Neue Enthüllungen
Absprung von Grünen? Schilling präsentiert Gegenzeugen
Der Skandal um Lena Schilling weitet sich aus. Sie soll überlegt haben, die Grünen nach ihrer Wahl für die Brüsseler Links-Fraktion zu verlassen.
Am Dienstag platzte im "Standard" die nächste Bombe im Schilling-Skandal. Chatnachrichten und ehemalige Freunde sollen enthüllen, dass die Klima-Aktivistin in ihrem jungen Leben noch niemanden "so sehr gehasst" habe, wie die Partei für die sie nun als EU-Spitzenkandidatin antritt. Das habe sie noch im November des Vorjahres in ihr Telefon getippt, wenige Wochen bevor sie offiziell für die Grünen an den Start ging.
Und, was vielleicht noch schlimmer wiegen könnte: Lena Schilling solle geplant haben, die angeblich tief verachteten Grünen nach ihrer Wahl zu hintergehen und in eine andere Brüsseler Fraktion überzulaufen. Konkret soll sie mit einem Absprung in Richtung der Linken kokettiert haben. "Dann bin ich gewählt und die Grünen können nichts mehr machen muhahha", soll Schilling Vertrauten getextet haben.
Die 23-Jährige dementiert dies entschieden. Der APA präsentierte sich nun sogar ein von den Grünen vermittelter Gegenzeuge. Das Überraschende: Im Gegensatz zu all den anderen – mit Ausnahme von Sebastian und Veronika Bohrn-Mena – anonym gebliebenen Quellen des "Standard", tritt dieser öffentlich mit vollem Namen auf.
Linkes Absprung-Märchen
Gabriel Hofbauer-Unterrichter, ÖBB-Manager und SPÖ-Alsergrund-Sektionsvorsitzender, räumt mit den Gerüchten eines geplanten Schilling-Verrats an den Grünen nach ihrer Wahl auf. In dem geschilderten Gespräch im Laufe eines "privaten, feuchtfröhlichen" Abends – an dem er auch teilgenommen habe – sei die Idee, nach der Wahl zu den Linken zu wechseln, nicht von Schilling gekommen.
Diese sei "von anderen scherzhaft in den Raum gestellt" worden. Die Grünen-Spitzenkandidatin sei jedoch "in keiner Weise ernsthaft darauf eingestiegen", sagt der Sozialdemokrat und liefert Kontext: Der Freundeskreis der Jungpolitikerin sei "sehr von der Wiener Linken geprägt" gewesen.
"Stimmt nicht", sagt wiederum "Standard"-Aufdecker Fabian Schmid: "Es gibt mehrere Quellen, dieser Abend ist nicht Inhalt und es gibt auch Chats, die die Version unserer Quellen stützen." Der Zeitungsbericht bezieht sich dabei auf "Chats und Gespräche" im Jänner und Februar. Hofbauer-Unterrichter würde nun für ein gänzlich anderes Gespräch, Ende März, als Zeuge bürgen, wäre somit eine grüne Nebelgranate.
Jetzt packt Schilling aus
Kurz nach der Veröffentlichung des "Standard"-Artikels konterte Schilling auf X bereits selbst mit einer Gegendarstellung und zeigte auf, was sie den Reportern auf ihre zuvor übermittelten Anfragen geantwortet habe. Die in dem Enthüllungsbericht daraus zitierten Passagen waren ihr offenbar zu kurz gehalten.
Sie habe mit dem plötzlichen "Rollenwechsel" von der Aktivistin zur Politikerin sehr zu hadern gehabt, schreibt sie darin. Sie sei aufgrund ihres eher weit links angesiedelten Familienumfelds den Grünen von jeher kritisch gegenüber gestanden. "Im privaten Umfeld habe ich diese Kritik auch sicher hart geäußert."
Kommunisten "untragbar"
Die KPÖ, die sich ebenfalls um sie bemüht hatte, habe sie für sich aber immer ausgeschlossen: Die inhaltlichen Positionen der Kommunisten beim Klimaschutz, Ukraine-Krieg und anderen seien für sie "untragbar".
Inzwischen habe sie aber früher so verhassten Grünen "ins Herz geschlossen". Sie fühle sich bei der Öko-Partei "politisch angekommen".
Die Absprung-Gerüchte seien eben nur das, sagt Schilling. Sie stellt klar: "Ein solcher Schritt ist für mich absolut ausgeschlossen. Ich trete für die Grünen an, weil es die einzige Fraktion ist, die ernsthaft für den Klimaschutz kämpft."
Der Schilling-Skandal im Überblick
Vom Auffliegen bis zur aktuellsten Entwicklung: die Grüne EU-Kandidatin Lena Schilling ist in heftigen Turbulenzen.
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Auf den Punkt gebracht
- Der Skandal um Lena Schilling weitet sich aus, neue Chats enthüllen ihren angeblichen Hass auf die Grünen und ihre angeblichen Überlegungen, die Partei nach der Wahl zu verlassen
- Schilling dementiert die Vorwürfe und kritisiert die Veröffentlichung der privaten Chats als Tabubruch
- Sie betont ihre Verbundenheit mit den Grünen und lehnt einen Wechsel zur Links-Fraktion ab