Speicher sind voll
Gas-Sensation! Österreich kommt ohne Putin-Gas aus
Schon bald könnten die Gaslieferungen aus Russland versiegen. Doch Österreich ist klar besser aufgestellt, als noch zu Kriegsbeginn in der Ukraine.
Erstmals seit 50 Jahren droht Österreich ein Winter ohne russisches Gas. Grund dafür ist ausgerechnet ein Schiedsgericht-Urteil, das der OMV im Streit mit Gazprom 230 Millionen Schadensersatz zugesprochen hat. Dies könnte jedoch zur Folge haben, dass der russische Gasriese nun die Lieferungen komplett einstellt.
Doch selbst wenn nicht, könnten die Gasmoleküle spätestens ab Januar am Knotenpunkt in Baumgarten (NÖ) ausbleiben. Nämlich dann, wenn die Ukraine den Gastransitvertrag mit Russland nicht verlängert (wonach es aussieht). Wie gut ist Österreich also auf einen wahrscheinlichen Gas-Stopp vorbereitet?
Drei Gründe zur Zuversicht
Zwar könnte es bei einer Unterbrechung von Lieferungen hierzulande einen Gas-Mangel geben, erklärt die Energieregulierungsbehörde, doch angesichts alternativer Kapazitäten sei man gut vorbereitet. Aus drei Gründen:
Erstens, bezieht die EU mittlerweile einen Großteil des benötigten Gases aus anderen Quellen, insbesondere in Form von LNG (verflüssigtem Erdgas) aus den USA. Dazu wird aktuell im Eiltempo die West-Austria-Gaspipeline (WAG) Richtung Deutschland fertiggestellt. Damit könnte frühestens 2027 auch US-Flüssiggas hierzulande genutzt werden. Auf der kroatischen Insel Krk wird ebenfalls ein LNG-Terminal ausgebaut.
Zweitens, haben in Österreich viele Energieversorger bereits alternative Lieferquellen erschlossen. So wirbt die Kärntner Kelag seit Sommer damit, der erste Landesversorger ohne russisches Gas zu sein. Die Wien Energie konnte sich Gasvorräte vorrangig aus der Nordsee sichern, um ihre Kunden zu versorgen ("Heute" hat berichtet). Und auch die OMV setzt zunehmend auf eigene norwegische Gasproduktion und alternative Transportkapazitäten über Italien und Deutschland.
Drittens, hätten externe Faktoren, wie milde Temperaturen und ein sinkender Energiebedarf der Industrie dazu beigetragen, dass die europäischen Gasspeicher aktuell zu 93 Prozent gefüllt sind, in Österreich sogar zu 95 Prozent. Experten gehen davon aus, dass, selbst wenn wir etwaige Lieferverpflichtungen gegenüber Nachbarländern erfüllen müssen, die Speicherstände nie unter 50 Prozent fallen würden.
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Lieferstopp hat seinen Preis
Ein Ausstieg aus russischem Gas erscheint also gut machbar – hätte aber auch seinen Preis: Auf Basis von Marktanalysen erwarten Energieagentur und E-Control einen Anstieg der Preise um zehn bis 20 Prozent nach einem russischen Lieferstopp.
Aktuell zahlen Kunden am Markt etwa acht bis zehn Cent für eine Kilowattstunde Gas. Nach einem Lieferstopp wären es um ein bis zwei Cent mehr.
Auf den Punkt gebracht
- Österreich steht möglicherweise vor einem Winter ohne russisches Gas, da ein Schiedsgericht-Urteil gegen Gazprom und geopolitische Entwicklungen die Lieferungen gefährden
- Trotz eines hohen Anteils russischen Gases an den Importen hat Österreich durch alternative Lieferquellen und gut gefüllte Gasspeicher vorgesorgt, sodass ein Lieferstopp bewältigt werden könnte, auch wenn kurzfristige Preisanstiege zu erwarten sind