Am 5. April 1945 erreichte die Rote Armee den westlichen Stadtrand Wiens, die Schlacht um die Bundeshauptstadt hat begonnen. Obwohl die Situation der deutschen Wehrmacht aussichtslos war, wurde in vielen Stadtteilen um jedes Haus gekämpft. In der Nacht vom 11. auf den 12. April schaffte die sowjetische Armee den entscheidenden Sprung über den Donaukanal, am 13. April um 14 Uhr erklärten die Rotarmisten den Kampf für beendet.
Wie eine neue – durch das Innenministerium in Auftrag gegebene – Studie des Ludwig-Boltzmann-Instituts zeigt, war der Anteil ukrainischer Soldaten bei der Befreiung Wiens enorm. Die Armeen der 2. und 3. Ukrainischen Front spielten im Kampf gegen die Wehrmacht eine entscheidende Rolle.
Laut der Studie, die die Zahl der ukrainischen Kriegstoten in Österreich zwischen 1941 und 1955 erfasst, sind 11.067 Personen aus der Ukraine (in den Grenzen der UdSSR von 1945) gestorben. Von den rund 90.000 gefallenen sowjetischen Soldaten, die bei der Befreiung Österreichs ums Leben kamen – etwa 55.000 davon konnten namentlich identifiziert werden –, stammte ein überproportional großer Teil aus der Ukraine.
Am Sonntag fand am Wiener Schwarzenbergplatz eine ungewöhnliche Kranzniederlegung statt. Der ukrainische Botschafter in Österreich, Vasyl Khymynets, hat am Heldendenkmal der Roten Armee einen blau-gelben Kranz niedergelegt. "Die bedeutende Rolle ukrainischer Soldaten bei der Befreiung Wiens und Österreichs wurde bis heute nie gerecht behandelt", betonte die ukrainische Botschaft im Vorfeld.
"Wir sind da, um der Ukraine und unserer Großeltern gebührend zu gedenken. Die Ereignisse von vor 80 Jahren wiederholen sich heute in der Ukraine, wo Russland einen groß angelegten Krieg führt", sagt Botschafter Khymynets zu "Heute". "Russland darf sich nicht das Recht behalten, die Geschichte zu falsifizieren und anzueignen."
Auf die Frage, wie man in der Ukraine auf die österreichische Neutralität blickt, sagte Khymynets: "Schauen Sie auf unsere jüngste Geschichte. Die Ukraine war und ist neutral und die Neutralität hat uns nicht geholfen. Putin hat unsere Neutralität als Chance gesehen, die Ukraine zu überfallen."
Jetzt gehe es darum, dass Europa mit seinen Partnern – darunter auch den USA unter Donald Trump – Instrumente einsetzt, um Russland zu stoppen. "Da gibt es Möglichkeiten wirtschaftlicher, militärischer und diplomatischer Natur. Denn klar ist: Putin wird nicht freiwillig stoppen. Es wäre naiv, zu glauben, dass er eines Tages von alleine aufhört."