Kopfhörer-Test

Nothing Ear (open): So hast du "offen" noch nie gehört

Das technologieunternehmen Nothing liefert mit den neuen Ear (open) die ersten "offenen" Kopfhörer des Unternehmens. Und die können sich hören lassen.

Rene Findenig
Nothing Ear (open): So hast du "offen" noch nie gehört
Offenes Design, einzigartige Optik: Die neuen Nothing Ear (open) überzeugen klanglich.
Rene Findenig

Zugegeben, das Design ist eigenwillig, aber nicht einzigartig: Die neuen Nothing Ear (open) hat man in ähnlicher Form beispielsweise schon bei den Xiaomi OpenWear gesehen. Auch Nothing erste Open-Ear-Kopfhörer hängen am Ohr, statt im Gehörgang zu stecken. Entsprechend gibt es große Silikon-Ohrbügel, die Treiber positionieren sich damit in einem 50-Grad-Winkel vor dem Gehörgang. Auf der anderen Seite, die hinter dem Ohr Platz findet, gibt es ein Gegengewicht, das die Kopfhörer beim Tragen ausbalanciert. Ein krasser Gegensatz zu den guten und jüngst erschienenen Modellen Nothing Ear und Ear (a), aber klanglich kann sich das hören lassen.

Traditionell ist die Optik der Nothing-Kopfhörer, die 149 Euro kosten, futuristisch: Das Gehäuse der Buds, das vor dem Ohr hängt, ist transparent, der schlichte Silikon-Ohrbügel wirkt da schon fast langweilig. Wer sich Sorgen über die groß wirkenden Gegengewichte macht, kann hier aufatmen, denn nicht nur verschwinden die silbernen Teile optisch hinter dem Ohr, auch fallen sie beim Tragen überhaupt nicht auf. Anders könnte dies bei Brillenträgern sein. Ohne Brille allerdings sitzen die Kopfhörer fantastisch vor dem Ohr, verrutschen beim Laufen nicht und nach wenigen Minuten ist der Firmenname Programm: Nothing, nichts fällt mehr am Ohr auf.

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    Zugegeben, das Design ist eigenwillig, aber nicht einzigartig: Die <a target="_blank" data-li-document-ref="120060841" href="https://www.heute.at/s/nothing-startet-neue-kopfhoerer-generation-ear-open-120060841">neuen Nothing Ear (open)</a> hat man in ähnlicher Form beispielsweise schon ...
    Zugegeben, das Design ist eigenwillig, aber nicht einzigartig: Die neuen Nothing Ear (open) hat man in ähnlicher Form beispielsweise schon ...
    Rene Findenig

    Klanglich sind die Kopfhörer eine Wucht

    Die Nothing Ear (open) können bei der Musikwiedergabe mit einem sehr breiten Klang punkten. Geht es um den Bass, sind die Open-Ears geradezu eine Wucht. Bei Hip-Hop, Reggae und elektronischer Tanzmusik fühlen sich die Nothing Ear (open) heimisch, die Kopfhörer gehören zu den basslastigsten Vertretern ihrer Art, wobei der Klang wunderbar verzerrungsfrei bleibt. Vielmehr wirkt es so, als würde man von einer angenehmen Basswolke umgeben, ein Bass-Surround-Sound quasi. Ebenfalls gut, aber nicht ganz so überzeugend sind Mitten und Höhen. Auch die kommen sauber an, liefern aber nicht ganz so viele Details: Rock super, Pop zum Teil.

    Messen können sich die Kopfhörer jedenfalls zu einem weit günstigeren Preis mit den teuersten Open-Ear-Modellen – für Klangliebhaber sind sie aber qualitativ nicht ganz auf der Höhe von In-Ear-Modellen. Mit diesen wollen die Nothing Ear (open) aber auch gar nicht konkurrieren, denn ihr Einsatz ist in Umgebungen gedacht, in denen es darauf ankommt, dass Umgebungsgeräusche "natürlich" und nicht nur in Form eines Transparenzmodus ans Ohr gelangen. Das kann vom Straßenverkehr über die Büroarbeit bis hin zur Wartezeit am Flughafen reichen. Aktive Geräuschunterdrückung (ANC) ist deshalb gar nicht an Bord, passive sehr wohl.

