Chat-Affäre Schilling
Grünen droht bei der EU-Wahl totaler Absturz
Nächste Pleite für die Grünen: Nach der Nationalratswahl prophezeit ihr eine Umfrage auch bei der EU-Wahl ein klares Minus. Die FPÖ ist weit vorne.
Die Grünen hatten schon bessere Tage. Erst am Dienstag waren neue Vorwürfe gegen EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling aufgetaucht. In Chats hatte sie geschrieben, dass sie die Grünen "hasse" und nach der EU-Wahl einen Wechsel zur Linksfraktion im Europaparlament plane. Am Mittwoch veröffentlichten ATV und Puls 24 eine Umfrage zur Nationalratswahl, die die Ökopartei nur mehr bei 8 % sieht. Das wäre ein Minus von 6 % gegenüber 2019.
Grünen droht die Einstelligkeit
In derselben Umfrage (Peter Hajek für ATV/Puls 24, 1.200 Befragte, maximale Schwankungsbreite ±2,8 %) wurde auch die EU-Wahl abgefragt. Und auch da sieht das Bild für die Grünen nicht viel besser aus. Mit 10 % würden sie gegenüber der Europa-Wahl 2019 immerhin 4,1 % verlieren. Damit wären sie nur mehr gleichauf mit den Neos.
FPÖ zieht immer weiter davon
Die Nase weit vorne hat in dieser Umfrage die FPÖ mit Spitzenkandidat Harald Vilimsky. Wie bei der Nationalratswahl knackt sie den Dreier, kommt auf 30 %. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren machten nur 17,2 % der Wähler ihr Kreuzerl bei den Blauen. Den zweiten Platz teilen sich mit je 23 % ÖVP und SPÖ. Allerdings: Das Minus fällt bei der Volkspartei viel, viel deutlicher aus. Sie war zuletzt auf 34,6 % gekommen. Die SPÖ würde nur 0,9 % verlieren. Keine Chance hätte die KPÖ mit 3 %, auch wenn das ein Plus von 2,2 % gegenüber 2019 wäre.
Schilling-Desaster noch nicht eingepreist
Aber zurück zu den Grünen: In diesen 10 %, die ihnen die Hajek-Umfrage prophezeit, sind die Vorwürfe gegen Lena Schilling nur bedingt enthalten. Denn: Die neuesten Chats wurden erst nach dem Befragungszeitraum veröffentlicht, haben also noch keine Auswirkung. Auch die desaströse Pressekonferenz, bei der Schilling gemeinsam mit der grünen Generalsekretärin Olga Voglauer zur Gegenoffensive übergehen wollte, fand nach der Umfrage statt. Dort hatte ja Voglauer versucht, die SPÖ in die Affäre mit hineinzuziehen und ihr "Silberstein-Methoden" unterstellt. Danach musste sie sich kleinlaut entschuldigen.
Die Grünen wären demnach sogar "mit einem blauen Auge davongekommen", ein "freier Fall" habe sich bisher nicht abgezeichnet, analysiert Meinungsforscher und Politik-Experte Peter Hajek. Dennoch würde ihnen bei solch einem Ergebnis der Verlust des dritten Mandats drohen. Hajek nimmt aber auch auf das PR- und Kommunikationsdesaster der Grünen Bezug: "Die Frage ist, sich die Grünen mit der Pressekonferenz nicht noch zwei weitere Fronten aufgerissen haben – zur SPÖ und zur KPÖ."
„Die Krisenkommunikation der Grünen ist ausbaufähig.“
Demoskopisch sei derzeit "nicht einzuschätzen, wie das weitergeht", so der Meinungsforscher. Die Krisenkommunikation der Ökopartei rund um die Causa Schilling sei jedenfalls "ausbaufähig", formuliert er freundlich. Denn mit dem Silberstein-Vergleich hätte sie sich eigentlich auf dieselbe Stufe der von ihnen kritisierten blauen und türkisen Mitbewerber gestellt, "die das immer wieder gesagt haben". Und in der Politik gehe es "immer wieder um Abgrenzung".