"Entstellt unsere Religion"

IGGÖ verurteilt "abscheulichen" IS-Terror in Villach

Die Islamische Glaubensgemeinschaft verurteilt die Bluttat eines IS-Fanatikers scharf: "Diese abscheuliche Tat ist durch nichts zu rechtfertigen."
Newsdesk Heute
17.02.2025, 15:47

Ein 23-jähriger asylberechtigter Syrer hat am Samstag auf mehrere Personen eingestochen, den 14-jährigen Alex getötet, weitere fünf Menschen teils schwer verletzt. Nur die Heldentat eines anderen Syrers konnte noch Schlimmeres verhindern. Alaaeddin Alhalabi (42) rammte den Attentäter mit seinem Auto, so dass dieser sein Messer verlor. Nach sieben Minuten konnte die Polizei den mutmaßlichen IS-Terroristen schließlich stellen. Dabei lachte er den Beamten widerlich ins Gesicht.

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) reagierte noch am Sonntag sind zutiefst schockiert und verurteilte die scheinbar islamistisch motivierte Bluttat aufs schärfste: "Diese abscheuliche Tat steht in völligem Widerspruch zu den Werten unseres Glaubens und ist durch nichts zu rechtfertigen. Die Instrumentalisierung des Islams für extremistische Zwecke entstellt unsere Religion und wird gezielt genutzt, um Hass und Gewalt zu verbreiten und Angst und Chaos in der Gesellschaft zu säen", heißt es in der diesbezüglichen Pressemitteilung.

IGGÖ-Präsident Ümit Vural betonte mit Nachdruck: "Diese Gewalttaten, die unter missbräuchlicher Berufung auf den Islam begangen werden, haben mit den wahren Werten unseres Glaubens nichts gemein. Jegliche Form von Gewalt und Terrorismus ist eine Verzerrung dieser Werte und stellt einen Angriff auf die Gesellschaft und die Harmonie der menschlichen Gemeinschaft dar. Ideologien, die unsere Religion für ihre verwerflichen Ziele instrumentalisieren, sind eine Gefahr für unsere Gesellschaft und müssen mit aller Entschlossenheit bekämpft werden."

Die IGGÖ setze sich ohne Einschränkung für ein friedliches und respektvolles Miteinander ein und spreche den Opfern sowie ihren Familien ihr tiefstes Mitgefühl aus. In enger Abstimmung mit der Islamischen Religionsgemeinde Kärnten prüfe man derzeit, welche seelsorgerische Unterstützung und weitere Hilfsangebote organisiert werden können, um den Betroffenen beizustehen und Solidarität zu zeigen.

Im Rahmen des Freitagsgebets in Villach soll es Friedensgebet geben, an dem auch Vural teilnehmen werde, so IGGÖ-Sprecherin Valerie Mussa zur "Kleinen Zeitung": "Zudem versuchen wir, einen Trauermarsch in Villach zu organisieren." Dazu sei man bereits im Gespräch mit der Stadt: "In dieser schwierigen Zeit ist es von besonderer Bedeutung, dass alle gesellschaftlichen Gruppen zusammenarbeiten und ihre Solidarität sichtbar machen."

"Wir kommen gegen Online-Radikalisierung nicht mehr an"

Gleichzeitig arbeite die IGGÖ bereits im islamischen Religionsunterricht und in den eigenen Moscheen daran, Kinder und Jugendliche gegen Radikalisierung zu immunisieren und aufzuklären. "Dabei geht es darum, die Argumente von Hasspredigern und Online-Influencern theologisch zu entkräften und richtig einzuordnen, zudem arbeiten wir mit Jugendlichen, extremistische Inhalte zu dekonstruieren und helfen bei der De-Radikalisierung", erklärt Mussa.

Das Problem: "Wir kommen an den Personenkreis, der jetzt als Täter in Erscheinung tritt, nicht heran, weil sie sich über die digitalen Plattformen radikalisieren und erst gar nicht zum Unterricht oder in unsere Moscheen kommen."

Die IGGÖ befinde sich in engem Austausch mit Behörden und Verfassungsschutz. Die große Frage bleibe aber, wie Asylwerber erreicht werden könnten. "Wir kommen gegen die Online-Radikalisierung nicht mehr an. Hier braucht es rechtliche Maßnahmen, um dagegen vorzugehen", so die staatlich anerkannte Vertretung der Musliminnen und Muslime in Österreich.

Held von Villach

Noch Schlimmeres verhindert hat Alaaeddin Alhalabi (42). Der Vater dreier Kinder stammt ebenfalls aus Syrien und lebt nach eigenen Angaben seit neun Jahren in Villach und liebt die Stadt. Als er blutende Menschen am Boden entdeckte, handelte er sofort und rammte den Messer-Attentäter mit seinem Auto.

"Ich habe nur gewusst, ich musste ihn stoppen. Gott sei Dank flog ihm dann das Messer direkt aus der Hand", sagt Alhalabi. Die Polizei spricht von einer "Heldentat". Der couragiere Einwanderer von Bürgerpflicht: "Ich habe nur gemacht, was ich machen musste."

Radikale Islamisten bezeichnet er als "Idioten": "Ich bin auch aus Syrien, ich habe keine Ahnung, warum die Menschen so etwas machen. Unsere Religion sagt so etwas nicht. Vielleicht verstehen einige Idioten die Religion falsch. Wir lieben alle Menschen, wir sind alle Menschen".

Mehr dazu: Held von Villach verhinderte noch größeres Blutbad

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