleiben und die genaue Streckenaufzeichnung funktioniert trotzdem. Nur die Höhenmeter erfasst die Uhr nicht.

    Gewachsen ist auch der Sportcoach, der auf Wunsch Audio-Informationen über Lautsprecher der Uhr ausgibt, etwa die erreichte Kilometeranzahl oder das Tempo auf dem letzten Kilometer. Wer das nicht haben will, kann den Coach aber auch stummschalten. Bei einigen Sportarten bietet die Watch Fit 3 zudem eine automatische Erkennung an und startet dann ohne Zutun des Nutzers das Sportprogramm oder pausiert es, wenn man kurz stehenbleibt. Das ist eine nette Draufgabe, funktionierte in der Praxis aber meist mit etwas Verzögerung. Neben dem aktiven Sport erfasst die Uhr dafür zusätzlich zahlreiche Gesundheits- und Fitnessdaten des Trägers.

    Übersichtliches und motivierendes Ziele-System der Uhr

    Aufgezeichnet wird so gut wie alles wie bei den teuren Smartwatch-Schwestern, etwa die täglich zurückgelegten Schritte, auf Wunsch in Echtzeit die Herzfrequenz, die geschaffte Strecke, der Kalorienverbrauch, die Schlafqualität, der Stresspegel oder die eingenommenen Mahlzeiten. Zur Motivation und Übersichtlichkeit gibt es gleich zwei Apps auf der Uhr. Ein Kleeblatt erfasst die Aufstehzeit, erinnert ans Trinken oder dass man mal lächeln sollte, die Aktivitätsringe zeigen wiederum an, ob man seine selbst festgelegten Bewegungs-, Kalorien- und Stehziele den Tag über bereits erreicht hat. Das System ist übersichtlich und macht Spaß.

    Bei vielen Sportübungen setzt Huawei nun neu und lobenswert Aufwärmprogramme um, bei denen eine animierte Figur am Bildschirm die Einheiten präsentiert. Wer es ganz ambitioniert angehen will, kann sich zudem eigene Trainingspläne erstellen und speichern. Auch für die Kontrolle ist nun nicht mehr zwingend die Huawei Health App beziehungsweise ein Handy erforderlich, denn alle erfassten Informationen werden am Uhren-Display eingeblendet, auch wenn das Training bereits abgeschlossen wurde. Schade: Eine Verbindung mit anderen Sensoren oder Geräten, um zusätzliche Sportdaten zu erhalten, ist bei der Uhr nicht möglich.

    Anders als bisher ist GPS direkt an Bord, bei der Laufrunde kann das Handy also daheim bleiben.
    Anders als bisher ist GPS direkt an Bord, bei der Laufrunde kann das Handy also daheim bleiben.
    Rene Findenig

    "Stay Fit" als neue Funktion, leider aber noch eingeschränkt

    Auch bei der Herzfrequenzerfassung gibt es Neuerungen. So wird die Herzfrequenz weit exakter als zuvor erkannt und von der Smartwatch in passende Zonen eingeteilt, die dabei helfen, nach dem jeweiligen Ziel, etwa Abnehmen oder Ausdauersteigerung, zu trainieren. Außerdem lässt sich nun eine maximale Herzfrequenz festlegen, bei der Erreichung die Uhr die Trägerin oder den Träger warnt. Auch eine Blutsauerstoff-Analyse gibt es, deren Daten zwar in einem guten Rahmen liegen, aber keine medizinisch exakte Messung darstellen. EKG bleibt dagegen weiter den teuren Smartwatch-Modellen des Technologie-Unternehmens vorbehalten.

    Ganz neu ist, was Huawei nun "Stay Fit" nennt. Nutzerinnen und Nutzer können, alles rein optional, Daten wie aktuelles Gewicht und Wunschgewicht angeben. Die Smartwatch errechnet dann den durchschnittlichen Kalorienverbrauch und schlägt ein Kaloriendefizit (bei Abnahme) vor, um das Wunschgewicht zu erreichen. Dazu müssen Nutzer dann nur noch angeben, wann sie welche Mahlzeiten zu sich genommen haben. Schade: Möglich ist nur Gewichtsabnahme oder das Gewicht zu halten, einen Plan für Gewichtszunahme etwa bei Muskelaufbau gibt es (bisher) noch nicht. Auf Wunsch bietet die Watch Fit 3 dafür nun auch ein Zyklustracking an.

