Fahrspaß-Kanone im Test
Toyota Yaris GR – die Rallye-Maschine für die Straße
Toyotas Rennsportabteilung Gazoo Racing hat dem Yaris eine Testosteron-Kur in Form eines Turbo-Benziners verpasst. Ein Muss für jeden Autofan.
Wer an einen Toyota Yaris mit einem Dreizylinder-Motor denkt, assoziiert damit sicher nichts Aufregendes. Doch ergänzt man die Modellbezeichnung mit den zwei magischen Buchstaben "GR", wird aus dem braven Stadtauto eine waschechte Rallye-Maschine mit Straßenzulassung.
Der hauseigenen Toyota-Tuner Gazoo-Racing hat aus dem Hybrid-Fahrzeug, das ursprünglich zum Spritsparen konzipiert wurde, eine echte Rakete gemacht. Die Japaner haben den Elektromotor ausgebaut und stattdessen einen Turbo auf den Dreizylinder montiert. So haben es die Ingenieure geschafft, 280 PS und 390 Nm aus dem kleinen Motor zu kitzeln. Damit die bärenstarke Power auch auf die Straße kommt, gibt es einen einstellbaren Allradantrieb obendrauf. Et voila: fertig ist die Fahrspaßkanone.
Breiter, böser, schneller
Autofans erkennen den GR Yaris schon von weitem, immerhin hat der Über-Yaris statt den üblichen vier Türen, nur noch zwei verbaut. Kaum jemand kann an diesem Kleinwagen unbeeindruckt vorbeigehen. Selbst diejenigen, die nicht wissen, um was es sich handelt, kommen ins Grübeln: Warum sieht dieser Toyota so sportlich aus?
Es sind vor allem die perfekten Proportionen und die Kotflügelverbreitungen, die den GR so attraktiv machen. Hinzu kommen größere Alufelgen, modifizierte Stoßstangen und ein Doppelrohrauspuff.
JDM-Style vom Feinsten
Im Innenraum des neuen GR Yaris geht es auf spezielle Art und Weise weiter, denn auch Cockpit wurde ummodelliert: ein Mix aus Retrodesign der 90er und modernem Minimalismus springt sofort ins Auge. Uns erinnert es an den Innenraum des legendären Toyota Supra MK4. Andere wiederum sehen eine Ähnlichkeit zu den Innenräumen der alten Rallye-Fahrzeuge. Die Sitze bieten nicht nur ausreichend Komfort, sondern auch genügend Seitenhalt in schnellen Kurven. Und den braucht man im GR Yaris, denn das Fahrzeug pickt regelrecht auf der Straße.
Reiner Verbrenner mit Wandler-Automatik
Den Unterschied zum normalen Yaris merkt man direkt nach dem Betätigen des Startknopfs. Dann erwacht der kleine Benziner und faucht den Fahrer mit einem kernigen Sound an. Bei dem getesteten Automatikgetriebe handelt es sich nicht um ein Doppelkupplungsgetriebe, sondern um eine klassische 8-Gang-Wandlerautomatik, der man schnelles Schalten beigebracht hat. Positiv: die Automatik wiegt nur 20 Kilogramm mehr, als das 6-Gang-Schaltgetriebe.
Im kalten Zustand merkt man natürlich sofort, dass es ein Wandler ist, der erstmal auf Betriebstemperatur kommen muss. Darüber informiert den Fahrer auch eine Warnmeldung: "ungünstige Temperaturverhältnisse". Doch sobald der Motor und das Getriebe warm geworden sind, schießt der GR Yaris wie von einer Hornisse gestochen nach vorn. In 5,5 Sekunden geht es von 0 auf Tempo 100. Top-Speed: 230 km/h.
Ein Sound zum Niederknien
Es gibt natürlich Fahrzeuge, die noch schneller sind. Aber die Art und Weise, wie dieser Toyota beschleunigt, ist sagenhaft. Der brummige Motorsound wird von einem fauchenden Ansauggeräusch und einem pfeifenden Turbo untermalt – ein Gedicht für jeden Autofan! Das JBL-Radio scheint in Anbetracht dieser Geräuschkulisse völlig überflüssig zu sein.
Das Fahrwerk ist sportlich straff ausgelegt, genau so, wie man es von einem Rallye-Fahrzeug erwartet. Zum Einsatz auf der Rennstrecke kann man per Knopfdruck sogar den Ladeluftkühler mit Wasser benetzen. So wird die Kühlung unter extremer Belastung noch einmal verbessert.
Gripmonster mit variablem Allradantrieb
Der Allradantrieb schafft es, dass der GR Yaris in allen Lebenslagen genug Grip zur Straße hat und gefühlt immer beschleunigen kann. Dennoch gibt es verschiedene Modi, die unterschiedliche Kraftverteilungen zwischen den Achsen zulassen. In "Normal" heißt das 60 zu 40, in Gravel 53 zu 47 und im Trackmodus 60 zu 40 bzw. 30 zu 70. Somit kann man auf losem Untergrund auch das Heck des bulligen Yaris raushängen lassen. Auf trockener Fahrbahn ist es aber nahezu unmöglich, den Toyota aus der Ruhe zu bringen.
Der Verbrauch interessiert bei diesem Fahrspaß wohl niemanden so richtig. Form halber erwähnen wir es trotzdem: Mit viel Mühe haben wir es geschafft, den GR Yaris mit unter 10 Liter auf 100 Kilometer zu bewegen. Er macht es einem aber auch nicht leicht. Das Auto motiviert den Fahrer regelrecht dazu, immer wieder Gas zu geben und sei es nur, um den Turbo pfeifen zu hören. Bei sportlicher Fahrweise klettert die Verbrauchanzeige im Schnitt auf 12 bis 13 Liter.
Das Rallye-Fahrzeug für die Straße
Die Entwickler bei Gazoo Racing haben es wieder einmal geschafft, eine kompromisslose Fahrspaßmaschine auf die Räder zu stellen. Die Soundkulisse eines Verbrenners, gepaart mit einer spektakulären Optik: In der heutigen Zeit ist das keine Selbstverständlichkeit mehr.
Aktuell ist der GR Yaris schlichtweg konkurrenzlos. Kein anderer Hersteller bietet ein derart kompaktes Fahrzeug mit so viel Power und Allradantrieb an. Jeder, der auch nur ein bisschen etwas für sportliche Autos übrig hat, will diesen Über-Yaris einfach sein Eigen nennen.
Allerdings ist das Facelift nicht nur besser, sondern auch um einiges teurer geworden, als sein Vorgänger: Mindestens 57.490 Euro muss man für den GR Yaris als Schalter bezahlen. Die Automatik-Version kostet 63.590 Euro.
Ob man nun zum Schalter oder doch zur Automatik greifen sollte? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Wer das Fahrzeug aber als Daily im städtischen Alltag bewegen möchte, für den könnte sich der Aufpreis definitiv lohnen. Nichtsdestotrotz sind die Preise für den GR Yaris nach wie vor gerechtfertigt. Wo bekommt man denn heute sonst noch ein Rallye-Auto für die Straße?
Auf den Punkt gebracht
- Der Toyota Yaris GR, entwickelt von Toyotas Rennsportabteilung Gazoo Racing, verwandelt den gewöhnlichen Yaris in eine beeindruckende Rallye-Maschine für die Straße.
- Mit einem 280 PS starken Dreizylinder-Turbomotor, Allradantrieb und sportlichem Design bietet der GR Yaris unvergleichlichen Fahrspaß und eine spektakuläre Optik, bleibt jedoch mit einem Preis von mindestens 57.490 Euro eine kostspielige Investition.