Technics EAH-AZ60M2 im Test – neue Thron-Anwärter

Die neuen True Wireless In-Ears Technics EAH-AZ60M2 legen sich mit einem Preis von 229 Euro mit den besten ihrer Klasse an – und das sind immerhin Flaggschiffe wie die Sony WF-1000XM4, die Sennheiser Momentum True Wireless 3, die aktuellen Apple AirPods Pro, die Samsung Galaxy Buds2 Pro oder die Huawei FreeBuds Pro 2. Allesamt bewegen sich in einem ähnlichen Preissegment und allesamt übertrumpfen sie sich gegenseitig, mit Ausnahmeleistungen auf ohnehin extrem hohen Niveau. So gilt Sony als Meister der aktiven Geräuschunterdrückung (ANC), Samsung als Komfort-Champion oder Apple als Allrounder. Ist da noch Platz für einen Herausforderer? Aber ja, zeigt der Test der neuen Technics-Kopfhörer.

Und nicht nur das: Sie besitzen sogar ein Alleinstellungsmerkmal! Dazu etwas später mehr. Zuvor zur Einordnung: Im Gegensatz zu den hauseigenen und noch teureren Technics EAH-AZ80 (299 Euro) verfügen die EAH-AZ60M2 über minimal kleinere Treiber (acht statt zehn Millimeter) und damit einen nur etwas weniger kraftvollen Sound, der aber wie das ANC noch weit über der Durchschnittsleistung am Markt liegt. Der Rest gleicht sich, bis hin zur Unterstützung von LDAC High-Res Wireless Audio. Ein Vorteil gegenüber den Apple-, Huawei- und Samsung-Modellen: Die Technics-Kopfhörer bieten auf allen Handys den vollen Funktionsumfang, nicht nur auf den jeweils Marken-eigenen iOS- und Android-Smartphones der Hersteller.

Mehrpunktverbindung für bis zu drei Geräte

Klassisch ist die Farbpalette, die EAH-AZ60M2 gibt es Blau, Silber und Schwarz – das kreisrunde Außengehäuse ziert ein "Technics"-Schriftzug und das matte Design hält Fingerabdrücke schön fern. Groß ist auch der Komfort: Man darf aus sieben verschiedenen Größen bei den Silikon-Aufsätzen für den Gehörgang wählen, mehr als bisher jedes andere Test-Modell zu bieten hatte. Entsprechend leicht ist es auch, die Kopfhörer wirklich perfekt an das Ohr anzupassen – und einmal geschehen, sitzen die In-Ears sicher, aber ohne Druck im Ohr und fühlen sich auch noch nach Stunden angenehm an. Während eines Acht-Stunden-Arbeitstags fallen die Kopfhörer kaum im Ohr auf, auch wenn das Gewicht rund sieben Gramm beträgt.

Die internen 8-Millimeter-Treiber der Technics-Kopfhörer decken die Frequenzen von 20 Hertz bis zu 40 Kilohertz ab. Verbaut ist außerdem eine Neuheit bei In-Ears – Bluetooth 5.3 lässt die Modelle per Mehrpunktverbindung für bis zu 3 Geräten gleichzeitig nahtlos nutzen. So kann man beispielsweise fließend mit den Kopfhörern von einem Telefongespräch am Smartphone zu einer Videokonferenz am Laptop und weiter zu einer Streaming-Serie am TV wechseln – ohne die Kopfhörer jedes Mal mit dem jeweils neuen Gerät koppeln zu müssen. Dass das mit drei und nicht nur mit zwei Geräten funktioniert, ist eine Premiere – zumindest kam uns auch in dieser Hinsicht noch kein Test-Kandidat unter, der das am Kasten hatte. 

Gute Touch-Steuerung und ein Spritzwasser-Schutz

Im Standardbereich bewegt man sich mit der IP-X4-Zertifizierung – damit sind die Technics-Kopfhörer genauso wie die Konkurrenten von Apple, Sony, Huawei und Sennheiser gegen Spritzwasser geschützt. Einzig Samsungs Galaxy Buds2 Pro stechen da mit einer Wasserdichtheit bei kurzem Untertauchen hervor. Auch beim aufklappbaren Kunststoff-Ladebehälter (rund 45 Gramm schwer) gibt es Gewohntes mit einer Status-LED-Leuchte an der Front, einem USB-C-Port auf der Rückseite (ein Ladekabel wird mitgeliefert) und der Möglichkeit der kabellosen Aufladung. Und wie bei allen anderen Test-Kandidaten auch gibt es mit "Technics Audio Connect" eine App für iOS und Android, um die Funktionen und den Sound anzupassen.

