Kopfhörer-Premiere
Sony ULT Wear im Test – das neue Bass-Flaggschiff
Neue Sony-Kopfhörer mit Technik des aktuellen Flaggschiffs, aber weit günstiger? Das sind die Sony ULT Wear – und Bass gibt es als Extra obendrauf.
Endlich ein aussprechbarer und merkbarer Kopfhörername! Sony ULT Wear ist neu am Markt und Teil einer neuen Produktreihe, die aus den Kopfhörern sowie drei Bluetooth-Lautsprechern besteht. Dass Sony Kopfhörer machen kann, wissen wir – mittlerweile legendär ist die 1000X-Serie. Das aktuelle Overear-Flaggschiff WH-1000XM5 hat nicht nur mit rund 330 Euro einen hohen Preis, sondern auch marktführende aktive Geräuschunterdrückung, beste Verarbeitung und einen ausgezeichneten Klang. Die neuen Overears Sony ULT Wear erben aber nicht nur technisch etwas vom teuren Flaggschiff, sondern fokussieren sich auch auf kraftvollen Bass.
Verbaut ist in ULT Wear der Highend-Prozessor V1, der auch in Sonys WH-1000XM5 zu finden ist. Dazu soll es starke Geräuschunterdrückung, besten Klang, gute Verarbeitung und zahlreiche Premium-Funktionen geben. Und das für weit günstigere 199 Euro? "Heute" hat die Sony ULT Wear auf die Probe gestellt. Optisch sieht das Bass-Experiment schon mal gut aus. Die Kopfhörer in den Farben Schwarz, Graugrün oder Weiß (Testgerät) kommen gut geschützt in der Sony-Tragetasche, die man bereits von den Flaggschiff-Vorgängern WH-1000XM4 kennt. Ja, richtig, anders als die WH-1000XM5 können die ULT Wear noch zusammengeklappt werden.
Bei der Verarbeitung wurde keinesfalls gespart
Auch die Kopfhörer selbst sind gut verarbeitet, optisch ähneln sie sehr dem 1000X-Flaggschiff, mit schlichtem, aber schicken Stil, großen und gepolsterten Ohrmuscheln, einem ausfahrbaren und ebenso gepolstertem Kopfbügel. Erst beim genaueren Hinsehen wirkt der 1000X etwas schlanker und ULT Wear fällt durch einen großen Bedienknopf an der linken Seite mit der "ULT"-Beschriftung auf. Zudem gibt es links und rechts am Kopfbügel ein großes Sony-Logo, das farbwechselnd im Licht glänzt. Der Tragekomfort ist ebenso hervorragend, die Kopfhörer sitzen gut und ohne eine Spur Druck auf den Ohren. Selbst nach Stunden wird das nicht unangenehm.
Bei der Verarbeitung wurde schonmal nicht gespart, auch wenn ULT Wear minimal hinter den 1000X-Flaggschiffen liegt. Bemerkenswert ist, dass der Funktionsumfang von ULT Wear dem teuren Flaggschiff um kaum etwas nachsteht. So wurde ULT Wear Berühungs-Steuerung ebenso wie Geräuschunterdrückung, Transparenzmodus, Trageerkennung, Schnell-Kopplung, Multipoint-Verbindung und "Speak to Chat" verpasst. Letztgenannte Funktion pausiert etwa die Wiedergabe und lässt Umgebungsgeräusche durch, wenn der Träger zu sprechen beginnt. Und auch die ULT Wear können über Sonys "Headphones"-App umfassend angepasst werden.
Sehr guter Klang und noch besserer Bass
Und klingen die ULT Wear auch so ausgezeichnet wie die WH-1000XM5? Nicht ganz, aber erstklassig ist das Erlebnis allemal. Die Höhen spielt ULT Wear nicht so detailliert wie die große Schwester aus und flacht diese hörbar ab. Dadurch entsteht ein etwas dumpfer Klang, den ULT Wear jedoch mit einem deutlich hervorgehobenen Bass auszugleichen versucht. Hier zeigt sich schon, für wen der Kopfhörer gemacht ist: Alles mit mehr Bass kommt hervorragend an die Ohren, während etwa hohe Stimmlagen von Taylor Swift und Halsey etwas "abrasiert" werden. Dennoch ist der Klang bereits im nicht-bassverstärkten Modus besser als man erwartet hätte.
Moment, bassverstärkter Modus? Ja, denn mit dem ULT-Knopf an der linken Seite des Hörers aktiviert man die beiden Modi "Deep Bass" für besonders tiefe Bässe und "Attack Bass" für ein besonders druckvolles Audio-Erlebnis. Direkt beim Druck auf den Knopf und nach einem kurzen Umschaltgeräusch legt auch der Bass stark, aber nicht unangenehm los. Beastie Boys "Sabotage" hat noch nie so kraftvoll und gut geklungen, obwohl es mit dem Original nicht mehr so sehr übereinstimmt. Der "Deep Bass"-Modus macht Spaß, klingt sauber und wird der Liebling aller Nutzer sein, die bei Kopfhörern schon bisher den Bass per Equalizer angepasst haben.
"Attack Bass" bläst dich (manchmal zu sehr) um
Während "Deep Bass" unser Favorit und etwas ist, das dem Wear ein Alleinstellungsmerkmal am Markt garantiert, wird die zweite Stufe "Attack Bass" nicht für alle Nutzer etwas sein, denn diese Verstärkung lässt sich nicht nur hören, sondern ordentlich im ganzen Körper spüren. Darudes "Sandstorm" jagt wohlige Bass-Wellen daher, The Chemical Brothers "Galvanize" fordert spürbar zum Mitnicken auf, wobei der Sound von ULT Wear auch in hohen Lautstärken extrem klar bleibt. Verzerren tritt selten auf, etwa bei den tiefen Stimmen von Yellos "Oh Yeah", denn "Attack Bass" verstärkt nicht nur tiefe Töne, sondern auch Stimmen – manchmal zu stark.
