Großes Zittern im Innviertel

"Russisch-Roulette": Existenzangst bei KTM-Mitarbeitern

Vor zwei Wochen wurde bekannt, dass KTM pleite ist. Dutzende Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. Jetzt berichtet eine mitbetroffene Frau über die Lage.

Johannes Rausch
"Russisch-Roulette": Existenzangst bei KTM-Mitarbeitern
Die Lage bei KTM bleibt angespannt, Mitarbeiter fürchten um ihre Jobs. (Symbolbild)
Manfred Fesl, iStock

Eine ganze Region ist in der vermeintlich stillen Jahreszeit von purer Verzweiflung getrieben. Der Motorrad-Hersteller mit Hauptsitz in Mattighofen (Bez. Braunau) ist in die Insolvenz gerutscht. Laut Kreditschutzverband betragen die Schulden des Innviertler Unternehmens rund 1,8 Mrd. Euro. Wie berichtet, waren diese Woche Teams der Arbeiterkammer Oberösterreich drei Tage in Mattighofen, um die Betroffenen der Pleite zu informieren.

Wie ist die Stimmung derzeit vor Ort? "Die Leute haben berechtigte Existenzangst", berichtet eine Frau gegenüber "Heute". Sie ist selbst indirekt von dem wirtschaftlichen Fiasko betroffen, möchte anonym bleiben. "Ob es ein Familienmitglied, das im Betrieb arbeitet, treffen wird, weiß ich nicht." Die Lage sei derzeit mit Russisch-Roulette vergleichbar.

Besonders tragisch: "Mitarbeiter werden gekündigt, obwohl ihnen gesagt wurde, dass das nicht passieren wird", erklärt die verzweifelte Innviertlerin. Sie schildert weiters, dass Menschen unabhängig von ihrem Alter oder der Dauer der Betriebszugehörigkeit einfach "weggeworfen" werden würden.

Mitarbeiter werden gekündigt, obwohl ihnen gesagt wurde, dass das nicht passieren wird.
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"Es gibt den Fall, dass einer, der fast 25 Jahre bei KTM gearbeitet hat, zwei Jahre vor Pensionsantritt gekündigt wurde", so die verärgerte Frau. Die Firma habe sich auch von Personen verabschiedet, die seit mehr als 30 Jahren dabei waren.

Ebenfalls bitter: Über den betrieblichen internen Kommunikationskanal würden Beschäftigte "immer wieder wechselnde Informationen" erhalten, die sich dann "in Luft auflösen". Darunter zum Beispiel angesagte Gehaltszahlungen.

Am Freitag erfuhren die Mitarbeiter, dass die versprochenen Löhne nun doch nicht noch im Dezember ausbezahlt werden können. "Uns ist bewusst, dass euch die Nichtdurchführung gerade in der Weihnachtszeit vor Herausforderungen stellt", steht in der Nachricht auf der internen Mitarbeiter-App.

Mitarbeiter zur Unterschrift gedrängt

Wie die Redaktion von einer Betroffenen erfahren hat, wurde allen gekündigten Mitarbeitern am vergangenen Freitag eine Blanko-Vorlage zur Unterschrift vorgelegt. Jene – wie sie selbst – , die dem nicht nachgekommen sind, seien am Montag in einem Einzelgespräch vom Unternehmen zur Unterzeichnung des vorzeitigen Austritts gedrängt worden.

Der Frau, die ebenfalls anonym bleiben möchte, sei sogar gedroht worden: "Wenn du nicht unterschreibst, dann putzt du das Klo!" Alternativ hätte sie in einer anderen Abteilung arbeiten sollen, zum Beispiel im Lager.

"Heute" fragte bei der Konzern-Kommunikation nach. Auf die Frage, ob Mitarbeiter tatsächlich zur Unterzeichnung des vorzeitigen Austritts aus dem Konzern gedrängt worden sind, betonte der Sprecher: "Wir üben selbstverständlich grundsätzlich keinen derartigen Druck auf Mitarbeiter aus."

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die Insolvenz des Motorrad-Herstellers KTM hat im Innviertel zu großer Verzweiflung und Existenzängsten bei den Mitarbeitern geführt.
    • Trotz Versprechungen, dass keine Kündigungen erfolgen würden, verlieren viele langjährige Mitarbeiter ihre Jobs, und es herrscht Unsicherheit und Unmut über die wechselnden Informationen und den Druck zur Unterzeichnung von Austrittsvereinbarungen.
    JR
    Akt.