Auch in Österreich

"Überfahre sie!" – IS ruft zu Amokfahrten auf

"Worauf wartest du? Die Straßen sind voller Ziele. Überfahre sie", heißt es auf der deutschsprachigen Terror-Seite "Al Saif Media".
20.02.2025, 13:39

Es sind schockierende Aufrufe, die bei Staatsschützern die Alarmglocken schrillen lassen: Auf Social Media fordert der Islamische Staat (IS) mit Bildern und Inseraten dazu auf, Anschläge in Deutschland, Österreich und Belgien zu begehen.

Ein Bild, welches aus der Perspektive eines Autofahrers aufgenommen wurde, zeigt eine erschreckende Szene: Vor der Windschutzscheibe sind unscharf Passanten zu sehen, deren verpixelte Köpfe mit Fadenkreuzen überlagert sind. Darunter steht geschrieben: "Worauf wartest du? Die Straßen sind voller Ziele. Überfahre sie!" Darüber prangert der klare Aufruf der Terroristen: "Auf zum Schlachten".

Als mögliche Ziele werden Großstädte in Deutschland, Österreich und Belgien angegeben. Erwähnt werden zum Beispiel Berlin, München, Frankfurt, Wien, Brüssel, Antwerpen und Salzburg. Das Bild weckt böse Erinnerungen an die Amokfahrt von München vom 13. Februar, bei der ein 24-jähriger Afghane in eine Demo raste und dabei zwei Menschen tötete und Dutzende verletzte.

Auch Attentäter von Villach wird gezeigt

Auch ein erschütterndes Inserat kursiert derzeit im Netz. Darauf zu sehen ist Ahmad G. Der 23-jährige Syrer verübte am Samstag eine grausame Bluttat. Mit einem Messer stach er wahllos auf Passanten in Villach ein. Dabei tötete er einen 14-jährigen Schüler und verletzte fünf weitere Personen zum Teil schwer. Im Text auf dem Bild wird offen dazu aufgerufen, im Namen Allahs, Feinde des Islams umzubringen.

Dieses Inserat kursiert in den sozialen Medien.
Screenshot/Twitter TRACTerrorism

Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, stammen die hasserfüllten Plakate von einer deutschsprachigen Website namens "Al Saif Media" ("Das Schwert"), die offenbar von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) betrieben wird.

Staatsschützer nehmen Drohung ernst

Die Sicherheitsbehörden in den als Ziele genannten Ländern würden die Propaganda sehr ernst nehmen, schreibt das Blatt, und zitiert einen Staatsschützer: "Diese Attentats-Aufforderung verbreitet sich aktuell sehr schnell bei Islamisten. Bereits seit dem Überfall der Hamas auf Israel beobachten wir ständig eine weitere Mobilisierung und Radikalisierung unter Radikalen."

Die Propaganda wolle "einsame Wölfe" schaffen, also Einzeltäter, die so radikalisiert würden, dass sie unvorbereitet irgendwo zuschlagen. "Das haben die letzten Monate mit den Anschlägen in Mannheim, Solingen, Aschaffenburg, München und Villach gezeigt. Diese Terroristen waren nicht auf unserem Radar als mögliche Gefährder", so der Beamte weiter.

Radikalisierung via Social Media

Besonders junge Menschen sind laut dem Experten für diese Art der Propaganda via TikTok und Instagram empfänglich. "Sie sind schnell zu beeinflussen, wir beobachten häufig eine rasend schnelle Radikalisierung", sagt der Staatsschützer. Der IS spreche junge, radikal wirkende Muslime sogar gezielt über persönliche Nachrichten auf Instagram-Profilen an. In jüngster Zeit seien mehrmals Anschlagsplanungen minderjähriger Islamisten verhindert worden – auch in Österreich.

Nicht nur der Attentäter von Villach hatte sich online radikalisiert, auch jener 14-Jähriger, der einen Anschlag auf den Wiener Westbahnhof geplant haben soll, ließ sich von IS-Propaganda auf TikTok beeinflussen. Zudem soll er auch selbst Propaganda-Material geteilt haben. Das deutsche Bundeskriminalamt informierte schließlich Anfang Februar die Behörden in Österreich, die den Schüler in der Vorwoche festnehmen konnten.

Bei einer Hausdurchsuchung konnten Ermittler Kampfmesser und IS-Devotionalien sicherstellen. Im Keller wurden zudem Gegenstände, die zum Bau einer Bombe verwendet werden können, entdeckt. Die Staatsanwaltschaft Wien ordnete seine Festnahme aufgrund des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung beziehungsweise kriminellen Organisation an. Seither sitzt der Jugendliche mit türkischen Wurzeln in Untersuchungshaft.

Koglers Brief an EU

Nach dem Anschlag von Villach forderte Grünen-Chef Werner Kogler, dass die Radikalisierung auf diversen Plattformen umgehend gestoppt werden müsse. Daher wandte er sich mit einem Brief, in dem er harte Maßnahmen forderte, an die EU-Kommission.

"Wie bei zu vielen terroristischen Attentaten davor, gibt es auch bei der Bluttat in Villach klare Hinweise, dass der Täter sich im Internet, konkret über die Plattform TikTok, radikalisiert hat", schrieb Kogler. Dem Grünen-Chef zufolge würde die Verbreitung von verhetzenden und zu Gewalt aufrufenden Inhalte gegen den Digital Services Act verstoßen. Kogler forderte die Kommission dazu auf, "die Instrumente, die der Digital Services Act (DSA) auf allen Ebenen vorsieht, konsequent umzusetzen".

Gegen Plattformen, die zu wenig gegen terroristische und extremistische Inhalte tun, sollen Sanktionen verhängt werden. Weiters forderte der Grünen-Chef auch ein "rasches Vorgehen" gegen TikTok. Die EU-Kommission soll dabei anordnen, dass die Plattform Zugang zu ihren Datenbanken und Algorithmen gewährt und entsprechende Erläuterungen dazu gibt. Außerdem soll als einstweilige Maßnahme "das algorithmische Empfehlungssystem bis zum Abschluss der Ermittlungen außer Kraft" gesetzt werden.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 20.02.2025, 13:47, 20.02.2025, 13:39
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