Hyundais "Volkswagen"
Kona Elektro – 8 Jahre Garantie mit Luxus-Ausstattung
Der neue Hyundai Kona Elektro geht in die zweite Runde. Wie weit kommt man mit dem 218 PS starken Auto und was kostet der Volks-Koreaner wirklich?
Nachdem die erste Generation des Hyundai Kona Elektro Maßstäbe in ihrer Klasse setzte, hat der Nachfolger kein leichtes Los. Er muss nämlich nicht nur optisch neue Kunden begeistern, sondern vor allem bei seiner Reichweite punkten. "Heute" testete den koreanischen "Volkswagen" mit der stärkeren 65,4 kWh Batterie und machte mit den 218 PS den großen Alltagstest.
Robocop würde polarisierendes Design gefallen
Exakt 54.490 Euro kostet der von "Heute" gefahrene Kona Elektro in der Prestige-Line – und das bedeutet bei den Koreanern vor allem eines: Vollausstattung. Angefangen bei einer 360-Grad-Kamera, bis hin zu zahlreichen Sicherheitssystemen wie Spurhalteassistenten, aktivem Tempomat, Verkehrszeichenerkennung, ventilierten Vordersitzen, einer Sitzheizung im Fond und einem beheizten Lenkrad. Die Liste ließe sich an dieser Stelle (fast) endlos fortsetzen. Wer auf den luxuriösen Schnickschnack verzichten möchte, kann die 218-PS-Variante aber bereits ab rund 42.500 Euro haben.
Das Außendesign präsentiert sich überaus modern und zeigt einmal mehr, dass Hyundai großen Wert auf die Wiedererkennung seiner Fahrzeuge legt. Das durchgehende Leuchtenband, vorn sowie hinten, macht den kleinen Stadt-SUV einzigartig. Wenn sich Robocop ein Auto aussuchen könnte, wäre es mit hoher Wahrscheinlichkeit der Kona Elektro. Das muss nicht unbedingt jedem gefallen, ist jedoch mutig und einzigartig. In der heutigen eher tristen Designsprache mancher Marken also eine durchaus willkommene Abwechslung.
Ausstattung wie bei den ganz Großen
Die umfangreiche Serienaustattung und die bestellbaren Luxus-Features lassen selbst bei besonders verwöhnten Kunden kaum Wünsche offen. Die Verarbeitung im Innenraum ist ordentlich, allerdings findet man an den Türverkleidungen und zwischen den vorderen Sitzen eine harte Kunststofflandschaft vor. Immerhin klappert dank der soliden Montage nichts beim Fahren – wertig ist aber was anderes. Schade.
Was allerdings löblich ist, sind die Drucktasten unter den beiden 12,3-Zoll-Bildschirmen. Jede Funktion ist ganz klassisch bedienbar – man drückt auf eine Taste und aktiviert die gewünschte Funktion – das erleichtert die Handhabung enorm. Was die Multimedia-Bedienung zum Kinderspiel macht ist das flüssig-funktionierende Betriebssystem. Die Koreaner verzichten also auch beim neuesten Kona Elektro auf den vorherrschenden Trend, jede Taste eliminieren zu wollen und sie gegen lästige Touchbedienfelder zu ersetzen. Danke, Hyundai.
8 Jahre Garantie auf die Batterie
Emotional zeigt sich der Kona Elektro beim Fahrerlebnis zurückhaltend. Die 218 PS schieben zwar ordentlich an (8,1 Sekunden von 0-100 km/h), doch die butterweiche Lenkung gibt bei schnelleren Kurvenfahrten wenig Feedback an den Fahrer weiter. Ein Kurvenräuber ist der Kona Elektro also definitiv keiner – dafür ist der City-SUV mit dem Vorderradantrieb aber auch nicht ausgelegt. Zu seinen Elementen gehört das Gleiten auf Autobahnen oder das Cruisen in der Stadt. Die leichtgängige Lenkübersetzung und zahlreiche Kameras machen das sonst nervige Rangieren in engen Gassen zum Kinderspiel.
Schmetterlinge im Bauch bekommt man jedoch beim Anblick auf die Verbrauchsanzeige. Laut Herstellerangaben sollte der Kona Elektro mit der starken Batterie (65,5 kWh) sogar 514 Kilometer schaffen. Dieser Wert ist gar nicht so weit von der Realität entfernt, wie man vermuten könnte: Im "Heute"-Test schaffte der Hyundai, wohlgemerkt im Wiener Stadtverkehr, 450 Kilometer. Stabil!
Die Ladekapazität von maximal 102 kWh ist ebenfalls zufriedenstellend: von 10 auf 80 Prozent dauert das rund 41 Minuten. Da kann man wirklich nicht meckern. Große Freude kommt zudem bei der 8 (in Worten: acht!) Jahre langen Garantie für die Batterie bis zu einer Laufleistung von 160.000 Kilometern auf. Außerdem gibt es innerhalb der ersten 5 Jahre eine unlimitierte Kilometergarantie auf das Fahrzeug selbst.
Nervige Piepserei
Neueste EU-Richtlinien bringen dieses Auto jedes Mal nach dem Einsteigen zum Piepsen. Dafür kann Hyundai zwar nichts, muss an dieser Stelle aber erwähnt werden: Sobald man auch nur 2 km/h zu schnell unterwegs ist, wird man mit einem Warnton bestraft. Selbiges passiert, wenn man seinen Kopf für einen kurzen Augenblick nicht nach vorne auf die Fahrbahn richtet.
Diese Assistenten werden von der Europäischen Union so vorgeschrieben. Ob ein genervter Autofahrer tatsächlich zur Verkehrssicherheit beiträgt, sei dahingestellt. Fakt ist: Sowohl Tempo-Warner, als auch der DAW-Assistent werden nach jedem (!) Startvorgang der Motors automatisch aktiviert und müssen händisch deaktiviert werden. Außer man mag die bevormundenden Warnsignale.
Auto für pragmatische Individualisten
Der Hyundai Kona Elektro ist ein gelungenes E-SUV mit großzügiger Serienausstattung, bei dem die Reichweite keine Schweißperlen auf der Stirn des Fahrers verursacht. Und für diejenigen, für die der Elektroantrieb dann doch zu teuer sein sollte, gibt es auch einen klassischen Benziner mit 120 PS für 26.900 Euro im Portfolio. Kurz gesagt: Ein modernes Fahrzeug für Pragmatiker, die optisch auffallen, aber nicht angeben wollen.