Skeptischer Papst
Vatikan will Marien-Erscheinungen jetzt strenger prüfen
Der Vatikan hat sein Verfahren für die Prüfung von Berichten über Erscheinungen der Heiligen Jungfrau Maria reformiert. Schuld daran ist das Internet.
Der Vatikan hat sein Verfahren für die Prüfung von Berichten über Erscheinungen der Heiligen Jungfrau Maria reformiert. Er begründete die Überarbeitung von Richtlinien aus dem Jahr 1978 damit, dass diese im Zeitalter des Internets nicht mehr nutzbar seien. Heutzutage verbreiteten sich Berichte über Erscheinungen oder weinende Madonnenstatuen schnell und stellten eine Gefahr für Gläubige dar, wenn es sich um Betrug handele, hieß es am Freitag.
Die Katholische Kirche soll gemäß der Reform nicht mehr unerklärliche Vorfälle verifizieren oder endgültige Entscheidungen zu deren übernatürlichen Ursprung treffen.
Stattdessen soll es möglich sein, dass die Kirche eine nicht bindende Erklärung herausgibt, derzufolge das geschilderte Ereignis dem Glauben nicht widerspreche und eine Verehrung durch Katholikinnen und Katholiken zulässig sei. Die neuen Regeln lassen zu, dass das gemeldete Ereignis irgendwann doch noch als übernatürlich eingestuft werden und der Papst in das Prozedere eingreifen kann.
Papst Franziskus hat sich skeptisch über einige Berichte über angebliche Begegnungen mit der Heiligen Jungfrau Maria in der jüngeren Geschichte geäußert. Das betrifft unter anderem Berichte über wiederholte Botschaften Marias am Schrein von Medjugorje in Bosnien-Herzegowina.
"Ich bevorzuge die Madonna als Mutter, unsere Mutter, und nicht als Frau, die Leiterin eines Telegrafenamts ist, die jeden Tag zu einer bestimmten Zeit eine Nachricht schickt", sagte der Papst 2017 zu Reportern.
Entgegen der vorherigen Vorgabe, dass ein Bischof häufig bei der Einschätzung von Berichten über solche Ereignisse das letzte Wort hat, muss jetzt der Vatikan jeder Empfehlung zustimmen, die ein Bischof diesbezüglich ausspricht.