Betroffener spricht Klartext

KTM-Krise: "Keiner von uns weiß, wie es weitergeht"

Die KTM-Pleite zieht immer weitere Kreise. Nicht nur Tausende Mitarbeiter im Betrieb zittern um ihre Jobs. Auch unzählige Zulieferer sind betroffen.

Johannes Rausch
KTM-Krise: "Keiner von uns weiß, wie es weitergeht"
"Heute" hat mit einem Beschäftigten einer Zulieferfirma gesprochen, die mit KTM zusammenarbeitet. Er will anonym bleiben.
Manfred Fesl, iStock

Es sind turbulente Zeiten im Innviertel. Rund 3.400 Jobs an den Standorten Mattighofen, Munderfing und Schalchen (alle Bez. Braunau) sind gefährdet. Am Freitag wird der Betrieb die Einleitung eines Sanierungsverfahrens beantragen.

Wie "Heute" von Hans Lang, Konzernsprecher der Muttergesellschaft Pierer Industrie AG, erfahren hat, werden November-Gehalt und Weihnachtsgeld "mit einem Monat Verzögerung" aus dem Insolvenzentgeltfonds bezahlt.

Der Lohn vom Dezember hingegen werde schon nächste Woche bezahlt, um Härtefällen vorzubeugen. "Ab Jänner wird es wieder einen normalen Planungsrhythmus geben, allerdings von 38 auf 30 Wochenstunden reduziert", erklärte Lang.

"Heute" hat mit einem Beschäftigten eines Zulieferbetriebs gesprochen, der mit KTM zusammenarbeitet. Er möchte anonym bleiben. Wie fühlt er sich aktuell? "Es ist keine angenehme Zeit", sagt der Betroffene.

"Alle in unserem Betrieb sind ratlos", so der Mitarbeiter aus der Region. "Nur in der Managementebene wissen sie Bescheid, wie es weitergeht."

Alle in unserem Betrieb sind ratlos. Nur in der Managementebene wissen sie Bescheid, wie es weitergeht.
Mitarbeiter einer betroffenen Zulieferfirma

Aufträge bis 13. Dezember

"Es gibt diverse Gerüchte. Aber derzeit ist es wie in eine Glaskugel zu schauen. Wir Beschäftigte, egal von welcher Abteilung, wissen nichts. Es gebe Aufträge bis Mitte Dezember, was danach geschehe, wisse aber keiner.

Was bedeutet das Fiasko für die Region? "Gerade für eine Abgangsgemeinde (wenn die Ausgaben höher sind als die Einnahmen; Anm.) ist das ein riesiger Einschnitt. Es ist ein Wahnsinn. Man muss nur an die Kommunalsteuer denken." Die Lage für den Wirtschaftsstandort Braunau sei "brutal". "Es betrifft neben dem Unternehmen sehr viele Zulieferer, aber auch zum Beispiel den Bäcker, der KTM beliefert", sagt der Innviertler.

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"Es wurde in den vergangenen Jahren darüber gesprochen, aber alle haben immer nur das Gute gesehen. Viele wurden beschenkt, etwa mit Dividenden." Die Situation sei "hausgemacht", jetzt müsse die Belegschaft "zusammenhalten".

Für die politische Führung findet der Beschäftigte harte Worte: "Die wirtschaftsstarken Firmen haben in den vergangenen Jahren von einer unfähigen Regierung profitiert. Während der Corona-Zeit haben sie Geld im Millionenbereich abkassiert." Wie ist die momentane Atmosphäre? "Es herrscht Angst um den Arbeitsplatz."

Es herrscht Angst um den Arbeitsplatz.

Niemand möchte etwas sagen

Wie ein "Heute"-Rundruf am Donnerstag ergeben hat, möchte fast niemand etwas zum Thema sagen, auch nicht anonym. "Ich kann nachvollziehen, dass sich viele nicht äußern wollen", betont der Betroffene. Insider berichten, dass die Mitarbeiter zur Firma stehen, ihr loyal sind. Viele würden sogar einen Gehaltsverzicht in Kauf nehmen. Außerdem sei Firmenchef Stefan Pierer intern weiterhin sehr beliebt.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die KTM-Pleite sorgt für große Unsicherheit und Angst unter den Mitarbeitern und Zulieferern, da rund 3.400 Jobs in den Standorten Mattighofen, Munderfing und Schalchen gefährdet sind.
    • Trotz der geplanten Einleitung eines Sanierungsverfahrens und der Verzögerung bei der Auszahlung von Gehältern herrscht Unklarheit über die Zukunft des Unternehmens, was die gesamte Region wirtschaftlich stark belastet.
    JR
    Akt.