"Tut mir im Herzen weh"
KTM-Fehler – Händler wütet über "obergescheite" Manager
Bernhard Walzer ist mit KTM eng verbunden, betreibt in Spielberg den großen Flagship Store. Er hatte schon vor Jahren vor Management-Fehlern gewarnt.
KTM ist für Bernhard Walzer (51) mehr als nur irgendeine Motorrad-Marke. Er war früher Werksfahrer, kletterte auf den Maschinen den Erdberg rauf und runter. Heute betreibt er den einzigen steirischen KTM-Flagshipstore direkt an der Zufahrt zum Red Bull Ring in Spielberg – die Krise trifft auch ihn.
"Ich habe momentan 273 Neufahrzeuge mit einem Wert von mehr als vier Millionen Euro auf Lager, das ist viel zu viel für einen Händler meiner Größe", seufzt der 51-Jährige im Gespräch mit der "Kleinen Zeitung". Er habe alle Maschinen kaufen müssen, die Kundschaft sei aber derzeit so verunsichert, dass er die Absatzzahlen eingebrochen sind.
Walzer muss nun mit Geld von der Bank Liquidität schaffen. Das bekomme er auch, denn er habe mit Ausnahme des ersten Jahres die letzten drei Jahrzehnte immer positiv gewirtschaftet. In seinen KTM-Stores und der freien Autowerkstatt beschäftigt er 14 Mitarbeiter, hat einen Jahresumsatz von rund sechs Millionen Euro.
„Dass Mitarbeiter ihre Jobs verlieren und kurz vor Weihnachten ihre Löhne nicht ausbezahlt bekommen, tut mir im Herzen weh.“
Das Unternehmen von Walzer steht also im Vergleich mit KTM noch gut da. Deshalb will sich der Steirer nicht zu sehr in Selbstmitleid verlieren, sondern blickt sorgenvoll in Richtung Mattighofen: "Dass Mitarbeiter ihre Jobs verlieren und kurz vor Weihnachten ihre Löhne nicht ausbezahlt bekommen, tut mir im Herzen weh."
Vom Management nicht ernst genommen
Dass der Konzern viele Warnungen in den Wind geschlagen habe, verärgert den 52-Jährigen. Auch er hatte vor groben Fehlern gewarnt: "Ich habe schon vor zwei Jahren gesagt, bitte hört mit dieser Überproduktion auf." Damit sei er nicht der einzige gewesen, "aber das Management hat es nicht ernst genommen".
„Da dringt man bei den obergescheiten Studierten nicht durch.“
Er habe immer empfohlen, große Händler mehr einzubeziehen, da diese besser wüssten, was von Kunden nachgefragt wird: "Aber da dringt man bei den obergescheiten Studierten nicht durch." Auch ein Bonus-System sei kontraproduktiv, da es den Preiskampf unter Händlern weiter anheizen würde. In der derzeitigen Krise würden die Maschinen teilweise schon mit Rabatten bis 20 Prozent zum Verkauf ausgeschrieben.
Durchtauchen, bis Motor wieder anspringt
Trotz aller Fehler will Walzer KTM-Boss Stefan Pierer nicht verdammen. Es werde zu schnell vergessen, was dieser Mann geleistet und aufgebaut habe. Der Steirer jedenfalls glaubt an den Fortbestand der starken Marke, doch müsse sich das Unternehmen jetzt "gesund schrumpfen".
Er hofft wie alle darauf, dass der Motor im Frühjahr wieder anspringt: "Bis dahin tauchen wir schon durch."
750 Mitarbeiter müssen gehen
Bei KTM in Mattighofen kommt es jetzt zu einem Treffen der Arbeitnehmervertreter. Dort wird, in Abwesenheit des Managements ("nicht eingeladen") besprochen, wer von den Kündigungen betroffen sein wird. 750 Beschäftigte sollen abgebaut werden, soziale Härtefälle aber vermieden werden.
Am Freitag folgt dann ein erstes Gläubigertreffen in Ried, ein Großteil davon sind Banken und Zulieferbetriebe.
Auf den Punkt gebracht
- Bernhard Walzer, Betreiber des KTM-Flagshipstores in Spielberg, kritisiert das Management von KTM scharf für deren Überproduktion und mangelnde Einbeziehung großer Händler, was zu erheblichen finanziellen Problemen geführt hat.
- Trotz der aktuellen Krise und seiner Enttäuschung über die Entscheidungen des Managements, hofft Walzer auf eine Erholung der Marke im Frühjahr und betont die Notwendigkeit, dass sich das Unternehmen gesund schrumpft.
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