Nahost-Konflikt

Verwundet, hungernd: So schlimm trifft der Krieg Kinder

Die akute humanitäre Not im Gazastreifen trifft die Jüngsten besonders hart. Zehntausende haben seit Kriegsbeginn Eltern oder ihre Familie verloren.

Newsdesk Heute
Verwundet, hungernd: So schlimm trifft der Krieg Kinder
Seit Kriegsbeginn sind Tausende Kinder im Gazastreifen von ihren Familien getrennt.
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"Wir nennen sie die Tochter von Hanna Abu Amsha", sagt eine Pflegerin im Al-Aksa-Spital zum Schicksal eines ein Monate alten Babys. Denn das Kind hat seine Mutter nie wirklich kennen gelernt – nachdem Hanna Abu Amsha bei einem israelischen Raketenangriff unter Trümmern zerquetscht worden war, retteten Ärzte dem Baby mittels Kaiserschnitt das Leben.

Das Schicksal des ein Monate alten Mädchens ist nur eine von unzähligen Geschichten über das unsägliche Leid, das Zehntausenden Kindern und Jugendlichen im Gazastreifen seit Kriegsbeginn widerfährt.

Fast die Hälfte der rund 2,3 Millionen Menschen, die im Gazastreifen leben, sind noch Kinder. Wie Ärzte, Pflegende und Freiwillige von Hilfsorganisationen berichten, wird es immer schwieriger, Betreuung und Obdach für Kinder zu finden, deren gewohntes Umfeld mit der israelischen Offensive im Gazastreifen völlig zerstört wurde.

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    Das israelische Militär fliegt nun fast täglich Vergeltungsschläge auf den Gazastreifen.
    Das israelische Militär fliegt nun fast täglich Vergeltungsschläge auf den Gazastreifen.
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    Laut Gaza-Ministerium schon über 11.500 tote Kinder

    Zwar ist die israelische Armee laut eigenen Angaben bestrebt, zivile Opfer zu vermeiden, trotzdem sollen laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium seit Kriegsbeginn bereits über 11.500 Minderjährige ums Leben gekommen sein. Die in Genf ansässige Non-Profit-Organisation Euro-Med Human Rights Monitor geht davon aus, dass bereits über 24.000 Kinder einen oder beide Elternteile verloren haben.

    "Die Rakete fiel meiner Mutter in den Schoss und zerriss ihren Körper in kleine Stücke. Tagelang sammelten wir ihre Körperteile in den Trümmern unseres Hauses zusammen", berichtet Abed Hussein aus dem Flüchtlingscamp Bureidsch im Zentrum des Gazastreifens.

    Magenkrämpfe wegen Meerwasser

    "Als sie sagten, dass mein Bruder, mein Onkel und meine Eltern getötet wurden, hatte ich das Gefühl, dass mein Herz Feuer blutet." Früher habe er dank seinen Eltern auch trotz Raketenbeschuss und Explosionen schlafen können – "jetzt kann ich gar nicht mehr schlafen, ich fühle mich einsam", berichtet der Bub, dessen Großmutter nun für ihn und seine beiden Geschwister sorgt. "Jeder Tag ist schwer – es gibt kein Essen oder Wasser, ich habe Magenkrämpfe, weil ich Meerwasser trinken muss."

    Fast alle Menschen im Gazastreifen sind mittlerweile zum Überleben auf Hilfslieferungen angewiesen. Nach Angaben der Vereinten Nationen vertrieb der Krieg etwa 1,7 Millionen Menschen, von denen viele gezwungen sind, auf der Suche nach Sicherheit immer weiter zu flüchten.

    Schock erschwert die Wiedervereinigung

    Als eines der größten Probleme sieht das UN-Kinderhilfswerk Unicef jedoch die schätzungsweise 19.000 Kinder, die zu Waisen geworden oder durch Flucht auf sich allein gestellt sind. "Die Jüngsten können oft nicht mal ihren eigenen Namen sagen und auch die Älteren stehen meist so unter Schock, dass eine Identifikation und bestenfalls eine Wiedervereinigung mit der Verwandtschaft extrem schwierig ist", berichtet der Unicef-Kommunikationsverantwortliche Jonathan Crickx gegenüber BBC.

    Und auch wenn entfernte Verwandte gefunden würden, sei dies oftmals keine zufriedenstellende Lösung. "Man muss bedenken, dass auch sie meist in einer sehr prekären Situation sind", so Crickx.

    Seit Kriegsbeginn 55 Kinder aufgenommen

    Die Non-Profit-Organisation SOS Kinderdorf, die im Gazastreifen mit Unicef zusammenarbeitet, hat seit Kriegsbeginn 55 Kinder aufgenommen, die allesamt unter zehn Jahre alt sind. Für die psychologische Betreuung mussten zusätzliche Spezialisten angestellt werden – Unicef geht nämlich davon aus, dass mittlerweile praktisch alle Kinder im Gazastreifen auf psychologische Unterstützung angewiesen sind.

    Welch tiefe psychische Narben der Krieg hinterlässt, zeigt etwa der Fall einer Vierjährigen, die an einem israelischen Checkpoint entdeckt wurde. Beim Mädchen stellten die Helfer einen selektiven Mutismus fest: Die Angststörung machte es ihr unmöglich, darüber zu sprechen, was ihr und ihrer Familie widerfahren war. Laut dem SOS-Kinderdorf-Personal macht sie nun glücklicherweise Fortschritte, nachdem sie mit Geschenken begrüßt wurde und mit anderen Kindern spielen kann.

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    red
    Akt.