Apropos anpassen: Der linke und der rechte Kopfhörer bieten jeweils an der flachen Oberfläche der Außenseite eine Touch-Steuerung, die nach gewohntem Muster funktioniert. Ein Tipp startet Musik oder nimmt Anrufe an, ein längeres Halten beendet sie. Doppeltes und dreifaches Tippen verändert wiederum Lautstärke, Sound- und Geräuschunterdrückungs-Modi oder aktiviert die eingebaute Amazon-Sprachassistentin Alexa. Auch wenn Samsung darin ungeschlagen ist – die Touch-Erkennung funktioniert auch bei Technics beeindruckend gut und die ausgelösten Funktionen können in der Smartphone-App umfassend angepasst werden. Ebenso lassen sich verschiedene Nutzer-Profile anlegen, verändern, speichern und aufrufen.

Eine der umfassendsten Kopfhörer-Apps überhaupt

Bleiben wir noch kurz bei der App. Diese zählt zu den Anwendungen, die die meisten Funktionen und Einstellungsoptionen am Markt bieten, würde aber von etwas mehr Übersichtlichkeit profitieren. Wer allerdings etwas sucht, findet so gut wie alles, von einer Kopfhörer-Suchfunktion (per Signalton der Kopfhörer) über die "JustMyVoice"-Technologie für beeindruckend ungestörte Telefonate in lauten Umgebungen bis hin zur Feinabstimmung für Klang, ANC und Mikrofon-Abschirmung. Sogar, wann sich die Kopfhörer selbst abschalten sollen, kann bestimmt werden. Es gibt außerdem vorgefertigte Klang-Setups – ein Rundum-Sorglos-Paket. Wie etwa bei Sony kann man wählen, ob Sound (AAC/LDAC) oder Verbindung (SBC) bevorzugt wird.

Beim Klang liefern sich die Technics EAH-AZ60M2 ein heißes Match mit allen Konkurrenten – und das bereits mit den Werks-Voreinstellungen. Hauptkonkurrent ist dabei der Apple-Hörer, denn wie bei diesem gibt es gute Leistungen in allen Bereichen. Der Bass ist vorhanden und definiert, die Details in den Mitten sind deutlich hörbar und die Höhen kommen klar ans Ohr. Vor allem Instrumente und Stimmen geben die Technics hervorragend wieder. Die anderen Konkurrenten, besonders Sony und Sennheiser, übertreffen die Technics zwar in den Einzeldisziplinen wie Bass oder Details, das Gesamtpaket überzeugt aber. Bei der Abstimmung hat der Hersteller ganze Arbeit geleistet, den Namen Flaggschiff haben sich die Kopfhörer verdient.

Technics EAH-AZ60M2 im Test – neue Thron-Anwärter

Beim Mikrofon bestätigten die Gegenüber auch bei Wind und Lärm eine gute und klar verständliche Sprache, allerdings mit einem minimal "etwas entfernt" klingendem Klang. Kleine Abzüge also nur in der B-Note. Gleiches gilt für das ANC. Tiefe und mittlere Töne werden gut abgeschirmt, monotone Tieftöne wie das Rauschen von Fahrtwind oder die Klimaanlage in Zügen und Autos ist gar nicht mehr zu hören. Höhere Töne wie vor allem Kinderstimmen dringen durch, aber deutlich abgeschwächt. Hier bleibt weiter Sony der große Meister, dennoch ist die Leistung gut. Top: In Sachen Umgebungsgeräusch-Modus gefällt besonders gut, dass Nutzer sehr fein abstimmen dürfen, wie viel Geräusche ans Ohr durchkommen sollen. 

Bei der Akku-Laufzeit sind die Technics knapp an der Bestmarke. Bei mittlerer Lautstärke laufen sie bis zu fünf Stunden am Stück mit Hi-Res-Sound und ANC, eine Stunde mehr ist ohne ANC drinnen. Mit Standard-Sound (AAC) und ANC hält der Akku wiederum sieben, ohne ANC acht Stunden. Und das Case? Bietet weitere zwölf bis 18 Stunden je nach Kopfhörer-Einstellung an. Etwas lang ist mit rund 2,5 Stunden die komplette Ladezeit ausgefallen, wenn Kopfhörer und Case leer sind. Zehn Minuten reichen aber für eine Stunde Wiedergabe aus. Die Technics EAH-AZ60M2 sind im Test die neuen Thron-Anwärter unter den True Wireless Kopfhörern und glänzen mit Allround-Talenten, Mehrpunktverbindung und großem Funktionsumfang.