Brisante Chats enthüllt
Absprung von den Grünen? Jetzt packt Schilling aus
Der Skandal um Lena Schilling weitet sich aus. Neue Chats enthüllen, dass sie "niemanden so sehr gehasst" hat, "wie die Grünen".
Die Journalisten des "Standard" und Lena Schilling werden wohl keine Freunde mehr. Am Dienstag nach Pfingsten legte die Zeitung mit einer neuen brisanten Enthüllung im bestehenden Skandal nach: "Ich habe niemanden so sehr gehasst wie die Grünen", tippte sie dem Bericht zufolge noch im November des Vorjahres in ihr Telefon.
Dies wäre schon "mein Leben lang" so gewesen, schrieb sie demnach weiter. Auch könne sie sich nicht mit den Grünen identifizieren, Nachsatz: "Aber vielleicht kann ich das lernen." Wenige Wochen später wurde sie mit 96,6 Prozent der Grün-Delegierten zur EU-Spitzenkandidatin der Öko-Partei gewählt. Auch diesen Moment soll sie im Vorfeld thematisiert haben: "dann bin ich gewählt und die Grünen können nichts mehr machen muhahha".
Der wohl schwerste Vorwurf der neuen Enthüllungen ist aber ein anderer: Schilling soll gegenüber Freunden mit dem Gedanken gespielt haben, die Grünen nach der Wahl sitzenzulassen und zur Links-Fraktion überzuwechseln. Das dementiert die Klima-Aktivistin vehement.
Entsetzt über "Tabubruch"
Kurz nach Veröffentlichung des brisanten "Standard"-Artikels antwortete Lena Schilling via X auf die darin erhobenen Vorwürfe, rechnete dabei auch scharf mit der Zeitung ab. Sie spricht von einem "Tabubruch".
"Wir haben eine Anfrage eines Redakteurs bekommen, die darauf schließen lässt, dass persönliche Chats, die ich mit meiner damaligen Freundin Veronika Bohrn-Mena sowie einer anderen Freundin aus der SPÖ ausgetauscht habe, Medien zugespielt wurden", schreibt sie über die Kontaktaufnahme des "Standards" in dieser neuen Causa.
Sie habe daraufhin angeboten, anhand von "konkreten Informationen und Belegen" zu antworten. Dieses Angebot sei aber abgelehnt worden. Dennoch habe sie eine schriftliche Stellungnahme zu den gestellten Fragen übermittelt.
Diese schaffte es aufgrund ihrer Länge aber naturgemäß nur auszugsweise in die finale Fassung des Artikels.
Jetzt sagt Schilling alles
Von den durch den "Standard" ausgewählten Zitaten fühlt sich Schilling aber offenbar nicht ausreichend repräsentiert, weshalb sie nun ihrerseits ihre GANZE Antwort auf die Presseanfrage veröffentlichte. Gehostet wird das Dokument auf einem Server der Grünen. Darin erteilt sie nicht nur den Wechselgerüchten eine harte Abfuhr.
Über ihre Kandidatur
"In meiner Rolle als Aktivistin, Kolumnistin und Autorin habe ich mich gegenüber allen Parteien, auch gegenüber den Grünen kritisch geäußert", schreibt die Jungpolitikerin darin. "Dass der Rollenwechsel von der Aktivistin mit Verbindungen in unterschiedlichste politische Lager zur Grünen Kandidatin nicht leicht werden würde, war mir immer klar".
Aufgrund dessen habe sie Ende November 2023 die Sorge kommuniziert, "als Spitzenkandidatin Schaden zu nehmen". Dies sei aus ihrer Sicht "eine naheliegende Unsicherheit vor einem solch großen Schritt, die auch viele Emotionen, Hochs und Tiefs miteinschließt."
Über die Chats
Die vom "Standard" angesprochenen Aussagen ehemaliger Vertrauter würden wohl auf Ausschnitten aus "höchstpersönlichen Konversationen mit meinem damals engsten Umfeld" beruhen, mutmaßt sie, ohne die konkreten Zeilen vorgelegt bekommen zu haben.
Gleich im nächsten Satz teilte sie gegen Veronika Bohrn Mena heftig aus. Diese habe ihr nicht nur von der Kandidatur abgeraten, sondern auch "versucht, die Grünen in ein schlechtes Licht zu rücken".