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      Nothing präsentierte am Dienstag mit den Ear (open) die ersten offenen Stereo-Kopfhörer des Unternehmens.
      Nothing präsentierte am Dienstag mit den Ear (open) die ersten offenen Stereo-Kopfhörer des Unternehmens.
      Nothing

      Durchdesignter Ladebehälter, vorbildliche App

      Ebenfalls beste Figur machen die Nothing Ear (open) bei Podcasts und Hörbüchern. Till Hagen als Sherlock Holmes und Tom Jacobs als Dr. Watson sind mit den Open-Ears in den "Sherlock Holmes Chronicles" ein wahrer Genuss, wenn man abends auf der Couch ausspannen will. Eine Design-Besonderheit ist übrigens auch der Ladebehälter, der nur 19 Millimeter dünn, dafür aber länglich wie ein sehr schmales Brillenetui ist. Er lässt sich dennoch in die Hosentasche stecken, für andere Dinge ist dann dort aber kaum mehr Platz. Der Deckel ist transparent und gibt den Blick auf die hoffentlich sauberen Hörer frei. Eine schöne Lösung, die aber gepflegt werden will.

      Kopfhörer sowie Gehäuse sind staub- sowie spritzwassergeschützt (IP54), einmal mehr verwundert, dass man die mit 8,1 Gramm doch recht schweren Open_Ears bereits nach kurzer Zeit nicht mehr am Ohr spürt. Sie sind perfekt ausbalanciert. Das Gehäuse wiegt indes samt Kopfhörern 63,8 Gramm. Den Klang darf man umfassend in der Smartphone-App Nothing X anpassen – die App für Android und iOS ist einmal mehr vorbildlich gestaltet. Bei den Nothing Ear (open" verfügt man über den uneingeschränkten Funktionsumfang der In-Ears Nothing Ear und nicht über den etwas schmäleren Umfang des günstigeren In-Ear-Modells Nothing Ear (a).

      ChatGPT und sehr viele Anpassungsmöglichkeiten

      In der App gibt es einen umfassenden 8-Band-Equalizer, der zusätzlich vorgefertigte Audio-Profile zur Verfügung stellt und eigene abspeichern lässt. Wer das simpler haben will, kann auch einen Standard-3-Band-Equalizer nutzen. Eine einzigartige Funktion stellt die Integration von Künstlicher Intelligenz mit ChatGPT dar, das funktioniert aber nur mit einem gekoppelten Nothing-Smartphone. Dann kann man mit den Open-Ears ChatGPT per Stimme aktivieren und sich mit dem KI-Bot unterhalten. Alternativ kann man Anfragen auf den Nothing Phones auch tippen, per Sprache eingeben oder auch als Bildersuche anfordern. Ein netter KI-Bonus.

      Zudem zeigt die "Nothing X"-App den Akkustand der Kopfhörer und des Ladebehälters an, bietet dank Bluetooth-Standard 5.3 Multipoint-Unterstützung für den nahtlosen Wiedergabe-Wechsel zwischen zwei Geräten und eine Ortungs-Funktion für die Kopfhörer. Umfassend darf man auch die Pinch-Steuerung der Open-Ears für jeden Hörer individuell anpassen. Dabei gibt es mit Lautstärke, Titelwechsel und Modi-Einstellung eine große Auswahl. Die "Kniff"-Steuerung funktioniert zuverlässig und verhindert, dass sich die Trageposition der Kopfhörer verschiebt – umgekehrt löst nicht jedes Nachjustieren der Position versehentlich einen Pinch-Befehl aus.

      Bemerkenswerte Akkulaufzeit und Schnellladung

      Zum schnellen Verbinden mit einem Smartphone unterstützen die neuen Nothing-Open-Ears Microsoft Swift Pair und Google Fast Pair. Vorausgesetzt für den Betrieb sind Android 5.0 und höher oder iOS 13 und höher, als Codecs werden leider nur klassisch AAC und SBC unterstützt. Aktive Geräuschunterdrückung (ANC) bieten die Nothing Ear (open) genauso wie eine Trageerkennung nicht, ebenso fehlt bauartbedingt ein eigener Transparenzmodus. Sehr wohl aber wird eine passive Geräuschunterdrückung geboten, die die Außengeräusche trotz zweier verbauter Mikrofone und einem KI-Algorithmus jedoch nur unwesentlich herausfiltern kann.

