Kandidiert auf Platz zwei
Intensivpflegerin will für KPÖ ins Parlament
Derzeit liegt die KPÖ in Umfragen unter den 4 %, die für den Einzug in den Nationalrat notwendig sind. Eine, die dorthin will, ist Bettina Prochaska.
Sie ist 56 Jahre alt, Mutter zweier Kinder (20, 24 Jahre) und seit mehr als 30 Jahren Intensivpflegerin in einem Salzburger Krankenhaus. Bettina Prochaska kandidiert bei der kommenden Nationalratswahl für die KPÖ – auf dem zweiten Listenplatz direkt hinter Spitzenkandidat Tobias Schweiger.
In der "Volksstimme", der aktuellen Wahlkampfzeitung der Kommunisten, erklärte sie jetzt, warum es aus ihrer Sicht eine Pflegerin im Parlament braucht: "Ich möchte meine jahrzehntelangen Erfahrungen zur Verbesserung der Bedingungen in der Pflege einsetzen. Die anderen reden immer nur über die Pflege, in der KPÖ reden Pflegekräfte selbst. Ich möchte, dass wir, die Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegebereich, in der Politik mitgestalten, um die Situation für uns und die Patientinnen und Patienten zu verbessern."
"Körperliche und seelische Belastungen nicht packbar"
Viele der massiven Probleme im Gesundheitssystem seien schon vor der Pandemie da gewesen. Deshalb würden auch so viele Menschen die Gesundheitsberufe verlassen. So würden viele ihrer jüngeren Kolleginnen und Kollegen nur mehr Teilzeit arbeiten, weil Arbeitsdruck sowie körperliche und seelische Belastungen sonst "nicht packbar" seien, erzählt Prochaska. Man sehe schon jetzt, dass viele gut ausgebildete Pflegefachleute nur kurz im Beruf seien.
KPÖ will Pflege als Schwerarbeit anerkennen und höhere Grundgehälter
Zu ihren Forderungen im Gesundheitsbereich zählt die begeisterte Marathonläuferin und Surferin etwa die Anerkennung der Pflege als Schwerarbeit, die Anhebung des Grundgehalts und einen gesetzlich verbindlichen bundesweiten Pflegeschlüssel. Notwendig seien aber auch altersgerechte Arbeitsplätze, die Anrechnung von Vordienstzeiten, eine Reduzierung der 40-Stunden-Woche, eine bessere Ausbildung durch mehr Ausbildungsplätze und eine bessere Entlohnung in der Ausbildung. Hier schwebt ihr eine Lösung analog zur Polizei vor. Prochaska: "Gemeinsam können wir viel erreichen, aber es ist dafür nötig, dass die Menschen erkennen, dass Gesundheit und Pflege uns alle angeht."
Und wie sieht der Arbeitsalltag einer Pflegekraft aus? Man habe "auf dem Papier" eine 40-Stunden-Woche, die sich in Tagdienste zu zwölf Stunden oder Nachtdienste zu 13 Stunden unterteile. "In der Realität arbeiten wir aber viel mehr, einerseits weil Planstellen nicht besetzt sind, andererseits, weil Krankenstände dazwischenkommen."
„Schlafstörungen gehören zur Tagesordnung.“
Nachtdienste seien Schwerstarbeit und gingen auf die Gesundheit. "Schlafstörungen gehören zur Tagesordnung, erhöhtes Krebsrisiko und Herz-Kreislauf-Erkrankungen – dies ist alles wissenschaftlich erwiesen", so die Intensivpflegerin weiter. "Viele Kolleginnen und Kollegen leiden unter Bandscheibenvorfällen wegen der Belastung bei Lagerung und Mobilisierung von Patientinnen und Patienten. Die derzeitigen Arbeitsbedingungen kosten uns buchstäblich Lebenszeit."
Als Marathonläuferin ins Parlament?
Es wird sich zeigen, ob Bettina Prochaska mit den Kommunisten tatsächlich den Sprung ins Parlament schafft – und als Marathonläuferin dort den langen Atem hat, die von ihr angesprochenen Missstände im Gesundheits- und Pflegebereich zu verbessern.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die 56-jährige Intensivpflegerin Bettina Prochaska kandidiert auf dem zweiten Listenplatz der KPÖ für die Nationalratswahl und setzt sich für bessere Arbeitsbedingungen und Entlohnung im Gesundheits- und Pflegebereich ein
- Sie betont die Notwendigkeit, dass Pflegekräfte selbst in der Politik mitgestalten, um die Situation zu verbessern, und fordert unter anderem die Anerkennung der Pflege als Schwerarbeit, eine Anhebung des Grundgehalts und einen gesetzlich verbindlichen bundesweiten Pflegeschlüssel
- Prochaska beschreibt die Belastungen im Arbeitsalltag einer Pflegekraft und betont die gesundheitlichen Risiken, die damit verbunden sind