Die geheimen Strippenzieher

Kanzler Stocker, Vize Babler – so wird daran gearbeitet

In der Not mit Rot? Hinter den Kulissen läuft alles Richtung einer Neuauflage der einst Großen Koalition mit Kanzler Stocker. So läuft der Poker.
14.02.2025, 05:30

Am Tag nach dem Kickl-Kollaps gaben sich die Parteichefs der vier restlichen Parteien in der Hofburg buchstäblich die Klinke in die Hand. Worauf steuert Österreich jetzt zu – "Heute" recherchierte hinter den Kulissen.

Stocker wirkt gelöst

Der ÖVP-Boss erläuterte im Parteivorstand noch Mittwochabend die Gründe für das Scheitern der Koalition mit Kickl – und bekam Rückendeckung. Einzig: Eine Rückkehr zur Ampel wollen die Schwarzen partout nicht.

Das finale, rund zehnminütige Gespräch mit Kickl sei atmosphärisch das Beste gewesen, getragen von Wertschätzung, erfährt "Heute". Auch der FPÖ-Obmann bedankte sich dafür öffentlich. Tags darauf ging es für Stocker zum Bundespräsidenten. Er brachte Verstärkung aus Oberösterreich mit, "um Breite und Geschlossenheit zu signalisieren": Vize-Parteichef Thomas Stelzer, Klubchef August Wöginger und Generalsekretär Alexander Pröll waren an seiner Seite.

SPÖ in der Offensive

In einer Präsidiumssitzung im Parlament stellte man die Weichen für eine Neuauflage von Gesprächen mit den Schwarzen. Wie von "Heute" berichtet, nehmen Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (er war, obwohl formal nicht mehr Teil des Präsidiums, dabei) und Doris Bures (zugeschaltet aus New York) zentrale Rollen im Ringen um eine Regierung ein.

Rote sehen aktuell nur zwei Varianten

Es gebe jetzt nur zwei Optionen, so ein roter Insider: Neuwahlen – "das verlängert den Stillstand und chaotische Zustände, etwa beim Budget". Oder Regierung – "und zwar eine, die bereit ist, das Staatsganze über Parteiinteressen zu stellen und so für Stabilität sorgt".

Breiteneder abgezogen

Im roten Verhandlungsteam wird Parteichef Andreas Babler nun von Klub-Vize Philip Kucher, Frauenchefin Eva-Maria Holzleitner, Gewerkschafter Josef Muchitsch und der dritten Nationalratspräsidentin eingehegt – Doris Bures gilt als äußerst erfahrene Verhandlerin und ist daher ein Signal an die ÖVP, dass die Roten das professionell über die Ziellinie bringen wollen. Bundesgeschäftsführerin Sandra Breiteneder – sie galt als rotes Tuch für die ÖVP – wurde abgezogen.

Doris Bures (derzeit bei der UNO) ließ sich aus New York zur SPÖ-Präsidiumssitzung zuschalten.
zVg

Doris Bures' Engagement als Win-win-Situation

Trotz äußerst angespanntem Verhältnis ist Bures für Babler die Versicherung, dass die mächtige Wiener SPÖ Teil der Lösung sein will. Für Stadtchef Ludwig wiederum (er will Ex ORF-Chef Wrabetz als "Wiener Minister" in die Regierung entsenden), ist seine enge Vertraute der Garant, dass er in die Verhandlungen maßgeblich eingebunden bleibt, heißt es bei den Roten.

ÖVP wartet auf Einladung zur Party

Man habe derzeit keinen Auftrag für Verhandlungen, hieß es aus der Lichtenfelsgasse. "Wir gehen nur auf Partys, zu denen wir eingeladen sind", sagt ein schwarzer Stratege zu "Heute". Fakt ist aber: Christian Stocker ist am Weg, völlig überraschend Bundeskanzler zu werden und den Schwarzen doch noch zentrale Ressorts (Inneres, Finanzen) zu sichern. "Der Bundespräsident ist am Zug, die Volkspartei ist immer bereit, Verantwortung zu übernehmen", so Wolfgang Hattmannsdorfer.

Nahezu gleichlautend das Statement von Andreas Babler, dem potenziellen Vizekanzler in spe: "Unser Ziel ist es, nun möglichst schnell eine Mehrheit im Parlament zu finden, die sich im Kern auf SPÖ und ÖVP stützt."

VdB drückt aufs Tempo

Und VdB? Allen sei klar, "dass nun rasch und verantwortungsvoll gehandelt werden muss", teilte die Hofburg mit. "Es wurde vereinbart, dass der Bundespräsident mit den Gesprächspartnern in den kommenden Tagen in engem Austausch bleibt."

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