      In der App gibt es einen umfassenden 8-Band-Equalizer, der zusätzlich vorgefertigte Audio-Profile zur Verfügung stellt und eigene abspeichern lässt.
      In der App gibt es einen umfassenden 8-Band-Equalizer, der zusätzlich vorgefertigte Audio-Profile zur Verfügung stellt und eigene abspeichern lässt.
      Rene Findenig

      Im Kopfhörer-Angebot findet sich auch noch ein Low Lag Mode, der Klänge besonders schnell an die Ohren bringt, wenn es beim Zocken wichtig ist – Stichwort etwa Multiplayer-Shooter. Bemerkenswert ist die Akkulaufzeit: Bis zu acht Stunden laufen die Kopfhörer durch, weitere 22 Stunden gibt es, wenn man den Akku des Ladebehälters dazurechnet. Dabei reicht es dank Schnellladung aus, die Kopfhörer nur zehn Minuten in den Ladebehälter zu legen, um auf zwei Stunden Wiedergabezeit zu kommen. Der Ladebehälter wird per mitgelieferten Kabel (USB-C auf USB-C) in rund 90 Minuten voll geladen, eine kabellose Lademöglichkeit gibt es indes nicht.

       Umfassend darf man auch die Pinch-Steuerung der Open-Ears für jeden Hörer individuell anpassen.
      Umfassend darf man auch die Pinch-Steuerung der Open-Ears für jeden Hörer individuell anpassen.
      Rene Findenig

      Nothing Ear (open) – so hast du "offen" noch nie gehört

      Nothings erste neue Open-Ear-Kopfhörer können sich sehen und, noch wichtiger, hören lassen. Klanglich überraschen die durchdesignten Bügel-Kopfhörer immens, auch die Akkulaufzeit kann voll überzeugen und die "Nothing X"-App ist (bisher) über alle Zweifel erhaben. Minuspunkte gibt es wenige, nennenswert wären da die zurückhaltende Codec-Unterstützung und das Fehlen einer kabellosen Lademöglichkeit. Musst du die Kolleginnen und Kollegen, das Telefon oder die Chefetage im Büro jederzeit hören können, bist du per Fahhrad im dichten Verkehr unterwegs oder läufst du gerne an stark frequentierten Orten, sind die Nothing Ear (open) perfekt für dich.

      Nothings erste neue Open-Ear-Kopfhörer können sich sehen und, noch wichtiger, hören lassen.
      Nothings erste neue Open-Ear-Kopfhörer können sich sehen und, noch wichtiger, hören lassen.
      Rene Findenig

      Geht es dir dagegen um noch besseren Klang bei gleichzeitiger Stille, solltest du besser zu den (gleich teuren) Nothing Ear greifen. Die haben klanglich noch eine Spur mehr auf dem Kasten und blenden die Umgebungsgeräusche dank aktiver Geräuschunterdrückung fast vollkommen aus, sind aber eben In-Ears und nicht Open-Ears. Letztlich gilt aber für beide Modelle: Zu einem fairen Preis bieten die Kopfhörer einen wunderbaren Klang und viele Funktionen, die es bei der Konkurrenz nur bei teils doppelt so teuren Produkten gibt. Zudem gefällt das Nothing-Design mit seiner einzigartigen Optik, die die Kopfhörer erneut zu einem kleinen Hingucker macht.

      Nothing Ear (open)
      Preis: 149 Euro
      Bluetooth-Standard: 5.3
      Codecs: SBC, AAC
      Akku-Laufzeit: 8 Stunden Kopfhörer / 30 Stunden mit Ladecase
      Ladung: Zehn Minuten Ladezeit für zwei Stunden Wiedergabe
      Schutz: IP54, 8,1 Gramm Gewicht
      Ladebehälter: USB-C-Ladeanschluss, 62,4 Gramm Gewicht

      In-Ear, Buds, On-Ear, Over-Ear – die besten Kopfhörer im Test

      Auf den Punkt gebracht

      • Die neuen Nothing Ear (open) sind die ersten offenen Kopfhörer des Unternehmens und überzeugen durch ihr futuristisches Design und beeindruckenden Klang, insbesondere im Bassbereich
      • Sie bieten eine bemerkenswerte Akkulaufzeit und eine vorbildliche App-Unterstützung, jedoch fehlen kabelloses Laden und erweiterte Codec-Unterstützung
      rfi
      Akt.