Über Grünen-"Hass"
"Ich komme aus einer sozialistisch-kommunistischen Familie und bin in der Wiener Linken sozialisiert, wo die Grüne Partei aufgrund ihrer pragmatischen Haltung und ihrer Rolle als Partei in einer Koalition mit der ÖVP sehr kritisch gesehen wird. Das gilt auch für Teile der Klimabewegung."
Auch sie habe sich in der Vergangenheit "sehr kritisch" gegenüber der Öko-Partei geäußert, gesteht sie ein: "Auch in der Phase der Annäherung an die Partei habe ich gehadert – insbesondere auch, weil ein Großteil meines damaligen politischen Umfelds sowie wichtige familiäre Bezugspersonen große Bedenken hatten." Dieses Verhältnis habe sich aber auch insbesondere durch ihre Kandidatur "stark verändert".
"Im privaten Umfeld habe ich diese Kritik auch sicher hart geäußert. Was mir aber schon länger klar war – auch in der Phase großer Skepsis – war, dass ich im Klimaschutz nur mit den Grünen gemeinsam etwas verändern kann."
Inzwischen habe sie die Grünen "als Organisation, in ihren Positionen und die Menschen, die dort für die gleichen Themen kämpfen wie ich, ins Herz geschlossen". Sie fühle sich "politisch angekommen".
Über Wechselgerüchte
"Der Vorhalt, ich hätte meinem sozialen Umfeld Erwägungen kommuniziert, dass ich mich nach erfolgter Wahl der Linksfraktion im Europaparlament anschließen könnte, ist falsch." Dies hätten Freundinnen, die in anderen Parteien tätig seien, in den Raum gestellt. Schilling stellt klar: "Ein solcher Schritt ist für mich absolut ausgeschlossen. Ich trete für die Grünen an, weil es die einzige Fraktion ist, die ernsthaft für den Klimaschutz kämpft."
"Die KPÖ, die sich mehrfach um mich bemüht hat und Teil der linken Fraktion wäre, habe ich für mich immer ausgeschlossen, weil ich mich dort inhaltlich nicht mehr aufgehoben gefühlt habe. Sowohl in der für mich zentralen Frage des Klimaschutzes, also auch zur Ukraine, Russland oder Rechtsstaatlichkeit hat die Linksfraktion Positionen, die für mich untragbar sind."
Über den Bohrn-Mena-Skandal
"In meinem absolut privaten Umfeld gab es in den vergangenen Monaten Zerwürfnisse, die leider auch an die Öffentlichkeit gezerrt werden." Ihrerseits gebe es keinerlei Interesse, vergangene Kränkungen anderer Menschen öffentlich weiter zu besprechen. "Ich möchte mich auf meine politischen Ziele und die Wahl konzentrieren und finde auch, dass dieser Einbruch in meine Privatsphäre einen Tabubruch darstellt."
Über Rücktrittsgerüchte
Rund um die Zerwürfnisse im privaten Umfeld sei auch auf sie viel Druck ausgeübt worden, ihre Kandidatur zurückzuziehen. Auch dies nun öffentlich zu diskutieren, sei "ein Tabubruch".
Sie hält an ihrem Wahlkampf fest: "So schwer es für mich zu nehmen war, dass ehemalige Freundinnen mich zum Rücktritt drängen und sich von mir abwenden wollten, stand für mich immer der Kampf für den Klimaschutz im Fokus. Der beste Ort, diesen zu verfolgen ist in Brüssel, weil dort die wesentlichen Weichen für den Klimaschutz in Europa gestellt werden."
Der Schilling-Skandal im Überblick
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Auf den Punkt gebracht
- Der Skandal um Lena Schilling weitet sich aus, neue Chats enthüllen ihren angeblichen Hass auf die Grünen und ihre angeblichen Überlegungen, die Partei nach der Wahl zu verlassen
- Schilling dementiert die Vorwürfe und kritisiert die Veröffentlichung der privaten Chats als Tabubruch
- Sie betont ihre Verbundenheit mit den Grünen und lehnt einen Wechsel zur Links-Fraktion ab