EU-Wahl
Schilling-Blamage! Wiener geben Bio-Bauer den Vorzug
Der Schilling-Effekt machte auch vor der Bundeshauptstadt nicht halt. Mehr noch: Die 23-Jährige schlitterte in Wien in eine Blamage.
Die SPÖ hat bei der EU-Wahl 2024 in Wien die meisten Stimmen erhalten. Den zweiten Platz erlangte die FPÖ, am dritten Platz landeten die Grünen. Der Schilling-Effekt machte auch vor der Bundeshauptstadt nicht halt. Mehr noch: Die 23-Jährige schlitterte in eine vorzügliche Blamage.
SPÖ-Spitzenkandidat Andreas Schieder erreichte in seiner Heimatstadt 29,7 Prozent der Stimmen, ein leichtes Minus gegenüber 2019 von 0,5 Prozentpunkten. Der bundesweite Wahlsieger, die FPÖ, entschied den Zweikampf um den zweiten Platz, kommt auf 18,6 Prozent (Plus von 4,2 Prozentpunkten). 17,5 Prozent bedeuten Platz 3 für die Grünen – "angesichts der schwierigen Themenlage in Österreich, aber auch in Europa ein respektables Ergebnis", so der Grünen-Parteivorsitzende Peter Kraus noch am Wahlabend.
Nach all dem Wirbel um Spitzenkandidatin Lena Schilling hätte es für die Grünen durchaus schlimmer kommen können, sind sich Wahlbeobachter einig. So hat die Affäre "Lügen-Lena" 27 Prozent der Grün-Wähler "sehr" oder "eher" beeinflusst.
34 Prozent sagten laut einer ATV/Puls24-Umfrage, ihre Wahlentscheidung sei dadurch weniger beeinflusst worden. Und für 37 Prozent habe es gar keine Rolle gespielt. Heißt: 71 Prozent der Grün-Wähler war die Aufregung um ihre EU-Kandidatin wurscht. Doch es gibt ein Aber.
Mit 24.618 Vorzugsstimmen allein in Wien hat Bio-Bauer Thomas Waitz, eigentlich Listen-Zweiter hinter Schilling und im EU-Wahlkampf so gut wie unsichtbar, ähnlich viele wie Grünen-Chef Werner Kogler 2019 – "und das sind schon mehr als die 5 Prozent der Parteistimmen, die er für seine Reihung auf Platz eins braucht. Die Rache der WählerInnen für das Schilling-Drama", rechnet ORF-Redakteur Stefan Kappacher auf X vor.
"Viele haben sich gut überlegt, ob sie dieses Mal Grün wählen und haben es trotzdem gemacht, weil sie dem Klimaschutz und der Demokratie eine starke Stimme geben wollten", zog Gesundheitsminister Johannes Rauch ein erstes Wahl-Fazit.
Heißt im Klartext: Viele Grün-Wähler straften die junge Klimaaktivistin, gegen die eine Anklage wegen "Rufmords" eingebracht wurde, an der Wahlurne ab, gaben lieber ihrem Listen-Konkurrenten den Vorzug.
Schilling selbst bedankte sich am Wahlabend bei den Funktionären, die sich "nicht haben einschüchtern lassen" und mit ihr weitergekämpft hätten.
Auf den Punkt gebracht
- Die SPÖ hat bei der EU-Wahl 2024 in Wien die meisten Stimmen erhalten, gefolgt von der FPÖ und den Grünen
- Trotz des "Schilling-Effekts" konnte die Grünen immer noch einen respektablen dritten Platz erreichen, wobei die Affäre um Spitzenkandidatin Lena Schilling einen Einfluss auf 27 Prozent der Grün-Wähler hatte
- Dennoch erhielt Thomas Waitz eine beträchtliche Anzahl von Vorzugsstimmen, was als eine Art Rache der Wähler für das Schilling-Drama interpretiert wird