    "Stay Fit": Die Smartwatch schlägt ein Kaloriendefizit vor, um das Wunschgewicht zu erreichen.
    "Stay Fit": Die Smartwatch schlägt ein Kaloriendefizit vor, um das Wunschgewicht zu erreichen.
    Rene Findenig

    Mit der Uhr zu besserem Schlaf und weniger Stress

    Abgerundet wird die Datenerfassung vom Schlaf- und Stresstracking. Das Schlaftracking erfasst die REM-Phasen ebenso wie Tiefschlaf und leichten Schlaf und rechnet aus den Unterbrechungen und Phasenwechseln einen Wert aus. Je näher dieser an 100 Punkten liegt, um so erholsamer war der Schlaf. Umso niedriger der Wert ist, umso mehr Tipps gibt die Uhr und die App, um die Schlafqualität zu verbessern. Generell funktioniert die Schlaferfassung gut, kleinere Problemchen bereitet aber etwa, wenn man sehr ruhig liegt und atmet, aber noch wach ist. Dann kann es oft passieren, dass die Uhr uns bereits ganz tief im Schlummerland wähnt.

    Die Schlafanalyse geht aber noch viel weiter, denn es können Aufnahmen gespeichert werden, wenn man im Schlaf spricht, die Uhr analysiert die Atmungsqualität und Schnarchen und zudem gibt es Atemübungen und Einschlafhilfen in Form von sanften Klängen, die die App auf Wunsch ausspielt. Gleichzeitig kann man sich Tipps abholen, wie der tägliche Stress reduziert werden kann, denn auch diesen erfasst die Uhr anhand Veränderungen der Herzfrequenz und anderen Messdaten. Verlass ist auf den eingebauten Wecker, der uns am nächsten Morgen zur eingestellten Uhrzeit mit Tönen oder Vibrationen aufweckt. Dazu gibt es eine extreme Laufzeit.

    Das Schlaftracking erfasst die REM-Phasen ebenso wie Tiefschlaf und leichten Schlaf.
    Das Schlaftracking erfasst die REM-Phasen ebenso wie Tiefschlaf und leichten Schlaf.
    Rene Findenig

    Huawei Watch Fit 3 im Test – quadratischer Langläufer

    Bei all den Messungen würde man meinen, dass die Smartwatch nur schwer einen Tag lang mit ihrem Akku durchhält. Hier leistet jedoch Huawei einmal mehr Unglaubliches. Selbst mit aktivierten Rundum-Messungen und einigen Sporteinheiten kommen Nutzer auf bis zu zehn Tage Laufzeit, bevor die Watch per mitgeliefertem Kabel und Pin-Anschlüssen an den Strom muss. In Sachen Akkulaufzeit sticht Huawei wie bei all seinen Smartwatches die Konkurrenz mächtig aus. Kleinere Kritikpunkte werden vor allem Nutzer verschmerzen, die sowieso nicht alle Funktionen einer Smartwatch nutzen wollen. Umständlich ist etwa die App-Installation.

    Anders als einige Tester behaupten, können Nutzer sehr wohl Apps aus der AppGallery auf die Huawei Watch Fit 3 installieren. Diese Möglichkeit findet sich versteckt in der Huawei Health App in einem Untermenü, auf der Uhr selbst ist die App-Installation nicht zu finden. Per Sprache bedienen dürfen die Uhr wiederum nur Besitzer von einem neueren Huawei-Smartphone mit HarmonyOS-Betriebssystem. Wiederum alle dürfen dafür Musik auf die Uhr streamen oder gleich dort ablegen und abspielen, Anrufe annehmen oder ablehnen und eingehende Nachrichten mit Emojis und Kurztexten beantworten. NFC haben nur manche Uhren-Modelle.

    Mit der Huawei Watch Fit 3 gelingt dem Unternehmen ein riesiger Sprung nach vorne und das günstige Modell kommt nun in der Smartwatch-Klasse an. Die an die Apple Watch erinnernde Optik gefällt richtig gut, das Tragegefühl ist angenehm und die Funktionen stehen der einer teuren Smartwatch in kaum einem Punkt nach. Unsere Highlights: Dass nun eine GPS-Funktion mit an Bord ist, die neuen Aufwärmtipps bei Trainings und die fast unfassbar lange Akkulaufzeit.

    Apple, Samsung, Google & Co. – die neuesten Smartphones im Test
    rfi
    Akt.