Der große Schock setzte Ende 2024 ein – in Wirtschaftskreisen, aber vor allem auch in Tausenden Familien: KTM schlitterte in heftige Finanz-Turbulenzen. 2,2 Milliarden Euro schuldete der weltweit renommierte Motorrad-Produzent seinen Gläubigern. Brisant: Am Dienstag dieser Woche wird endgültig über die Zukunft des oberösterreichischen Parade-Konzerns entschieden.
Was bleibt sind Tausende Menschen, die nicht wissen, wie es weitergeht. Hunderte Mitarbeiter wurden bereits gekündigt, viele weitere zittern. Die Produktion der meist orangen Motorräder soll im März wieder langsam anlaufen.
Manche Kündigungs-Opfer stehen vor den Trümmern ihres Berufslebens. "Heute" sprach mit Dragan M. (62) und seiner Familie. Er war 25 Jahre lang Arbeiter bei der Bike-Schmiede – an zwei Standorten wurde er eingesetzt.
Eigentlich war bereits alles für seine Pensionierung im kommenden Jahr vorbereitet. Dann kam der große Bruch – TM händigte ihm die Kündigung aus. Es trifft den Arbeiter mit voller Härte: Nur Monate vor der Pension macht die Firma Schluss. Mit allen Konsequenzen: Arbeitslosigkeit, Jobsuche und vor allem künftig einergeringeren Pension.
Jetzt wird Zeit abgesessen. Die Fließbänder stehen still, die Kündigungsfrist wird daheim verbracht. Über allem stehen die finanziellen Probleme. Zwei Löhne wurden mit wochenlanger Verzögerung ausbezahlt und: "Im Jänner haben wir nur die halbe Summe bekommen, der Rest läuft jetzt über die Arbeiterkammer", klagt die Ehefrau im Gespräch mit "Heute".
Die AK schickte einen Brief, mit der Erklärung: "Der Rest des Lohns soll in den kommenden Monaten ausbezahlt werden." Die Familie weiß nicht weiter, Rechnungen müssen bezahlt werden, "mir geht es nicht so gut!". Leisten könne man sich jetzt nichts.
Das Ehepaar versuchte einen Termin bei der AK zu bekommen, einige Formalitäten der Kündigung sind ihnen noch unklar. Aus der Kammer kam folgende Erklärung: "Wir sind überlastet, Beratung gibt es nur telefonisch."
Mehrfach ist diese Familie von der Krise betroffen, sagt Frau M. voller Sorge: "Mein Schwiegersohn – er wurde gerade Papa – arbeitet bei einem Zuliefererbetrieb von KTM – dort ist jetzt auch viel weniger Arbeit." Derzeit ist auch dieser Arbeiter zu Hause. Zum Glück ist er nicht gekündigt worden.
"Wie sollen wir das schaffen, sagt Frau M., „Mein Mann ist 62 Jahre alt und jetzt empfehlen ihm die Ämter, dass er sich einen neuen Job suchen soll – überall werden doch die Älteren rausgeschmissen!"
Derzeit zahlt das Ehepaar 820 Euro monatlich für die Wohnung, "ohne Strom." Die Frau hat eine Mini-Pension, wie viel Dragan M. bekommen wird, ist noch nicht klar. Vor allem: Wird er überhaupt noch einen Job finden? Ob sich die beiden die Wohnung noch leisten können, ist ungewiss. "Wir haben uns bereits erkundigt, es gibt hier eine etwas kleinere Wohnung – die kostet 700 Euro monatlich." Mit trauriger Stimme sagt Frau M.: "Mattighofen ist wirklich teuer geworden."
Sie kann es noch immer nicht glauben: "Früher war man in dem Alter geschützt, das gibt es alles nicht mehr. Es ist wohl unser Schicksal.," Kurz bevor wir das Gespräch beenden, sagen die beiden Betroffenen noch: "Man gibt der Firma die besten Jahre des Lebens und kurz vor der Pension wird man gekündigt – ich weiß nicht, wir wissen nicht, wie es weitergehen soll."