Seit 2010 kann die SPÖ in Wien nicht mehr alleine regieren, braucht einen Koalitionspartner. Das wird auch so bleiben, zeigt die brandneue Umfrage von Unique Research für "Heute", Puls24 und ATV.
Die Stadt-Roten kratzen mit 39 Prozent an der 40-Prozent-Hürde. Damit ist innerhalb der Schwankungsbreite (±2,8 Prozent) alles möglich: vom historisch schlechtesten Ergebnis (39,2 Prozent) bis zu einem Plus gegenüber der Wahl 2020 (41,6 Prozent). Die 40 Prozent könnten auch darüber entscheiden, ob sich wieder eine Zweierkoalition ausgeht.
Der Vorteil für die SPÖ: Ihre Wählerschaft ist gut mobilisiert, sagt Meinungsforscher und Polit-Experte Peter Hajek im "Heute"-Gespräch. Das große Asset der Partei ist Bürgermeister Michael Ludwig, der keinen ernstzunehmenden Konkurrenten hat.
Wahlgewinner sind wohl – wie auch im Bund – die Freiheitlichen. Von ihren miserablen 7,1 Prozent vor fünf Jahren können sie ihr Ergebnis auf 22 Prozent verdreifachen. "Die Blau-Wähler zeichnen sich dadurch aus, dass sie die sichersten Parteiwähler sind. 71 Prozent wollen die FPÖ ganz sicher wählen", analysiert Hajek.
2020 erreichten die Grünen mit 14,8 Prozent das beste Ergebnis aller Zeiten in Wien, landeten dennoch auf der harten Oppositionsbank, weil sich Bürgermeister Ludwig für die Neos als Koalitionspartner entschieden hat. Von dieser Rolle erholen sie sich nicht, kommen nun auf zwölf Prozent. Kleiner Trost für die Ökopartei: sie überholt die ÖVP.
Vor fünf Jahren konnte die ÖVP den Hype um Sebastian Kurz und den damaligen Wien-Spitzenkandidaten Gernot Blümel nutzen, kam auf 20,4 Prozent, das beste Ergebnis seit 1987. Von solchen Werten ist man nun weit entfernt. Mit elf Prozent dürfte der Sprung über die Zehn-Prozent-Marke zwar gelingen. Hajek: "Der ist aber noch nicht statistisch abgesichert."
Ebenfalls an den zehn Prozent schnuppern die Neos mit neun Prozent. Das wäre gegenüber 2020 ein leichtes Plus von eineinhalb Prozentpunkten.
Das Wahlbündnis von KPÖ und Links kommt aktuell sowohl in den Rohdaten als auch in der Hochschätzung auf vier Prozent. Die Hürde für den Einzug in den Gemeinderat liegt bei fünf Prozent – innerhalb der Schwankungsbreite ist das schaffbar.
Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache probiert es noch einmal. Aktuell würden ihn zwei Prozent wählen. Damit verfehlt der frühere Vizekanzler die Hürde für den Einzug in den Gemeinderat klar und unterbietet das schwache Ergebnis von vor fünf Jahren weiter.
"Die Hochschätzung stellt keine Prognose über den Wahlausgang am 27. April dar, sondern skizziert die Stimmung zum Erhebungszeitpunkt zwei bis drei Wochen vor der Wahl", betont Hajek. 16 Prozent würden derzeit noch angeben, unentschlossen zu sein. Aber auch bei dieser Personengruppe habe die SPÖ die größten Wähleranteile.
„Bei dieser Wahl kommt es mehr denn je auf die Mobilisierung an.“Peter HajekMeinungsforscher und Politik-Experte
Und der Meinungsforscher weiter: "Bei dieser Wahl kommt es mehr denn je auf die Mobilisierung an. Gab es noch 2015 ein – vermeintliches – Bürgermeisterduell Häupl gegen Strache und 2020 ein Duell türkiser Bund gegen rote Stadt, das noch dazu in die Post-Ibiza-Phase gefallen ist, gibt es in diesem Wahlkampf kein emotionales Momentum."