Neue Turbulenzen in Rot
"Wahl wird stattfinden": Brisanter Brief schockt SPÖ
Partei-Rebell Rudolf Fußi verschärft die Gangart gegen Andreas Babler, will ihn ablösen. SPÖ-Granden sind verärgert: "Wir haben einen Vorsitzenden."
Die neuen Turbulenzen kommen für die SPÖ zur Unzeit: Während der laufenden Sondierungsgespräche mit der ÖVP über eine etwaige Koalition, sieht sich die Partei mit einer Reihe interner Themen konfrontiert. Wie berichtet, trat David Egger-Kranzinger im Oktober als Chef der Salzburger SPÖ zurück. Am Wochenende warf nun auch Oberösterreichs Michael Lindner hin.
Fußi verschärft Gangart
Wäre das nicht schon genug, verschärft jetzt Partei-Rebell Rudolf Fußi seine Gangart gegen SPÖ-Vorsitzenden Andreas Babler. Wie berichtet, will der Unternehmer neuer SPÖ-Chef werden. Derzeit sammelt er Unterschriften, um eine Mitgliederbefragung unter den Parteifunktionären zu erzwingen. Damit es zu der Kampfabstimmung zwischen Babler und ihm kommt, benötigt er Unterschriften von rund 14.000 SPÖ-Mitgliedern aus mindestens vier Bundesländern.
Fußi – er weilt derzeit auf Kreta – schickte zuletzt einen Anwaltsbrief an seine Partei und droht jetzt in einem Brief an die Bundespartei und alle Landesorganisationen: "Ich werde die Kampagne nun intensivieren." Der Startschuss soll nach seiner Rückkehr am 11.11. (übrigens Faschingsbeginn) erfolgen. In den darauffolgenden Wochen will er online und in Medien einen offenen Brief publizieren und Tageszeitungen Unterstützungserklärungen beilegen. Die entsprechenden finanziellen Mittel dafür seien bereits sichergestellt, schreibt er in dem Brief, der "Heute" vorliegt.
Fußi glaubt an Wahl
Darin stellt er klar: "Es besteht daher für mich kein Zweifel, dass eine Vorsitzendenwahl stattfinden wird. Auch wenn viele von Euch dies noch nicht glauben mögen, es wird so sein. Es ist aber völlig offen natürlich, wie diese ausgehen wird."
Österreich-Tour geplant
Er kündigt auch eine Tour durch Österreich an. Im Zuge dieser möchte Fußi "den jeweiligen Landesparteivorständen meine Pläne für die Neuaufstellung von Partei und Republik präsentieren". Eine "Ehre" wäre es ihm darüber hinaus, beim nächsten Bundesparteivorstand geladen zu werden. Und wie reagiert die SPÖ? Mehrere Genossen reagieren im Gespräch mit "Heute" irritiert: "Wir haben einen gewählten Vorsitzenden. Dieser neuerlicher interne Machtkampf vor zwei wichtigen Landtagswahlen stärkt ausschließlich unsere politischen Gegner." Fußi hingegen spricht von der Notwendigkeit eines Neustarts.
Für wen kämpft Fußi?
Für Stirnrunzeln unter Spitzen-Roten sorgt die Passage über Fußis Programm, das er derzeit "mit den besten Experten des Landes" auf Kreta erarbeite. Es stelle "eine Weiterentwicklung des Plan A meines Freundes Christian Kern dar".
Ein Parteigrande wirft die Frage auf: "Das ganze Unterfangen ist ja nicht günstig. Kämpft er diesen Kampf in Wahrheit für einen aussichtsreicheren Gegenkandidaten zu Babler?" Ein anderer Genosse meint auf "Heute"-Anfrage dazu: "Dass eine solche Dynamik entsteht ist nicht auszuschließen. Interessant wäre zu wissen, mit wem er da auf Kreta ist."
"Neuer Weg" statt "Plan A"
Wie auch immer. Fußi taufte seinen Plan "Der neue Weg. Aus einer stolzen Vergangenheit gemeinsam in eine gute Zukunft gehen", das erste Kapitel soll am Mittwoch präsentiert werden. Im Fokus des Unternehmers mit langjährigem Wirtschaftskammer-Wien-Mandat: "Das Kapitel 'Rot-weiß-rotes Wirtschaftswunder', weil es die Grundlage dafür liefert, unseren Wohlstand zu erhalten und wieder auszubauen."
Auch wie die Partei künftig geführt werden soll, will Fußi in seinem Manifest beantworten. Ein hochrangiger Roter sagt: "Ich kenne niemand Nennenswerten in unserer Partei, wirklich niemanden, der von diesem Treiben nicht peinlich berührt ist."
Insider: "Er kennt Mitglieder gar nicht"
Und wie sind die 10.000 Unterstützer einzustufen, die Fußi laut eigenen Angaben bereits zusammengetragen haben will? Ein Insider: "Rudi kennt ja die Mitglieder gar nicht, kann daher auch nicht wissen, ob es Mitglieder sind ..."
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- In der SPÖ herrschen derzeit interne Turbulenzen, da Partei-Rebell Rudolf Fußi den Vorsitzenden Andreas Babler ablösen will und eine Mitgliederbefragung anstrebt
- Während wichtige Sondierungsgespräche mit der ÖVP laufen, sorgt Fußis Vorhaben für Unruhe und Verärgerung innerhalb der Partei, da viele Genossen den Zeitpunkt für unpassend halten und befürchten, dass dies den politischen Gegnern in die Hände spielt