Skandal um Grüne
Schilling packt jetzt mit überraschendem Statement aus
Am Freitagabend meldet sich im Polit-Skandal überraschend die Protagonistin Lena Schilling zu Wort. Sie entschuldigt sich.
"Es tut mir leid, dass ich mich in den letzten Tagen so wenig persönlich gemeldet hab." Mit diesen Worten beginnt die Grünen-EU-Spitzenkandidatin, die seit Tagen im Zentrum eines Skandals steht, ein neues Statement auf Instagram. Lena Schilling kommt auch gleich zur Sache. "Es sind gerade ziemlich viele Gerüchte und Behauptungen im Umlauf über mich, und ich hätte nie gedacht, dass das alles in der Öffentlichkeit so über mich diskutiert wird. Ich habe gesagt, ich will immer offen sein mit euch, und das will ich jetzt mit diesem Video einlösen."
Im ersten Punkt geht es um den "Vergleich, der kursiert, den ich unterschrieben habe". Schilling rechtfertigt sich damit: "Ich habe mir Sorgen um meine Freundin gemacht und habe das damals mit meinem engsten Umfeld besprochen. Ich glaube, eigentlich ist das auch recht normal. So bin ich erzogen worden, und das finde ich eigentlich auch wichtig. Ich weiß aber, dass ich damit jemanden gekränkt habe, und das tut mir sehr leid, weil ich wollte nie, dass es weitererzählt wird und in der Öffentlichkeit diskutiert ist." Das sei auch der Grund, warum Schilling den Vergleich überhaupt unterschrieben habe, wie sie nun behauptet.
„Er ist handgreiflich gegenüber einem anderen Mann geworden und hat deshalb dann sein Amt zurückgelegt“
Der Hintergrund: Die Neo-Politikerin hatte mutmaßlich behauptet, dass Ex-Politiker und Umweltaktivist Sebastian Bohrn Mena seine Frau Veronika Bohrn Mena schlagen würde und sie deshalb ihr ungeborenes Kind verloren hätte. Die Bohrn Menas nahmen das nicht hin; Schilling unterzeichnete letztlich im April eine Unterlassungserklärung. Somit darf sie diese Aussage nicht mehr tätigen. "Hätten wir nichts gesagt, hätten alle die Lügen geglaubt", heißt es von Veronika Bohrn Mena. Und: "Wer sich um eine Freundin sorgt, sollte sich jedenfalls anders verhalten", hieß es in Bezug auf Schilling.
Zurück zum Video-Statement, in dem sich Schilling, die eigentlich erst die Behauptungen aufgestellt hatte, verständnislos darüber zeigt, dass die Causa nun in die Öffentlichkeit getragen werde – das könne sie "schwer verstehen", "weil in Wahrheit hilft das glaube ich niemandem". Außerdem nimmt Schilling zum "Rücktritt eines Abgeordneten" Stellung. "faktisch falsch" sei, dass behauptet wurde, ein Abgeordneter habe wegen Schillings Vorwürfen der Belästigung zurücktreten müssen, erklärt die Jungpolitikerin: "Er ist handgreiflich gegenüber einem anderen Mann geworden und hat deshalb dann sein Amt zurückgelegt."
„Sigi Maurer hat recht mit ihrer Behauptung, dass es nie eine Belästigung meinerseits gab. Was es allerdings schon gab, waren die Belästigungsvorwürfe“
Der Hintergrund in dieser Causa: Die 23-Jährige soll im Oktober behauptet haben, vom ehemaligen Nationalratsabgeordneten Clemens Stammler bei einem Diskobesuch in Wien bedrängt worden zu sein. Ein Journalist eilte Schilling daraufhin zu Hilfe, wurde in weiterer Folge vom grünen Ex-Politiker tätlich attackiert, hieß es. Der Oberösterreicher trat eine Woche nach dem Vorfall von seinen politischen Funktionen zurück, sprach vom "größten Fehler seines Lebens". Im "Standard" erklärte Stammler, die Grünen-Parteispitze habe nie versucht, die Belästigungsvorwürfe aufzuklären und Schilling habe ihn erst in die Disko eingeladen und dann dort vor anderen Gästen behauptet, er habe sie belästigt.
Skandal-Schilling: "Ich bin als Mensch sehr in Ordnung"
In einer internen Sitzung, in der Stammlers Rücktritt beschlossen wurde, soll die Grüne Klub-Vorsitzende Sigi Maurer verschwiegen haben, dass es sich bei dem mutmaßlichen Belästigungsopfer um Schilling gehandelt habe. Mehrere Grüne bestätigen gegenüber dem "Standard", dass sich Maurer schützend vor Schilling anstatt vor ihren Abgeordneten gestellt habe. "Es gab und gibt keinen Belästigungsvorwurf gegen Clemens Stammler, ein solcher wurde auch nie behauptet", betonte Maurer. Stammler widersprach: "Sigi Maurer hat recht mit ihrer Behauptung, dass es nie eine Belästigung meinerseits gab. Was es allerdings schon gab, waren die Belästigungsvorwürfe", so der Oberösterreicher. Und aus dieser Causa sei Schillings Namen partout herausgehalten worden.
„Ich verstehe nicht, warum das jetzt wieder aufgewärmt wird“
Stammler habe mit seinem Rücktritt Verantwortung übernommen, und "damit könnte es auch gut sein", so Schilling, die nicht verstehe, "warum das jetzt wieder aufgewärmt wird". Die Anschuldigungen gegen Stammler sind jedoch nicht die einzigen, die Schilling in der jüngeren Vergangenheit erhoben haben soll. Außerdem soll Schilling auch Gerüchte über Maurer verbreitet haben. So wurden der Klubchefin mehrere Affären mit Grünpolitikern und Journalisten angedichtet. Zudem soll sie in der Zeit, in der ihre Spitzenkandidatur publik wurde, durch Maurer "unangenehm und übergriffig" bedrängt worden sein.
Vorwürfe, auf die Schilling nun ebenfalls einzugehen versucht: Das stimme nicht, "die Sigi ist eine gute Freundin von mir". Am Ende des Videos heißt es: "Ich habe mich schon dafür entschuldigt, dass ich schon mal in der Vergangenheit ein Gerücht, das mir wer erzählt hat, weiterverbreitet habe. Das habe ich so wie ganz viele andere Menschen wahrscheinlich auch. Aber das macht es nicht gescheiter. Was ich sicher niemals wollte, ist irgendjemanden zu kränken." Dann kommt aber auch noch ein weiterer Fall zur Sprache: So soll die ehemalige Klima-Aktivistin auch einem Journalisten vorgeworfen haben, sie belästigt zu haben.
„Ich bin niemals mit einer Beschwerde zu einem Chef, einer Chefin, der Personalabteilung oder so ähnlich gegangen, weil ich nie jemandem schaden wollte“
Der Arbeitgeber des Mannes untersuchte den Fall damals, konnte jedoch kein relevantes Fehlverhalten feststellen. Schilling nun zu dieser Causa: "Ich bin niemals mit einer Beschwerde zu einem Chef, einer Chefin, der Personalabteilung oder so ähnlich gegangen, weil ich nie jemandem schaden wollte." Am Ende heißt es noch: "Ich bin nicht perfekt, ich mache Fehler und ich mag daraus lernen. Und trotzdem: Mein Herz ist politisch und es schlägt für eine bessere Welt. Und um die möchte ich kämpfen und werde ich kämpfen. Am liebsten mit euch gemeinsam." Sie freue sich auf den Wahlkampf, so Schilling.