Es ist ein Turbo-Start von Bürgermeister Michael Ludwig in den Wien-Wahlkampf 2025. Wie berichtet, kommt die SPÖ des Stadtchefs in einer aktuellen "Heute"-Umfrage auf 40 Prozent. Den Roten ist somit ein Sieg bei der Wahl in 87 Tagen nicht zu nehmen.
Die SPÖ hat mit Abstand die am stärksten gefestigte Wählerschaft. Parteichef Ludwig selbst strahlt auch weit in andere politische Lager hinein. Satte 55 Prozent würden ihn direkt im Rathaus verlängern, wenn dies möglich wäre.
Dass der Bürgermeister die Koalition wegen der blau-schwarzen Verhandlungen auf Bundesebene frühzeitig aufgekündigt hat, könnte sich als taktisch richtig herausstellen: "Aktuell ist die politische Stimmung stark emotionalisiert. Die Vorverlegung der Gemeinderatswahl ist daher ein kluger Schachzug", analysierte Meinungsforscher Peter Hajek.
Ein kleines Paradoxon bleibt: 48 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sich Wien in die falsche Richtung entwickelt, dennoch halten sich die regierenden Parteien in der Wählergunst stabil. Dafür gibt es zwei Gründe: Die Kritiker sind mehrheitlich Sympathisanten von ÖVP und FPÖ (und damit in der Minderheit) – und durch die Implosion der Bier-Partei fiel ein Angebot für linke Unzufriedene weg.
Seit der letzten "Heute"-Wien-Umfrage hat die Wlazny-Truppe 11 Prozentpunkte verloren, die die SPÖ wieder aufgesammelt hat. Die (durchaus vorhandene) Proteststimmung kann somit nicht kanalisiert werden – die Großstadt bleibt darüber hinaus ein schwieriges Terrain für Mitte-rechts-Angebote.
Ist somit schon zum Start jede Spannung aus dem Wien-Wahlkampf draußen? In keinster Weise. Bei ÖVP und FPÖ ist laut derzeit vorhandener Datenlage noch jede Menge offen. Die ÖVP (derzeit lediglich auf 10 Prozent hochgeschätzt) läuft Gefahr, jeden zweiten Wähler von vor fünf Jahren zu verlieren. Aber es ist auch möglich, dass die Volkspartei wegen der Turbulenzen auf Bundesebene unterdeklariert ist – sprich: ÖVP-Wähler, die sich in einer Befragung aktuell nicht zu ihrer Partei bekennen.
Für die Stadt-Schwarzen ist somit alles möglich: Ein solider Stockerlplatz ist drin, wenn der Parade-Bürgerliche Karl Mahrer in polarisierten Zeiten einen besonnenen Wahlkampf führt – flankiert von seinen jungen Rathaus-Talenten wie Harald Zierfuß, der das komplette Wiederkehr-Versagen in Wien seit Jahren aufdeckt. Oder aber der Frust über die Bundes-ÖVP erfasst Mahrer ähnlich wie die Steirer, dann könnten die Schwarzen auch auf Platz 5 durchgereicht werden.
Auch die FPÖ "pendelt" derzeit in den Rohdaten noch stark. Fakt ist: Dominik Nepp dürfte zum "Comeback-Kid" werden. Nach dem Brutal-Absturz 2020 auf nur noch sieben Prozent wird er die Freiheitlichen in Wien zumindest verdreifachen. Dass er das Kickl-Ergebnis von der Nationalratswahl (20,6 Prozent in Wien) überbietet, scheint de facto fix – es könnte aber noch weiter rauf gehen.
In der FPÖ-Wählerschaft ist nämlich noch einiges in Bewegung. 19 Prozent der Blümel-Wähler hat er schon zu den Blauen geholt. Es scheint ein kluger Zug zu sein, dass Nepp, der auch vom persönlichen Habitus mehr Bürgerlicher denn Polit-Raubein ist, jetzt auf einen Fairness-Wahlkampf setzt. Fälle wie 4.600 Euro Mindestsicherung für Migranten-Großfamilien treffen einen Nerv bei freiheitlichen Wählern in den Flächenbezirken.
Während die SPÖ nämlich innerhalb des Gürtels mächtig performt, hat die FPÖ still und heimlich den Gemeindebau zurückerobert. Ein Blick auf die Battleground-Landkarte in den "Heute"-Rohdaten zeigt: Die FPÖ holt ihre stärksten Ergebnisse in den Flächenbezirken und im Süden der Stadt.
Während Ludwig – nach dem Motto ein Bürgermeister für alle – keine wirklichen regionalen Ausreißer hat, ist die grüne Homebase traditionell in den innerstädtischen Bezirken zu verorten. City und Mitte sind auch ein Hoffnungsgebiet für Karl Mahrer, Neos-Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr bleibt das noble Cottage-Viertel.
Insgesamt ist die rosarote Welt eine überschaubare: Die Grünen (11 Prozent) scheinen deutlich vor dem blassen Christoph Wiederkehr (9 Prozent) zu bleiben, der mit seiner Partei trotz fünfjähriger Regierungsbeteiligung weiter einstellig ist. Ihn würden auch nur exakt gleich viele Menschen direkt ins Rathaus wählen wie den Teilzeit-Politiker Dominik Wlazny. Während die KPÖ in Combo mit der Linkspartei erstmals seit den 60ern ins Rathaus einziehen könnte, ist Heinz-Christian Strache politisch am Ende. Er ist in den Umfragen statistisch kaum noch zu erfassen. Peter Hajek wies ihm noch ein Prozent aus...