Kopfhörer-Review
CMF Buds Pro 2 im Test – diese Buds haben den Dreh raus
Wie gut können nur 59 Euro günstige Kopfhörer sein? Überragend, wie die neuen CMF Buds Pro 2 des britischen Unternehmens Nothing zeigen. Der Test.
In die zweite Generation gehen die Kopfhörer der CMF-Reihe, wobei die erste Generation hierzulande noch eher unbekannt ist. Das britische Technologieunternehmen Nothing hat sich in Österreich bereits einen Namen gemacht – schließlich liefert es nicht nur preislich attraktive Produkte mit sehr guter Ausstattung, sondern verleiht seinen Geräten auch eine ganz besondere Designsprache. Die Nothing-Phones verfügen zudem über Glyphen – Leucht-Leisten für Benachrichtigungen. Anders die erst 2023 angekündigte Submarke "CMF by Nothing", die einzigartiges Design mit einem sehr niedrigen Preis verbinden wollen. Dabei wird statt auf transparentes Design lieber auf knallige Farben und besondere Funktionen der Geräte gesetzt.
Zurück zu den neu angekündigten Kopfhörern, den CMF Buds Pro 2. Diese kommen zum Preis von 59 Euro, was eine Kampfansage darstellt, denn geboten wird viel. Neu sind in den Buds gleich zwei Treiber – 11-Millimeter Basstreiber und 6-Millimeter-Micro-Planar-Hochtöner. Außerdem halten LDAC-Technologie, Hi-Res-Wiedergabe, adaptive Geräuschunterdrückung bis zu 50 Dezibel und bei Nutzung mit einem Nothing-Smartphone der KI-Assistent ChatGPT Einzug. Die Besonderheit der Buds (geschützt per IP55-Rating) findet sich am Gehäuse (IPX2): Smart Dial Control nennt der Hersteller das Rad am Ladebehälter, das sich in der "Nothing X"-App anpassen lässt – etwa zur Wiedergabe-Auswahl oder Regelung der Lautstärke.
Extrem gute App, sehr gute Ausstattung für den Preis
Auch per Berührung am Gehäuse der Buds können die Kopfhörer gesteuert werden – ebenfalls anpassbar in der App. Einmal mehr überzeugt die App extrem. Verbaut sind in den Kopfhörern wiederum sechs HD-Mikrofone mit Technologien, die Stimmwiedergabe verbessern und Windgeräusche reduzieren. Mit einem aktivierbaren Effekt soll zudem der Eindruck von Spatial Audio erzeugt werden können. Die Akkulaufzeit beträgt laut dem Unternehmen 43 Stunden in Verbindung mit dem Ladebehälter – eine Ladung von nur zehn Minuten soll für sieben Stunden Wiedergabe ausreichen. Gekoppelt werden können die CMF Buds Pro 2 mit Android- (ab Version 5.1) und iOS-Geträten (ab iOS 13). Mehrfachkopplung ist mit Bluetooth 5.3 möglich.
Zur Praxis und der Frage, ob die CMF Buds Pro 2 nur viel versprechen oder all das tatsächlich einhalten können. Farblich darf man aus Blau, Orange, Dunkelgrau (Testgerät) und Hellgrau wählen. Die Verpackung ist im typischen Nothing-Design gehalten, sie beinhaltet neben den Buds im fast quadratischen Ladebehälter auch kleine (S) und große (L) Silikon-Ohraufsätze zum Tauschen, die Größe M ist bereits aufgesteckt. Dazu gibt es noch ein USB-A-zu-C-Kabel für das Laden. Kabelloses Laden beherrschen die neuen Kopfhörer nicht. Das Design gefällt, Case und Buds zeigen im matten Design kaum Fingerabdrücke und wirken gut verarbeitet. Ins Auge sticht natürlich sofort das große Dreh- und Drückrad am Ladebehälter, das zur Bedienung dient.
"Smart Dial" und wundervolle Anpassungs-Möglichkeiten
Nutzen muss man die "Nothing X"-App am Smartphone übrigens nicht, um Musik und Podcasts mit den Buds zu hören (es gibt Google Fast Pair und Microsoft Swift Pair), die App können wir aber nur wärmstens empfehlen. Das startet bereits bei der Personalisierung der Funktionen. Von Werk aus ist die Funktion des "Smart Dial"-Rads nämlich ausgeschaltet, in der App darf man das ändern und selbst bestimmen, was passieren soll, wenn man das Rad dreht, drückt und länger gedrückt hält. Lautstärkeregelung, Transparenzmodus, Geräuschunterdrückung und Titelauswahl sind nur einige der vielen Möglichkeiten. Die Buds selbst reagieren ebenfalls auf Touch-Gesten – auch diese Funktionen lassen sich für linken und rechten Bud anpassen.
Fraglich ist, ob man auf Dauer die Kopfhörer wirklich mit dem "Smart Dial" steuern oder doch lieber auf die Berührung der Buds selbst setzen wird. Dennoch: Das Rad ist ein Hingucker und eine Besonderheit – wer es nicht verwendet, dreht dessen Funktion aber besser ab, damit man nicht ungewollt die Lautstärke bis zum Anschlag aufdreht, wenn man das Case in die Tasche steckt. Die Buds wiederum besitzen einen abgeflachten Steg, was die Berührungs-Steuerung komfortabler und zuverlässiger macht. Die Buds sitzen gut im Ohr, fallen bei Bewegung nicht raus und machen sich mit nur je 4,6 Gramm auch nach Stunden nicht unangenehm bemerkbar. Geschützt sind die Buds gegen Staub und Wasserstrahlen, das Case nur gegen Tropfwasser.
