Zecken-Gefahr in Österreich

Experte warnt: "Selbst in Städten ist man nicht sicher"

Die Haupt-Zeckenzeit ist zwar nach wie vor im Sommer, doch die Blutsauger liegen schon jetzt auf der Lauer – und zwar auch in den Städten.
André Wilding
15.04.2025, 13:45

Jetzt ist es amtlich: Nicht einmal im Winter ist man vor FSME sicher. Zwischen Dezember und Jänner wurden laut "Virusepidemiologischer Information" der MedUni Wien mehrere Personen mit FSME hospitalisiert. Ein guter Zeitpunkt, um auch über andere Mythen rund um Zecken aufzuklären. Ganz besonders scheint dies einer Studie zufolge in der Gruppe der jungen Erwachsenen notwendig zu sein.

Hilflos ausgeliefert sind wir den durch die Spinnentiere übertragenen Infektionen jedenfalls nicht. Wer seinen Körper nach einem Aufenthalt im Freien nach Zecken absucht und einen aufrechten Impfschutz gegen FSME hat, kann sein Krankheitsrisiko deutlich reduzieren. Jeder, der es noch nicht getan hat, sollte nun den Impfpass checken und sich im Fall des Falles eine FSME-Auffrischungsimpfung holen.

Keine Zeit ohne Zecken

Die Haupt-Zeckenzeit ist nach wie vor im Sommer, daran hat sich nichts geändert. Doch die Annahme, dass man im Winter vor den Blutsaugern sicher ist, stimmt nicht mehr. Der Beweis: Zwischen Mitte Dezember und Mitte Jänner wurden in Österreich bereits drei Personen aufgrund von FSME, das ausschließlich von Zecken übertragen wird, im Spital aufgenommen. Im gesamten Vorjahr waren es 162 hospitalisierte FSME-Fälle. Eine Zahl, die sich nahtlos in den leicht steigenden Trend der letzten Jahre einfügt.

Zecken-Gefahr in ganz Österreich

Es gab und gibt Hotspots, an denen es ganz besonders viele mit dem FSME-Virus infizierte Zecken gibt. Doch diese können sich ändern. Galten Tirol und Vorarlberg früher als nahezu FSME-frei, so ist das in den letzten Jahren nicht mehr der Fall. Durch den Klimawandel ändert sich das Verbreitungsgebiet der Zecken ständig – das gilt nicht nur für die Fläche, sondern genauso für die Höhe. Die Blutsauger wurden vereinzelt schon in Höhen von bis zu 1.500 Meter über dem Meeresspiegel gefunden.

"Selbst in Städten ist man nicht sicher, nicht einmal in Ballungszentren wie Wien. Diese vermeintliche Sicherheit ist ein Mythos", erläutert Dr. Albrecht Prieler, Impfreferent der Ärztekammer Burgenland. Sowohl im gesamten Grüngürtel rund um Wien als auch auf der Donauinsel und in den größeren Parkanlagen in der Stadt müsse man mit Zecken rechnen. Kaum ein weitläufiger Grünbereich in Wien sei frei von Zecken. "Deshalb gilt ganz Österreich als Endemiegebiet."

Auf niedriger Höhe auf der Lauer

"Die Annahme, dass man im Wald besonders gefährdet ist und Zecken sogar von Bäumen fallen, hält sich hartnäckig", erzählt Prieler. Tatsächlich lebt das Spinnentier aber eher auf niedriger Vegetation, vornehmlich auf Gras, Sträuchern und Unterholz. Der Mensch ist eher ein zufälliges Opfer, der die Zecke beim Vorbeigehen unabsichtlich abstreift. Wenn man Pech hat, krabbelt der Blutsauger nun weiter, bis er eine unbedeckte Hautstelle findet, wo er zustechen kann. Kinder sind sogar verhältnismäßig mehr gefährdet als Erwachsene. Das liegt einerseits an ihrer Größe und andererseits an ihrer Freude am Herumtollen, und zwar genau da, wo sich auch die Zecken gerne aufhalten.

Bewusstsein ausbaubar

Eine aktuelle Studie aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und Schweden zeigt, dass das Bewusstsein für die von Zecken übertragene Erkrankung FSME großteils, nämlich bei 79 Prozent der Befragten, vorhanden ist. Allerdings ist es in der Gruppe der 18-30-Jährigen deutlich niedriger ausgeprägt. 34 Prozent der Studienteilnehmer dieser Altersgruppe haben die Infektionskrankheit nicht auf dem Schirm. Laut Studie am besten informiert sind die 51-65-Jährigen.

Vielleicht erklärt das nicht ausreichend hohe Bewusstsein in manchen Bevölkerungsgruppen auch zum Teil die sinkenden Durchimpfungsrate der letzten Jahre. "Wir dürfen aber nicht nachlässig werden, sondern sollten die Impfungen nachholen – und sie rechtzeitig auffrischen", betont Prieler. "Sonst werden wir ein weiteres Ansteigen der jährlichen Fallzahlen beobachten."

Jetzt Impfpass checken!

Die Zecken-Hochsaison steht bevor, daher ist spätestens jetzt der richtige Moment, einen Blick in den eigenen Impfpass zu werfen. Ist das letzte FSME-Update länger als fünf Jahre her, ist es Zeit für eine Auffrischung. Wer älter als 60 Jahre alt ist, sollte sich diese schon nach drei Jahren holen. "Dann sollte man über einen ausreichenden Impfschutz verfügen", stellt der Impfreferent klar. Bisher gar nicht gegen FSME-Geimpfte sollten aus seiner Sicht nicht länger warten, da man zumindest zwei Teilimpfungen benötigt, um in der aktuellen Zecken-Saison geschützt zu sein. Die Impfstoffe sind jahrzehntelang erprobt und die Gefahr einer Infektion immer noch gleich hoch wie in den 1980er Jahren.

"Da aber die Impfung nicht gegen Borreliose hilft, sollte man sich nach jedem Aufenthalt in entsprechender Umgebung trotzdem selbst absuchen und eventuell mit nach Hause getragene Zecken entfernen. Gerade bei Borreliose hat man gute Chancen, dass noch nichts passiert ist, denn es kann bis zu einem Tag dauern, bis das Bakterium übertragen wird."

Impfempfehlungen sind im Österreichischen Impfplan nachzulesen, Impfberatung bieten Ärzte und Apotheker im österreichischen Gesundheitswesen.

{title && {title} } wil, {title && {title} } Akt. 15.04.2025, 16:15, 15.04.2025, 13:45
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