Umgekehrt gehen im stärksten Bass-Modus Stimmen wie in Taylor Swifts "Blank Space" zu sehr unter, wenn die paar wenigen Bässe des Songs zu stark geboostet werden. Es kommt am Ende des Tages sehr stark auf die Musikrichtung an, wie sehr ULT Wear die Trägerin oder den Träger überzeugen wird. Während das Flaggschiff WH-1000XM5 alles an Musikgenres in bester Qualität wiederzugeben versucht, kommt bei ULT Wear elektronische Tanzmusik, Hip-Hop und alles andere mit viel Bass exzellent zur Geltung. Allerdings tendieren Rock- und Pop-Balladen mit eingestreuten Tieftönen dazu, die Bässe zu dominant und überdeckend werden zu lassen.
Wie gemacht für EDM, Rap, Hip-Hop und Co.
Wer allerdings hauptsächlich EDM, Rap, Hip-Hop und Co. laufen lässt, wird ULT Wear nicht mehr vom Kopf nehmen wollen. Wie von Sony gewohnt, kann der Klang generell in der "Headphones"-App nach eigenen Wünschen angepasst werden. Nicht zu verachten ist auch die aktive Geräuschunterdrückung von ULT Wear. Sie kann zwar ebenfalls nicht mit jener der Flaggschiffe WH-1000XM5 mithalten, die können bekanntlich aber für Stille sorgen, wenn man in einem Hubschrauber sitzt. Bei ULT Wear ist etwas weniger drinnen, tippen, telefonieren und klicken im Büro ist aber verschwunden. Und sogar die Durchsagen in den Öffis sind fast nicht mehr hörbar.
Andere Klänge wie Schreie kommen deutlich gedämpft durch. Die Flaggschiffe können da mehr, der ANC-Unterschied ist aber nicht so groß wie der Preisunterschied zwischen den beiden Modellen. Spitze ist, dass auch ULT Wear Premium-Funktionen bekommen hat. So lassen sich hier genauso ein nur stimmenverstärkender Modus oder an die jeweilige Situation dynamisch anpassbares Noise Cancelling nutzen. Einen Transparenzmodus gibt es sowieso noch dazu, außerdem das bereits erwähnte "Speak to Chat", das automatisch in eine Art kurzzeitigen Transparenzmodus wechselt, um ein schnelles Gespräch möglich zu machen.
Immense Akkulaufzeit und sehr schnelle Ladung
Auch in Sachen Noise Cancelling (ANC) gilt, dass Funktionen und Stärke jeweils nach den individuellen Wünschen in der App angepasst werden können. Immens ist bei ULT Wear die Akku-Laufzeit, die Nutzer nicht im Stich lässt. Bis zu 30 Stunden spielt ULT Wear am Stück, womit jede noch so lange Flugreise oder auch ein mehrtägiger Ausflug abgedeckt sein sollten. Spektakulär: Die 30 Stunden gelten mit aktivierter Geräuschunterdrückung und 50 Prozent Lautstärke. Wer etwas leiser Musik hört und dabei auch noch auf ANC verzichtet, schafft es laut Sony auf bis zu 50 Stunden. Außerdem darf man sich über blitzschnelle Ladezeiten freuen.
Wenn es einmal ganz dringend ist, hängt man ULT Wear per mitgelieferten USB-C-Kabel an einen Adapter oder Anschluss und bekommt bereits nach fünf Minuten Ladung eine bis zu zweistündige Laufzeit spendiert. Eine volle Ladung dauerte im Test natürlich länger, voll waren die Kopfhörer nach etwas über einer Stunde. Außerdem im Lieferumfang enthalten ist übrigens ein Audiokabel, auch das kennen wir von Sonys teureren Modellen. Und wie die Luxus-Hörer können auch die ULT Wear bei einer entsprechenden Musikquelle 360-Grad-Sound und LDAC (auf Android) zusätzlich zu SBC und AAC wiedergeben und unterstützt Multipoint-Koppelungen.
Sony ULT Wear im Test – das neue Bass-Flaggschiff
Von den Flaggschiffen bekannt ist zudem die Berührungssteuerung, die ebenfalls per App noch angepasst werden kann. Standardmäßig tippt man an das Gehäuse der Ohrmuschel, um die Wiedergabe zu starten und zu stoppen, mehrmaliges Tippen springt zum nächsten oder vorigen Titel oder schaltet die ANC-, Transparenz- und Standard-Modi durch. Die Modi können alternativ aber auch über eine eigene, physische Taste gewählt werden. Wischen über das Gehäuse wiederum passt die Lautstärke an. Die Eingaben sind intuitiv und werden zuverlässig erkannt. Neben dem ULT-Bass-Knopf findet sich auch der Einschalt-Knopf physisch am Hörer-Gehäuse.
Als Premium-Features bietet die App auch bei ULT Wear die Möglichkeit, sich eigene Sound-Profile anzulegen oder einen Klangtest durchzuführen, bei dem die bevorzugten Einstellungen einfach dadurch getroffen werden, indem man den persönlich am besten klingenden Sound bestätigt. Das Gesamturteil fällt bei Sony ULT Wear sehr positiv aus. Für weit kleineres Geld gibt es einen grandiosen Gesamteindruck, der zwar nicht, aber überraschend nahe an das Sony-Spitzenmodell WH-1000XM5 heranreicht. Dazu kommt mit dem Bass ein gut funktionierendes Alleinstellungsmerkmal, flankiert von einer guten Verarbeitung und einer langen Akkulaufzeit.