Noch 87 Tage bis zur Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien. Doch wie sieht die politische Lage in der Hauptstadt aus, während der Bund blau macht? Unique Research hat für "Heute" die brandaktuelle Polit-Umfrage (maximale Schwankungsbreite: ±3,5 Prozent) erhoben. Hier die Details:
Vorweg: Das rote Wien hält. Die SPÖ wird aktuell auf 40 Prozent hochgeschätzt. Das wäre ein vergleichsweise zartes Minus von 1,6 Prozentpunkten zur Wahl 2020. Stadtchef Michael Ludwig will seine Stadt als Gegenmodell zu Blau-Schwarz positionieren. Der Polit-Poker mit der vorgezogenen Wahl scheint aufzugehen.
„Bürgermeister Michael Ludwig hat keine persönliche Konkurrenz.“Peter Hajek"Heute"-Meinungsforscher
Meinungsforscher Peter Hajek vermutet eine steigende Wahlbeteiligung verglichen mit der Corona-Wahl 2020 (65,3 Prozent). Der Experte analysiert gegenüber "Heute": "Die SPÖ nützt die wahrscheinlichen politischen Konfrontationsstellen zwischen konservativem Bund und progressiver Stadt. Bürgermeister Ludwig hat keine persönliche Konkurrenz und der großstädtische Bereich ist für Mitte-rechts-Parteien ein schwerer Boden. Ob allerdings diese Stimmung bis Ende April anhält, bleibt fraglich."
Die FPÖ von Dominik Nepp wird zum "Comeback Kid". Nach nur 7 Prozent vor fünf Jahren packen die Freiheitlichen satte 16 Punkte drauf und liegen schon bei 23 Prozent. Bringt Nepp das Ergebnis nachhause, übertrumpft seine Stadtpartei auch Kickls Ergebnis bei der Nationalratswahl (20,6 Prozent in Wien) klar und ist ab dem Frühjahr wieder zweitstärkste Kraft in der Stadt. Hajek: "Die FPÖ wird sich ausgehend vom schlechten Ergebnis von 2020 verdreifachen."
Die Öko-Partei kann aktuell den dritten Platz halten, verliert aber rund 3,8 Prozent. Einen "Trend nach unten", nimmt Demoskop Hajek wahr – verbunden mit strategischen Fehlern: "Nur mit Klimaschutz wird man nicht punkten können. Ein erster Schritt zur Erholung war die Klärung an der Parteispitze, wenngleich diese viel zu spät kam. So hat man Judith Pühringer Zeit zur Profilierung genommen."
Die Turbulenzen im Bund schaden Karl Mahrer massiv. Die Schwarzen verlieren in der aktuellen Umfrage jeden zweiten Wähler, halten nur noch 10 Prozent und sind Vierter. Hajek sieht die ÖVP "in einer Zwickmühle": "Sie kann die Bundespartei nicht offen kritisieren, muss sich aber trotzdem von ihr abkoppeln."
Trotz massiver Probleme in den Wiener Schulen, Scheitern der Ampel-Gespräche auf Bundesebene und überaus blasser Performance von Christoph Wiederkehr in der Stadtregierung gibt Hajek den Neos 9 Prozent (plus 1,5 Punkte).
Von den aktuell 4 Prozent müsste die KPÖ noch einen Punkt zulegen. Die Hürde für den Einzug in den Wiener Landtag liegt bei 5 Prozent.
Ein Einzug ist sowohl für Bier-Partei als auch für Heinz-Christian Strache illusorisch. "Dominik Wlazny hat sich mit seinem Antritt bei der Nationalratswahl 2024 einen Bärendienst erwiesen", analysiert der "Heute"-Meinungsforscher. "Seine Chancen ins Rathaus einzuziehen sind gering – sofern er überhaupt antritt", meint Unique-Boss Peter Hajek.