Terror-Prozess gegen Evelyn T.

Wienerin (26) verliebte sich in "charmanten" IS-Kämpfer

IS-Braut Evelyn T. muss sich am Mittwoch wegen Terrorismus vor Gericht in Wien verantworten. Der Andrang sowie die Sicherheitsvorkehrungen sind groß.
09.04.2025, 10:42

Seit Anfang März sitzt IS-Braut Evelyn T. in der Justizanstalt Josefstadt ein. Am Mittwoch, 9. April, steht die junge Mutter in Wien vor Gericht – wegen mutmaßlicher Mitgliedschaft in einer Terrororganisation.

Die 26-Jährige wollte eigentlich Tierpflegerin werden, geriet aber im Jahr 2015 auf die schiefe Bahn. So soll sie sich in einen jungen Afghanen verliebt haben. Als sich dieser der Terrororganisation IS in Syrien anschloss, wollte sie ihm nachreisen.

In Istanbul erwischt

Beim ersten Mal wurde Evelyn T. in Istanbul erwischt und wieder nach Hause nach Österreich geschickt. Erst beim zweiten Versuch klappte es, in das syrische IS-Nest Raqqa abzuhauen.

Nach zähen Verhandlungen durfte Evelyn T. nun im März mit ihrem Kind – es leidet an Herzproblemen – zurück nach Österreich. Dort wurde sie schnell schwanger, brachte einen kleinen Sohn zur Welt.

Kind leidet an Herzproblemen

Ihr afghanischer Partner wurde bei Kämpfen schwer verletzt, alle drei kamen in kurdische Gefangenschaft. Die IS-Braut und ihr Sohn verbrachten daraufhin mehrere Jahre in einem Gefangenenlager der Kurden.

Nach zähen Verhandlungen durfte Evelyn T. im März mit ihrem kranken Kind zurück nach Österreich. Am Mittwoch steht die 26-Jährige nun in Wien vor Gericht. Der Andrang am Landesgericht ist groß – ebenso wie die Sicherheitsvorkehrungen.

IS-Braut komplett in schwarz

Evelyn T. kam zum Terror-Prozess in einem Blazer – ganz in schwarz gekleidet. Sie hatte Handschellen und trug Brille. Beim Eintreten in den Gerichtssaal lächelte sie ihrer Anwältin Anna Mair zu.

Evelyn T. wird von Top-Anwältin Mair vertreten - hier im Foto.
Sabine Hertel

Vor ihrer Ausreise wohnte sie bei den Eltern in Gerasdorf und bei ihrer Oma in Wien-Floridsdorf "wegen der Schule". Nach der Schule war sie beim AMS, gearbeitet hat sie nicht.

"Ein ungewöhnlicher Fall"

"Heute ist ein ungewöhnlicher Fall. Der Angeklagten wird Terrorismus und kriminelle Organisation vorgeworfen. Aber man muss ein Jahrzehnt zurückgehen, um alles zu verstehen", erklärte die Staatsanwaltschaft zu Beginn des Prozesses.

"Der IS ist 2011 so stark geworden, dass viele europäische, radikalisierte Kämpfer sich aufgemacht und den IS unterstützt haben. Auch Frauen schlossen sich an. Die Angeklagte ist eine davon, die diesem Ruf gefolgt ist", heißt es weiter.

"Hat den IS gut gefunden"

"Salopp gesagt: Sie hat den IS gut gefunden. 2015 habe sie dann ihren Gatten nach islamischen Recht geheiratet. Er brach nach Syrien auf und erlitt dort Schussverletzungen. Das war wirklich ein aktiver Kämpfer", führt die Staatsanwaltschaft weiter aus.

Im Jahr 2015 sei sie nach einem gescheiterten Versuch, sich über die Türkei dem IS anzuschließen, in Untersuchungshaft gesessen. "Doch das Verfahren wurde schließlich eingestellt und sie kam raus und reiste sofort wieder nach Syrien".

"Wie eine Virusinfektion"

"Als der IS geschlagen war, ergaben sie sich 2017 kurdischen Kräften. Die Angeklagte kam in ein syrisches Lager nach Rosh. Die Beweislage ist völlig klar, der Sachverhalt ist geprüft", heißt es von Seiten der Staatsanwaltschaft.

"Ich stimme zu 99 Prozent zu. Ich möchte Sie heute auf eine Zeitreise mitnehmen", so Verteidigerin Anna Mair. "Diese Radikalisierung war wie eine Virusinfektion. Ihr um zehn Jahre älterer Mann war gutaussehend, charmant und sie hat sich in ihn verliebt."

"Ich bekenne mich schuldig", erklärte die 26-Jährige vor Gericht. "Durch meine Cousine bin ich zum Islam gekommen. Ich wurde streng gläubig. Meine Freunde haben auf alle Fragen eine Antwort gehabt."

"Meine Freunde waren meine Familie"

Und weiter: "Man darf als Frau nicht raus, muss sich bedecken. Man darf nicht arbeiten und muss schnell heiraten. Das war komisch am Anfang, aber ich war so drinnen in der Sache, dass ich das geglaubt habe."

"Es war ein Kampf mit meiner Familie", so die junge Frau. "Ich habe auf meine Freunde gehört, die waren damals wie meine Familie".

"Uns wurde alles schöngeredet"

Als der Richter wissen wollte, ob die Gräueltaten wie Enthauptungen des IS für die Wienerin in Ordnung gewesen seien, antwortete die Angeklagte: "Uns wurde alles schöngeredet, sie haben gesagt, wir sollen nicht auf die Zeitung hören, weil die den Islam schlecht darstellen wollen."

Im Falle einer Verurteilung droht der IS-Braut Evelyn T. eine lange Haftstrafe.

Für sie gilt die Unschuldsvermutung.

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