Nehammer zieht in Kanzler-Direktwahl an Kickl vorbei
Die erste Kanzler-Frage nach der EU-Wahl bringt einen Wechsel an der Spitze: Erstmals seit einem Jahr führt Amtsinhaber Karl Nehammer (VP) wieder.
Die EU-Wahl ist geschlagen: Stärkste Kraft des Landes ist erstmals die FPÖ, sie blieb mit 25,4 Prozent aber trotzdem hinter den Einschätzungen der Meinungsforscher zurück. Immerhin lagen die Freiheitlichen in Umfragen zuletzt auch schon mal bei 32 Prozent. Laut dem Polit-Experten Peter Hajek lag das einerseits an der überraschend starken DNA, die im selben Wählerteich fischte, andererseits an der vergleichsweise schwachen Mobilisierung der FPÖ-Wähler.
FPÖ fällt in Sonntagsfrage zurück
Die FPÖ fällt allerdings auch in der aktuellen "Heute"-Sonntagsfrage unter 800 Wahlberechtigten (telefonisch und online, 10. bis 13. Juni, Schwankungsbreite ±3,5 Prozent) zurück. Sie kommt nunmehr auf 28 Prozent, während dahinter die ÖVP auf 23 Prozent zulegt. Die SPÖ hält unverändert bei 21 Prozent, NEOS bei acht Prozent, die Grünen legen auf zehn Prozent zu.
Nehammer überholt Kickl
Ein Trend, der sich ebenfalls in der (fiktiven) Bundeskanzler-Direktwahl bestätigt. Noch im März hätten 30 Prozent Herbert Kickl direkt zum Bundeskanzler gewählt und nur 25 Prozent Karl Nehammer. Nun, nach der EU-Wahl, hat sich das gedreht. Mittlerweile würden 30 Prozent Nehammer präferieren, während Kickl auf 25 Prozent kommt. Nach genau einem Jahr zieht also der amtierende Bundeskanzler wieder am FPÖ-Chef vorbei.
Vizekanzler hinter Wlazny
SPÖ-Chef Andreas Babler liegt in der Kanzlerfrage weiter hinter den Werten seiner Partei – bei 15 Prozent. Bemerkenswert: Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) liegt mit seinen sieben Prozent Zustimmung hinter Beate Meinl-Reisinger (Neos) und Bierpartei-Chef Dominik Wlazny. Einen Kanzler Tobias Schweiger (KPÖ) wünschen sich nun drei Prozent (nach einem).
Das sind Kickls Trümpfe
Nichtsdestotrotz habe die FPÖ wegen der für sie günstigen Themenlage weiterhin beste Chancen, die Nationalratswahl am 29. September zu gewinnen, analysiert Meinungsforscher Hajek. Karl Nehammer werde im Wahlkampf versuchen, seine Stärken "staatsmännisch" und "vertrauenswürdig" gegenüber seinen Mitbewerbern auszuspielen. Auffallend ist auch, dass die KPÖ in den Umfragen der vergangenen Monate laufend an Boden verloren hat. "Die EU-Wahl hat aber gezeigt, dass mit ihr im Herbst zu rechnen sein wird und die aktuelle Umfrage möglicherweise nur ein Zwischentief darstellt", so Hajek.
Auf den Punkt gebracht
- Die FPÖ verliert in den Umfragen an Zustimmung und liegt nun bei 28 Prozent, während die ÖVP auf 23 Prozent zulegt
- In der Kanzler-Direktwahl hat sich Karl Nehammer an Herbert Kickl vorbeigeschoben, wobei Kickl immer noch gute Chancen hat, die Nationalratswahl zu gewinnen
- Die wahlentscheidenden Themen Migration und Teuerung werden von der FPÖ besetzt, während Nehammer seine Stärken als "staatsmännisch" und "vertrauenswürdig" im Wahlkampf ausspielen wird