Betroffene Arbeiter berichten

"Das ist alles grauenhaft" – KTM-Insider packt aus

Den letzten Lohn bekamen die Arbeiter vor einem Monat. Im Dezember wurden im Schnitt 300 Euro überwiesen.

Michael Pollak
"Das ist alles grauenhaft" – KTM-Insider packt aus
Eines von Hunderten Schicksalen: Alex W. (Symbolfoto) muss zur Arbeit erscheinen, obwohl die Produktion stillsteht.
MANFRED FESL / APA / picturedesk.com, iStock

Er ist jung, kräftig und arbeitswillig. Aber arbeiten darf er nicht. Alex W. (36, er will aus verständlichen Gründen anonym bleiben) ist ein Opfer der KTM-Insolvenz. Seit Jahren ist er in der Produktion am Hauptsitz Mattighofen (OÖ) beschäftigt. Vor wenigen Tagen bekam er seine Kündigung ausgehändigt.

Die vergangenen Tage waren die reinste Hölle. "Wir gekündigten mussten schon bald wieder unserer Arbeitspflicht nachkommen", sagt Alex W. zu "Heute". Was das heißt: "Etwa 30 in unserer Abteilung saßen einfach im Aufenthaltsraum. Da gibt es eine Kaffeemaschine und einen Kühlschrank. Wir haben viel geredet, manche sind rauchen gegangen – das ist reine Schikane." Dann sagt er noch: "Das ist grauenhaft, habe ich mich beim Betriebsrat beschwert. Er meinte einfach, das ist unsere 'Arbeitspflicht' – Frechheit!"

Jobsuche mitten im Advent

Nur manche Kollegen sind nicht da. Sie nehmen sich einen "Arbeitssuchtag", um den nächsten Job zu finden. Mitten im Advent wohl keine leichte Aufgabe.

Arbeit gab es schon jetzt keine im Betrieb, berichtet Alex W., doch die Chefs bestanden auf die Anwesenheit der Mitarbeiter. Sie mussten acht Stunden täglich einfach absitzen.

"Chefs übten Druck aus"

Was dahinter steckt? Wenige Tage nach der Kündigung wurden Mitarbeiter ins Personalbüro zitiert. Zu fünft traten sie vor. Drinnen war die Personalchefin und zwei Betriebsräte. Sie sollten ein Formular zum vorzeitigen Austritt unterschreiben. "Die Chefs übten Druck auf uns aus, ihnen war es sehr wichtig, dass wir unterzeichnen", sagt Alex W.

Er weigerte sich und fragte nach bei der Arbeiterkammer. Die Erklärung: Der Insolvenzfonds übernimmt den Lohn für die, die unterschreiben. Für die anderen muss KTM aufkommen, so erklärt es Alex W. im Gespräch.

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"Heute" kontaktierte Hans Lang, den Konzernsprecher. Das sagt er zum Vorwurf der forcierten Unterschriften: "Wir üben selbstverständlich grundsätzlich keinen derartigen Druck auf Mitarbeiter aus."

Im Dezember nur 300 Euro ausbezahlt

Seit Freitag ist jedenfalls Betriebsurlaub – zum Feiern wird den Wenigsten zumute sein. Nach dem Jahreswechsel, am 7. Jänner, werden die gekündigten Arbeiter wohl wieder in die Hallen strömen müssen. Um ihre Zeit abzusitzen.

"Völlig sinnlos", sagt W. mit leiser Stimme zu "Heute", "wir haben schon genug Probleme mit dem Geld." Die letzte reguläre Auszahlung bekam der Arbeiter am 15. November. "Anfang Dezember haben wir im Durchschnitt nur 300 Euro bekommen." Die nächste Überweisung wird hier in Mattighofen erst am 15. Jänner erwartet.

Es ist für die Familien ein Drama. Trauerstimmung zu Weihnachten, Jahreswechsel mit düsterem Ausblick.

"Viele werden noch gekündigt"

Alex W. sieht noch schlimmere Zeiten auf die KTM-Familie und die Region zukommen. "Es wird noch viele Kündigungen geben. Auch per Post in den nächsten Tagen und auch im Jänner – laufend wird es welche geben", ist er sich sicher, "Es sind noch immer zu viele Mitarbeiter pro Schicht anwesend." Traurig: Viele der Kollegen sind extra für die Arbeit in die Region gezogen. Jetzt sind sie hier ohne Job gestrandet.

"Ich gehe woanders hin. Auf jeden Fall", sagt Alex W. zuversichtlich. "Das Kapitel KTM ist für mich vorbei!"

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die Produktion bei KTM steht still und die Arbeiter, darunter Alex W., haben seit einem Monat keinen Lohn mehr erhalten.
    • Trotz Kündigungen müssen die Mitarbeiter weiterhin ihre Anwesenheitspflicht erfüllen, was Alex W. als Schikane empfindet, während die Zukunft für viele Familien in der Region düster aussieht.
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