Sicherheitsexperte prescht vor

Nach Terror-Anschlag: Villach bekommt eine Bürgerwehr

Hahnenkamm-Securitychef Berger will Villach sicherer machen und eine Bürgerwehr aufstellen. Aber: Die Polizei hält nichts von dieser "Unterstützung".
Newsdesk Heute
17.02.2025, 10:36

Nach der abscheulichen Bluttat eines mutmaßlichen IS-Terroristen geht in Villach die Angst um. Ein 23-jähriger asylberechtigter Syrer hat am Samstag auf mehrere Personen eingestochen, den 14-jährigen Alex getötet. Nur die Heldentat eines anderen Syrers konnte noch Schlimmeres verhindern. Alaaeddin Alhalabi (42) rammte den Attentäter mit seinem Auto, so dass dieser sein Messer verlor. Erst danach wurde er von der Polizei gestellt.

Jetzt soll Villach eine eigene Bürgerwehr bekommen. Der Security-Chef der Kitzbühler Streif will die Sicherheit der Bevölkerung nun in die eigene Hand nehmen. "Ich gründe eine klassische Bürgerwehr. Solche Initiativen gibt es seit dem 19. Jahrhundert, um das Volk zu schützen. Wir werden mit Patrouillen in enger Zusammenarbeit mit der Polizei für Sicherheit sorgen", sagt Manfred Berger (63) zur "Kleinen Zeitung".

Er ist seit über 20 Jahren als Sicherheitschef mit 40 Mitarbeitern für den reibungslosen Ablauf des prestigeträchtigen Hahnenkamm-Rennens auf der Kitzbühler Streif verantwortlich. Seine Kinder leben in Villach.

Die Idee dazu habe er schon lange, nun habe er traurigen Anlass für die konkrete Umsetzung, so der Experte. Schon bald soll die Facebook-Seite "Bürgerwehr Villach" online gehen, freiwillige, ehrenamtliche Mitarbeiter werden gesucht.

"Wollen nicht die Polizei ersetzen"

Diese sollen dann zu dritt oder viert primär während der Öffnungszeiten der Geschäfte und in der frühen Nachtstunden patrouillieren. "Wir wollen nicht die Polizei ersetzen, sondern die Beamten unterstützen und sie im Ernstfall benachrichtigen", sagt Berger. "Die Bürgerwehr soll Gefahrensituationen in Ansätzen erkennen und Täter festhalten."

Er will seine Truppe dazu mit einheitlichen Warnwesten in dunklem Türkis, sowie Funkgeräten, Pfefferspray und Elektroschockern ("zum Selbstschutz") ausstatten. Die Kosten stemmt er vorerst aus Eigenmitteln, er hofft darauf, das Vorhaben später über freiwillige Spenden und unterstützende Unternehmen finanzieren zu können.

Sollte sich das Konzept bewähren, will er seine Bürgerwehr auch in Klagenfurt auf die Straße bringen. Findet er genug Personal, auch in weiteren Kärntner Städte.

"Es braucht keine Bürgerwehr"

Die Polizei, die Berger unterstützen will, hält von den privaten Aufpassern wenig: "Eine Bürgerwehr hätte diesen Anschlag nicht verhindert. Es besteht definitiv keine Notwendigkeit für Maßnahmen durch private Personen", zitiert die "Kleine Zeitung" Polizeisprecher Rainer Dionisio. Es sei Aufgabe der genau dafür ausgebildeten Polizei, für Sicherheit zu sorgen. Seine Ansage ist klar: "Es braucht keine Bürgerwehr".

Held von Villach

Noch Schlimmeres verhindert hat Alaaeddin Alhalabi (42). Der Vater dreier Kinder stammt ebenfalls aus Syrien und lebt nach eigenen Angaben seit neun Jahren in Villach und liebt die Stadt. Als er blutende Menschen am Boden entdeckte, handelte er sofort und rammte den Messer-Attentäter mit seinem Auto.

"Ich habe nur gewusst, ich musste ihn stoppen. Gott sei Dank flog ihm dann das Messer direkt aus der Hand", sagt Alhalabi. Die Polizei spricht von einer "Heldentat". Der couragiere Einwanderer von Bürgerpflicht: "Ich habe nur gemacht, was ich machen musste."

Radikale Islamisten bezeichnet er als "Idioten": "Ich bin auch aus Syrien, ich habe keine Ahnung, warum die Menschen so etwas machen. Unsere Religion sagt so etwas nicht. Vielleicht verstehen einige Idioten die Religion falsch. Wir lieben alle Menschen, wir sind alle Menschen".

Mehr dazu: Held von Villach verhinderte noch größeres Blutbad

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