Showdown in den Außenbezirken

In diesen Bezirken könnte es ein blaues Wunder geben!

SPÖ oder FPÖ? In Wiens heißesten Bezirken ist noch alles offen – die einst roten Hochburgen stehen auf der Kippe!
Christoph Weichsler
09.04.2025, 11:15

Wenn in Wien gewählt wird, schauen viele zuerst auf die großen Machtzentren – die Innere Stadt, Favoriten oder Ottakring. Doch bei dieser Wien-Wahl rücken plötzlich zwei Bezirke in den Fokus, mit denen früher keiner rechnete: Simmering und Floridsdorf. Beide gelten als klassische Arbeiterbezirke, jahrzehntelang rot dominiert – doch das ist vorbei.

Zwar gibt es keine offiziellen Swingstates wie in den USA, aber es spricht vieles dafür, dass genau hier der spannendste Bezirkswahlkampf tobt. Beide Bezirke sind groß, politisch gespalten, haben massive soziale Herausforderungen – und eine starke blaue Vergangenheit. Floridsdorf wird seit 1945 durchgehend von der SPÖ regiert, Simmering wechselte sogar kurz zur FPÖ. Jetzt wollen die Freiheitlichen in beiden Bezirken zurück an die Macht.

Simmering: Rückeroberung oder rote Festigung?

In Simmering war die FPÖ bereits am Ziel. 2015 stellte sie mit Paul Stadler erstmals einen Bezirksvorsteher in Wien. Der als leutseliger "Polit-Obelix" bekannte Lokalmatador traf mit seinen teils derben Aussagen über Migration und Veränderung den Nerv vieler Simmeringer. Die 8,4 Kilometer lange Simmeringer Hauptstraße wurde in seinen Augen zu "Little Istanbul" – ein Begriff, der polarisiert.

2020 dann der Absturz: Durch die Ibiza- und Spesenaffären stürzte die FPÖ in Simmering um 14,5 Prozent ab. Stadler musste gehen, die SPÖ übernahm mit Thomas Steinhart. Doch Stadler will zurück. Er setzt auf Law & Order, spricht über verlorene Traditionen und würzt den Wahlkampf mit einem bizarren Streit über – Würstelstände. Wer hat den letzten genehmigt? Der "Kurier" berichtet über den "Beef" zwischen Blau und Rot – und Simmering lacht, aber hört genau hin.

SPÖ punktet mit Sozialem – FPÖ mit Emotionen

Die SPÖ will die rote Rückeroberung festigen. Bezirksvorsteher Steinhart betont Themen wie Bildung, Gesundheit und Freizeit – klassische SP-Kernthemen. Auch Infrastruktur und leistbarer Wohnraum spielen eine zentrale Rolle. Doch gegen den bekannten Stadler wird das kein Selbstläufer. Der ehemalige Vorsteher ist medial präsent, kennt den Bezirk wie seine Westentasche und setzt auf emotionale Botschaften.

Simmering ist gespalten. Die urbaneren Nordteile rund um den Zentralfriedhof wählen meist rot, die dörflichen "Südstaaten" Richtung Schwechat sind tiefblau. Kein anderer Bezirk in Wien zeigt diese politische Teilung so deutlich. Bei der Wien-Wahl im Herbst könnte Stadler für die FPÖ das schaffen, was ihm 2015 schon gelang – den Einzug ins Bezirksamt.

Floridsdorf: Risse in der roten Festung

Floridsdorf ist Wiens flächenmäßig größter Bezirk – und eine SPÖ-Festung seit 1945. Doch das Fundament bröckelt. Bei der Nationalratswahl 2024 überholte die FPÖ mit 29,84 Prozent knapp die SPÖ (29,6 Prozent) – ein Warnsignal. Bezirksvorsteher Georg Papai steht nun vor seiner bisher größten politischen Herausforderung: Kann er den Bezirk halten?

FPÖ-Mann Karl Mareda will das verhindern. Auch er setzt auf Sicherheitsthemen: Polizeistation am Franz-Jonas-Platz, Kampf gegen Jugendkriminalität, flächendeckendes Parkpickerl gegen angebliche "Parkplatzvernichtung". Mareda setzt auf einen harten Kurs – Law & Order, mit Fokus auf "Problemzonen".

Papai will aufräumen – aber ohne Law & Order-Ton

Georg Papai wiederum kontert mit einem anderen Zugang: Bildung, Freizeit, Lebensqualität. Sein größtes Projekt: Die Neugestaltung des Franz-Jonas-Platzes. Schon lange forderte er ein Alkoholverbot, konnte es wegen der rechtlichen Zuständigkeit aber nicht umsetzen. Anfang des Jahres griff Bürgermeister Michael Ludwig ein – jetzt nutzt Papai den Rückenwind.

Die SPÖ versucht, mit sanften Mitteln gegen den blauen Ton zu bestehen. Doch auch in Floridsdorf ist der Bezirk politisch nicht mehr klar aufgeteilt. Zwar gewann die SPÖ 2020 mit 46,2 Prozent deutlich, doch Mareda will mit harter Linie verlorene FPÖ-Wähler zurückholen. Die Ausgangslage ist ähnlich wie in Simmering.

Zwei Bezirke, zwei wichtige Ämter

Obwohl es keine offiziellen Zahlen gibt, lässt sich vermuten: Kein anderer Bezirk ist derzeit so umkämpft wie Simmering und Floridsdorf. Beide Bezirke gelten als Barometer für politische Stimmung in Wien. Die FPÖ hat in beiden Bezirken gezeigt, dass sie stark mobilisieren kann – und die SPÖ weiß, was sie bei einer Niederlage verlieren würde: mehr als nur zwei Bezirksämter.

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 09.04.2025, 11:20, 09.04.2025, 11:15
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