Doppelmord in Oberösterreich

"Wir haben den Bürgermeister als Letzte lebend gesehen"

Nervös sind die Mühlviertler beim "Heute"-Lokalaugenschein nach der Bluttat. Früher blieben hier alle Türen offen, jetzt wird doppelt zugesperrt.

Tobias Prietzel
"Wir haben den Bürgermeister als Letzte lebend gesehen"
Margarethe Mahringer sah den Bürgermeister kurz vor der Bluttat.
Team fotokerschi.at / Franz Plechinger

Ausnahmezustand in Mühlviertel (OÖ) nach den zwei Morden im Jäger-Milieu. Was sofort auffällt, ist die massive Polizeipräsenz. Unzählige Streifenwagen kämpfen sich durch den dichten Nebel, Hunderte Beamte suchen nach dem geflohenen Doppelmörder. Die ganze Nacht wurde weitergesucht – mit Wärmebildkameras und Suchhunden.

Roland D. (56), der mutmaßliche Täter, ist seit mehr als 24 Stunden auf der Flucht. Er ist wohl noch immer schwer bewaffnet, die Ermittler befürchten er trägt zwei Langwaffen und eine Pistole bei sich.

Auslöser war wohl ein langjähriger Streit

Am Montag soll der Verdächtige zwei Menschen erschossen haben. Franz Hofer (64), den Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau, tötete er mitten auf einer Wiese. Das zweite Opfer war Jagdleiter.

Das Drama spielt im Jäger-Milieu. Seit Jahren, so Bewohner der Region, schwelt ein Streit auch um die Vergabe von Jagdrechten. Eine Anzeige wegen "minimalen Jagdvergehens" gegen den Tatverdächtigen könnte schließlich der Auslöser für die Tat gewesen sein. Dem Flüchtigen drohte der Entzug der Jagdkarte.

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    Brigitte Weidinger: "Man hat immer im Kopf, wo ist er jetzt wohl?"
    Brigitte Weidinger: "Man hat immer im Kopf, wo ist er jetzt wohl?"
    Team fotokerschi.at / Franz Plechinger

    In Kirchberg ob der Donau sprechen wir im Supermarkt mit der Chefin. Margarethe Mahringer ist noch immer geschockt. Ihre Stimme stockt beim Sprechen, sie kämpft mit den Tränen: "Wir haben den Bürgermeister als letzter lebend gesehen."

    Opfer holte kurz vor Tod noch Geschenk ab

    Hier im Supermarkt hat Franz Hofer einen Geschenkekorb abgeholt. Gedacht war es für eine 90-jährige Bewohnerin eines Altenheimes. "Er war immer für die Gemeinde und die Familie da", sagt Mahringer. Der Lokalpolitiker hinterlässt drei Kinder.

    Trotz allem, Angst hat die Frau keine: "Der würde nicht zu uns kommen." Wie fast alle, mit denen wir sprechen, auch Margarethe Mahringer kannte den Flüchtigen, er wohnt im Haus ihres Cousins: "Wir sind immer gut ausgekommen."

    Hubert Hofer (71), treffen wir gleich ums Eck. Ihn plagt sehr wohl die Angst: "Ich schau, dass auch am Tag immer zugesperrt ist, was ich sonst nie tue." Hofer kennt das erste Opfer gut, sie waren lange gemeinsam im Gemeinderat. Zum Abschied sagt er noch: "Solange sie ihn nicht gefasst haben, schläft man hier nicht gut."

    Karl Gahrleitner (73) – früher auch Jäger – ist derzeit auch sehr vorsichtig: "Ich habe eine Alarmanlage und einen Hund." Über den Verdächtigen sagt er: Richtig auffällig war er nie.“

    So erinnert sich auch Brigitte Weidinger (51) an den Mann, "er war ein eher ruhiger Mensch." Gedanken macht sie sich jetzt pausenlos: "Man hat immer im Kopf, wo ist er jetzt wohl?"

    Die Angst ist präsent. Die Fahndung konzentriert sich auf die nähere Umgebung. Sehr wahrscheinlich ist, dass sich der Flüchtige in den Wäldern versteckt.

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      privat, iStock

      Auf den Punkt gebracht

      • Nach einem Doppelmord im Jäger-Milieu herrscht in Mühlviertel, Oberösterreich, Ausnahmezustand
      • Der mutmaßliche Täter, Roland D., ist seit über 24 Stunden auf der Flucht, schwer bewaffnet und die Polizei sucht intensiv nach ihm, während die Bewohner in Angst leben und ihre Häuser verriegeln
      tob
      Akt.