Neuer Radweg spaltet Ottakring

Für 2 Radler auf 100 Fahrzeuge – Gasse wird gesperrt!

Nur 1,7 % Radanteil – trotzdem wird die Seeböckgasse zur Fahrradstraße. Die ÖVP spricht von einem Umbau zulasten der Mehrheit.
Christoph Weichsler
07.04.2025, 22:08

Der geplante Umbau der Seeböckgasse zur Fahrradstraße in Wien-Ottakring sorgt für scharfe Kritik. Stefan Trittner, ÖVP-Bezirksparteiobmann in Ottakring, spricht von einem Projekt, das "realitätsfern und gegen die Interessen der Bevölkerung" sei. Der Radanteil auf der Straße liege laut offizieller Verkehrszählung bei nur 1,7 Prozent – das entspricht etwa zwei Radfahrern auf 100 Fahrzeuge.

"98 Prozent aller Fahrzeuge sind motorisiert – Autos oder LKWs. Trotzdem wird diese funktionierende Straße nun weitgehend für den Kfz-Verkehr gesperrt", so Trittner. Besonders stößt ihm auf, dass die Seeböckgasse erst vor wenigen Jahren durch die SPÖ selbst verkehrsberuhigt wurde – mit Bodenschwellen, Kreuzungsplateaus und Tempo 30.

Petition und Kritik von Klimateam

Der Umbau ist Teil einer 2,5 Kilometer langen neuen Radroute durch Ottakring und Hernals. Betroffen ist auch die Geblergasse. In der Seeböckgasse wird der Durchzugsverkehr durch Modalfilter, Einbahndrehungen und Poller verhindert. Gleichzeitig werden Parkplätze reduziert – was laut Trittner auf große Ablehnung stößt.

Das bestätigt auch eine Petition gegen das Projekt, die von rund 1.500 Personen unterzeichnet wurde. Zudem hat das Klimateam Wien, eine Bürgerbeteiligungsplattform der Stadt, das Vorhaben abgelehnt. Eine Bürgerbefragung wurde nicht durchgeführt.

Pflegeheim-Anrainer fürchten Einschränkungen

Betroffen seien auch Bewohner und Angehörige des nahen Haus der Barmherzigkeit. "Viele ältere Menschen sind auf das Auto angewiesen – ob für Arztbesuche oder Familienbesuche. Die Parkplatzvernichtung trifft sie besonders hart", so Trittner.

SPÖ verweist auf Sicherheit und Begrünung

Die Stadt Wien verteidigt das Projekt. Laut Mobilitätsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) werde eine sichere, durchgehende Radverbindung geschaffen: "Wir verbessern die Alltagsmobilität und die Aufenthaltsqualität – mit mehr Grün, Trinkbrunnen und weniger Durchzugsverkehr."

Bezirksvorsteherin Stefanie Lamp (SPÖ) betont: "Die Sicherheit im Grätzl steigt – vor allem für Kinder, Zufußgehende und Radfahrende." Auch Hernals-Vorsteher Peter Jagsch (SPÖ) lobt das Projekt als Maßnahme zur Verkehrsberuhigung.

ÖVP fordert Stopp des Projekts

Trittner bleibt dennoch bei seiner Kritik: "Für ein paar Radfahrer wird hier massiv in das Leben der Mehrheit eingegriffen. Ein Projekt für 1,7 Prozent darf nicht gegen 98 Prozent durchgedrückt werden."

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 08.04.2025, 11:42, 07.04.2025, 22:08
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