Offiziell schweigen sie, hinter den Kulissen wird aber schon mit Hochdruck an einer Neuauflage der einst "Großen Koalition" gearbeitet: Das ganze Wochenende über führten ÖVP und SPÖ schon auf den diversesten Ebenen Gespräche miteinander. Das Wort "verhandeln" vermeidet man zwar tunlichst, klar ist aber: Schon in weniger als zwei Wochen soll die Regierung stehen.
Spitzenvertreter beider Parteien sehen es nach den gescheiterten Varianten mit Neos und FPÖ als "letzte Chance, jetzt auf Zeit zusammenzugehen und ein Doppelbudget zu beschließen". Wie "Heute" erfährt, kamen die Verhandler der SPÖ sowohl am Samstag als auch am Sonntag im Parlament zusammen, um ihre Marschroute Richtung Regierung festzulegen.
Die Roten wollen jetzt als Kollektiv in einem Fünfer-Team auftreten: Neben Parteichef Andreas Babler sitzen die Dritte Nationalratspräsidentin Doris Bures, Klub-Vize Philip Kucher, Frauenchefin Eva-Maria Holzleitner und Spitzen-Gewerkschafter Josef Muchitsch am Tisch.
Das soll den Schwarzen, die sich am "Sozialisten Babler" stoßen, eine gewisse Breite signalisieren. An jenem Samstag im Jänner, an dem die Koalition im Kanzleramt zerschellte und Karl Nehammer zurücktrat, waren Doris Bures und Wolfgang Katzian bekanntlich nicht mehr Teil des roten Teams.
Der Präsident des Gewerkschaftsbunds sagte nun extra eine Delegationsreise nach China ab, um in der nun bevorstehenden heißen Phase in Wien zu sein. Fakt ist nämlich: Schon bis zur Plenarsitzung am 26./27.2. soll Rot-Schwarz stehen; die Regierungserklärung im Parlament erfolgen.
Damit das gelingt, bringt sich auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig – er gilt als starker Befürworter einer roten Beteiligung im Bund – trotz beginnenden Wahlkampfes hinter den Kulissen moderierend ein. Am Wochenende gab es laut "Heute"-Infos ein Treffen mit Andreas Babler, der das "Back to the Roots" kritisch sehen soll. Seine mangelnde Klarheit im ZiB-2-Interview irritierte so manchen Sozialdemokraten.
Daher soll nun Ludwigs engste Vertraute und erfahrene Koalitionsverhandlerin Doris Bures gemeinsam mit den Sozialpartnern den Sack zu machen und die Sozialdemokraten nach mehr als sieben Jahren Opposition zurück in die Regierung führen.
Die Vis-à-Vis auf der schwarzen Seite: ÖVP-Chef Christian Stocker (er wird bei Abschluss neuer Kanzler), Klubchef August Wöginger und Neo-Generalsekretär Alexander Pröll. Als Vertreter der schwarzen Länder-Granden engmaschig eingebunden ist Oberösterreich-Chef Thomas Stelzer. Für die Wirtschaftstreibenden muss sich WKO-Präsident Harald Mahrer mit Muchitsch zusammenraufen.
Dass wieder geredet wird, wird bei der ÖVP nicht unzynisch hingenommen: "Wir haben seit Freitag das Zeitpensum von Herbert Kickl überholt. Er hat in fünf Wochen acht Stunden verhandelt. Da liegen wir jetzt schon darüber."
Zu den besprochenen Inhalten wollen sich wieder ÖVP noch SPÖ am Sonntag gegenüber "Heute" äußern. Man wolle die Gespräche vertraulich zu einem Ende führen. Atmosphärisch bringt es ein Stratege so auf den Punkt: "Es läuft so, wie es laufen sollte: Menschlich, man redet miteinander, geht aufeinander zu und sitzt bis in die Nacht – so, wie normale Menschen das eben machen, wenn ihnen die Republik wirklich am Herzen liegt und nicht nur ihre eigene Macht."
Eine wichtige Entscheidung steht nun unmittelbar bevor: Schon am Montag möchte man der Bevölkerung mitteilen, in welche Richtung es geht. "Allen ist klar, dass die Geduld der Leute erschöpft ist", ist aus beiden Parteien unisono zu erfahren. Fakt ist: Aufgrund des Zeitdrucks lässt man sich auf eine Dreier-Variante mehr ein, will auf Neos und Grüne jedoch zugehen, um sich bei größeren Vorhaben parlamentarisch stützen zu lassen...