Nach Magdeburg-Terror

"Ein großes Problem" – Experte geht auf Behörden los

Die Aufarbeitung nach dem fürchterlichen Terroranschlag wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Auch die Behörden stehen massiv in der Kritik.

"Ein großes Problem" – Experte geht auf Behörden los
In Magdeburg raste ein Auto in einen Weihnachtsmarkt.
REUTERS

Nach der Todesfahrt von Magdeburg mit fünf Toten und rund 200 Verletzten kommen immer mehr Details ans Tageslicht. So war der mutmaßliche Attentäter Taleb A. kein unbeschriebenes Blatt.

Recherchen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" zeigen: Taleb A. drohte schon vor Jahren in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Anschlag. Diese Drohung sprach er gegenüber der Ärztekammer des Bundeslandes aus. Der Grund: Im Zuge seiner Facharztausbildung hatte es Streitigkeiten wegen der Anerkennung von Prüfungsleistungen gegeben. A. drohte telefonisch mit Handlungen, die international Beachtung finden würden und verwies auf den Marathon in Boston vom April 2013, wo es ebenfalls einen Anschlag gegeben hatte.

Terroranschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt

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    In Magdeburg raste ein Auto in einen Weihnachtsmarkt.
    In Magdeburg raste ein Auto in einen Weihnachtsmarkt.
    REUTERS

    Erste Ermittlungen bereits vor 11 Jahren

    Damals kam es auch zu Hausdurchsuchungen – die Ermittler hätten jedoch keine Hinweise auf eine "reelle Anschlagsbereitung" gefunden. Im September 2013 wurde er vom Amtsgericht Rostock zudem wegen "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten" zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je zehn Euro verurteilt.

    Holger Münch, Chef des Bundeskriminalamts, bestätigt gegenüber dem "Heute-Journal" vom ZDF, dass im November des vergangenen Jahres ein Hinweis zu dem mutmaßlichen Attentäter aus Saudiarabien eingegangen sei. "Es wurde auch ein Verfahren eingeleitet. Die Polizei in Sachsen-Anhalt hat dann auch entsprechende Ermittlungsmaßnahmen vorgenommen." Die Sache sei aber "unspezifisch" gewesen.

    Terror-Experte geht mit Behörden hart ins Gericht

    Terrorismusforscher Peter R. Neumann erklärte am Montag im Ö1-Morgenjournal, dass es sich beim Verdächtigen um einen neuen Typ eines Attentäters handelt. In Großbritannien gebe es dafür die Bezeichnung der "gemischten, instabilen, unklaren Ideologie" – diese habe man in Deutschland noch nicht erfasst. Es handelt sich um den klassischen Terroristen aus den Bereichen Islamismus, Rechts- oder Linksextremismus.

    Mittlerweile befindet sich A. in Untersuchungshaft. Dem 50-Jährigen werden fünffacher Mord, mehrfach versuchter Mord und mehrfache gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, teilte die Polizei am frühen Sonntagmorgen in Magdeburg mit.

    In Zukunft gehe es darum, Warnungen zu verknüpfen, wenn es sie denn gibt. Man könne den Leuten nicht sagen, dass sie verdächtige Wahrnehmungen den Behörden melden müssen und dann die entsprechenden Hinweise nicht an die entsprechenden Stellen weiterleiten. A. sei "kein Schläfer" gewesen. Er habe ständig und wiederholt Streit angefangen und Drohungen ausgesprochen. Er sei vielen Behörden bekannt gewesen. Dass daraus offenbar nicht die richtigen Schlüsse gezogen worden sind, bezeichnet Neumann als "großes Problem".

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      Karl Schöndorfer / picturedesk.com

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      Auf den Punkt gebracht

      • Nach der Todesfahrt von Magdeburg, bei der fünf Menschen starben und rund 200 verletzt wurden, kommen immer mehr Details über den mutmaßlichen Attentäter Taleb A. ans Licht.
      • Taleb A., der bereits 2013 wegen Drohungen verurteilt wurde, befindet sich nun in Untersuchungshaft und wird des fünffachen Mordes sowie mehrfachen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung beschuldigt.
      mrr, 20 Minuten
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