Guter Klang, viel Bass und der vielleicht beste Equalizer
Die neuen CMF Buds Pro 2 unterstützen bei der Wiedergabe sowohl Standard- als auch hochauflösende Codecs, ausgewiesen werden AAC, LDAC und SBC. Das Dual-Treiber-System fällt mit einem klaren, voluminösen Klang auf. Details und Höhen fallen im Vergleich zu teuren Flaggschiffen natürlich weit weniger definiert und etwas flach aus, der Klang ist angesichts des Preises aber fantastisch. Eine Abstimmung braucht es aber, denn von Werk aus feuert der Bass aus vollen Rohren, so werden Schwächen überdeckt. Zum Glück kann auch dabei die "Nothing X"-App glänzen, der Equalizer bietet sechs vorgefertigte Klangprofile und sollte keines den eigenen Vorstellungen entsprechen, lassen sich Höhen, Mitten und Tiefen manuell anpassen.
Eine eigener "Spatial"-Effekt funktioniert gut und lässt es so wirken, als würde der Klang bei Filmen und Serien aus allen Richtungen kommen. Wirklich wie bei einem Konzert, wie es uns das Luxus-Flaggschiff Sonos Ace vermitteln kann, fühlt sich das bei Musik aber nicht an. Damit die Kopfhörer gut im Ohr sitzen und nicht zu viele Außengeräusche durchdringen, bietet die App einen Passtest an – optional lässt sich auch eine Trageerkennung aktivieren, mit der die Buds die Wiedergabe pausieren, wenn man sie aus dem Ohr nimmt. Für die Gamer unter euch gibt es auch einen "Low Lag Mode", damit der Ton auch sofort ans Ohr kommt, sobald er von der Spielekonsole beziehungsweise vom Fernseher oder vom Gaming-PC ausgegeben worden ist.
Gute Geräuschunterdrückung, der Grenzen gesetzt sind
Die CMF Buds Pro 2 machen auch bei der aktiven Geräuschunterdrückung (ANC) gute Figur. ANC erkennt dabei automatisch die Umgebungssituation und schirmt Hintergrundgeräusche stärker in lauten und schwächer in ohnehin leisen Umgebungen ab – auf Wunsch kann die Stärke-Stufe aber auch automatisch gewählt werden. Völlige Stille wie beispielsweise bei ANC-König Sony gibt es nicht, dafür aber eine sehr starke Leistung, die Getippe auf der Büro-Tastatur komplett verschwinden lässt und laute Gespräche in den Öffis zumindest zu einem Flüstern reduziert. Dabei können die 59-Euro-Buds mit vielen 200-Euro-Konkurrenten mithalten. Top sind auch der Windunterdrückungsmodus und Transparenzmodus, der Geräusche klar durchlässt.
Bei der Akkulaufzeit kommt es darauf an, wie stark ANC genutzt wird. Ohne ANC sind die CMF Buds pro 2 echte Langläufer und schaffen es mit einer Aufladung im Ladebehälter auf bis zu elf Stunden. Ist ANC dagegen durchgängig aktiviert, schrumpft die Laufzeit auf knapp über sechs Stunden, wird dazu noch hochauflösende Musik gehört, sind es nur noch etwas über vier Stunden. Gleiches gilt für die Laufzeit, wenn man den Ladebehälter dazurechnet: 43 stehen rund 26 Stunden bei der ANC-Nutzung gegenüber. Sind Ladebehälter und Buds leer, braucht es für eine Aufladung per Kabel rund 70 Minuten. Sind nur die Buds leer, sind sie im Case nach einer Stunde wieder voll – zehn Minuten Ladezeit reichen aber für drei Stunden Wiedergabe.
CMF Buds Pro 2 im Test – diese Buds haben den Dreh raus
Die neuen CMF Buds Pro 2 zeigen nur wenige Schwachstellen. Beim Preis erwartet man viel Einsatz von Kunststoff, der ist aber immerhin gut verarbeitet. Kritisieren darf man dann wenig – das niedrige IP-Rating des Ladebehälters, den zu starken (aber zum Glück justierbaren) Bass, das war es dann aber auch schon. Konkurrenten haben die CMF Buds Pro 2 in der Preisklasse eher wenige. Wer es noch günstiger mag, findet in den Redmi Buds 5 (rund 40 Euro) eine gute Alternative, verzichtet allerdings auf einige Besonderheiten wie ChatGPT-Unterstützung, den unglaublich guten Equalizer, aber auch das besondere Design der CMF-Hörer. Wer besseren Sound will, findet den bei den Nothing Ears (99, 149 Euro) oder Huawei FreeBuds 6i (99 Euro).
In der Flaggschiff-Klasse ist das Gedränge dicht, hier matchen sich Modelle wie die Sony WF-1000XM5, Huawei FreeBuds Pro 3, Sennheiser Momentum True Wireless 4 oder AirPods Pro 2 um die Krone – um nur einige zu nennen. Die CMF Buds Pro 2 spielen im "Heute"-Test ihre Stärken aber zum Tiefstpreis stark aus: Diese Buds haben den Dreh raus und sind unter den allerbesten Kopfhörern ihrer Preisklasse. Der Klang ist nach etwas Anpassung angenehm, die aktive Geräuschunterdrückung überzeugend und die Fülle an Funktionen wie Tragerkennung, Passtest, Einbindung eines Assistenten für die Künstliche Intelligenz oder ein Spatial-Audio-Effekt bemerkenswert und das Design mit der Drehrad-Besonderheit ansprechend.