Schwere Vorwürfe, aber...
Kogler weiter sicher: "Schilling richtige Kandidatin"
Werner Kogler stellt sich einmal mehr hinter seine Spitzenkandidatin, ortet in der Causa Sexismus und die Verbreitung von Gerüchten.
Alle paar Jahre werden die Grünen von einem Skandal erfasst, der die Partei an ihre Grenzen bringt. Nun trifft es ausgerechnet ein Monat vor der EU-Wahl die Spitzenkandidatin Lena Schilling (23), die zuvor mit der Partei eigentlich nichts am Hut hatte. Sie soll üble Gerüchte über Kollegen und Journalisten verbreitet, einen Rücktritt eines Nationalratsabgeordneten verursacht haben und musste letztlich sogar eine Unterlassungserklärung unterzeichnen.
Obwohl diese Vorgänge auch Vertreter der Parteispitze betrafen, stellten sich diese – ohne mit der Wimper zu zucken – hinter die schwer in Bedrängnis geratene Polit-Neueinsteigerin. Andererseits wäre es für eine neue Personalie auf Listenplatz 1 auch bereits zu spät gewesen.
Ärgernis
Die Grünen gehen deswegen nun All-in; das zeigt auch ein neues Interview mit Vizekanzler und Parteichef Werner Kogler im "Kurier". Schon direkt zu Beginn ignoriert er die Frage danach, was ihn in der vergangenen Woche am meisten geärgert hat und sagt stattdessen, was erfreulich war.
Auf Nachhaken bezieht er dann aber doch noch zur aktuellen Causa Stellung, nennt sie ein "Ärgernis". Nicht aber wegen des vermuteten Verhalten Schillings, sondern weil es dabei "um Gerüchte und Gerede" gehe "ohne erkennbare politische Tangente". Der Inhalt des gerichtlich protokollierten Vergleichs werde "teilweise falsch wiedergegeben", behauptet Kogler, "sonst gibt es viel Hörensagen".
"Richtige Kandidatin"
Der Vorwurf lautet, Geschichten zu verbreiten nach dem Prinzip: "Der X hat vom Y was gehört, was der wiederum vom Z gehört haben soll – und der A und der B wissen auch etwas dazu." Schließlich zieht der Vizekanzler sogar die Sexismus-Karte: "Immer dann, wenn kompetente, junge Frauen den Schritt in die Politik wagen, wird auf sie plötzlich mit besonderer Energie hingehauen."
Für ihn steht jedenfalls fest: "Lena Schilling ist die richtige Kandidatin für diese Wahl." Noch mehr, sie sei "eine glaubwürdige Kämpferin und kompetente Politikerin".
Auf den Punkt gebracht
- Die Grünen stehen kurz vor der EU-Wahl unter Druck, nachdem schwere Vorwürfe gegen die Spitzenkandidatin Lena Schilling erhoben wurden
- Trotzdem verteidigt Parteichef Werner Kogler sie und bezeichnet sie als die richtige Kandidatin für die Wahl, während er die Medien kritisiert und die Sexismus-Karte zieht