"Ich trete zur Seite"
Plötzlich ist alles anders – Wende in Causa Dornauer
Eigentlich hatte Georg Dornauer am Mittwoch nur sein Amt als Landeshauptmann-Stellvertreter zur Verfügung gestellt. Doch es gibt eine brisante Wende.
Hand an der Trophäe, Jägerhut mit "Beutebruch" auf dem Kopf, dahinter ein grinsender René Benko, der für den Verlust von Milliarden Euro verantwortlich ist. Dieses prekäre Erinnerungsfoto an einen Jagdausflug in der Steiermark wurde dem Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer zum politischen Verhängnis.
Am Mittwoch gab Dornauer eine Erklärung ab, in der sein Amt als Landeshauptmann-Stellvertreter von Anton Mattle zur Verfügung stellte. In seinem Statement erklärte er zwar, dass er persönlich keinen Grund für einen Rücktritt sehe. Als "in der Wolle gefärbter Sozialdemokrat" akzeptiere er aber "selbstverständlich" die "momentane mehrheitliche Stimmungslage". Dornauer sprach nicht von einem Rücktritt. Wie einst der frühere Bundeskanzler Sebastian Kurz sprach er davon "zur Seite" zu treten.
Dornauer geht nur "temporär" in den Landtag
Denn: Einen kompletten Rückzug aus der Politik versprach Dornauer nicht an. Er kündigte nämlich an, sein Mandat im Tiroler Landtag wahrzunehmen, er stehe den rund 10.000 Wählern, die ihm mit Vorzugsstimme gewählt hatten, im Wort. "Auf den verbliebenen gewählten Positionen werde ich mich weiterhin sehr engagiert und im sozialdemokratischen Sinne konstruktiv einbringen", schloss er seine Ausführungen.
Doch nun ist alles anders. Denn Dornauers Nachfolger als Landeshauptmann-Stellvertreter und Tiroler SPÖ-Chef, der Gewerkschafter Philip Wohlgemuth, sagte gleich zu Beginn des Landesparteivorstandes am Mittwoch, dass Dornauer nur "temporär" Landtagsabgeordneter bleiben werde. "Er wird das Grundmandat, auf das er ein Recht hat, nur temporär bis zu seiner beruflichen Neuorientierung annehmen", so der neue starke Mann der Tiroler Roten. Dornauer selbst habe ihm das mitgeteilt. Der gefallene Politiker ließ sich für die Vorstandssitzung entschuldigen.
SPÖ-Politiker gegen Landtags-Mandat Dornauers
Große Freude dürften die Genossen an einem längeren Verbleib ohnehin nicht gehabt haben. Denn wie die APA berichtet, hatte sich der Landtagsklub der SPÖ gegen einen Wechsel von Dornauer in das Landesparlament mit seinem geplanten Abgang am 18. Dezember ausgesprochen. So zeigte sich etwa auch Nationalratsabgeordnete Selma Yildirim "überrascht", dass Dornauer in den Landtag ziehen wolle. Sie nehme das "zur Kenntnis", sagte sie, nicht ohne zu betonen, dass auch sie von einer temporären Lösung ausgehe.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Georg Dornauer, der Tiroler SPÖ-Chef, hat am Mittwoch überraschend sein Amt als Landeshauptmann-Stellvertreter zur Verfügung gestellt, nachdem ein kompromittierendes Foto von ihm und René Benko aufgetaucht war
- Obwohl Dornauer betonte, dass er keinen vollständigen Rückzug aus der Politik plane und weiterhin im Tiroler Landtag aktiv sein wolle, kündigte sein Nachfolger Philip Wohlgemuth an, dass Dornauer nur vorübergehend als Landtagsabgeordneter tätig sein werde, bis er sich beruflich neu orientiert hat