Dutzende Diskussionen geplant

Polit-Aufstand gegen TV-Overkill im Wahlkampf

Sommergespräche, vier TV-Elefantenrunden, Duelle, Trielle – Parteistrategen fürchten einen Polit-Overkill im Fernsehen: "Alles wird es nicht spielen."

Clemens Oistric
Polit-Aufstand gegen TV-Overkill im Wahlkampf
Zahlreiche TV-Duelle warten auf Kanzler Nehammer, FPÖ-Chef Kickl und SPÖ-Vorsitzenden Andreas Babler.
Sabine Hertel, Grafik "Heute"

Exakt 68 Tage vor der Nationalratswahl macht Werner Kogler Dienstagabend den Anfang: Der Grünen-Bundessprecher ist bei Meinrad Knapp auf Puls 4 zu Gast im Sommergespräch. Beate Meinl-Reisinger (30.7.), Andreas Babler (6.8.) und Karl Nehammer (13.8.) folgen; Herbert Kickl ist für 31.7. angefragt, wird dieser Einladung aber nicht Folge leisten.

Kickl kickt Puls-4-Einladung

Kickl startet bei Kanal-Betreiber Fellner am 14.8. in den TV-Wahlkampf. Wie im Vorjahr gibt der blaue Frontman dem pinken Privat-TV den Korb. Dies habe nichts mit dem Medium oder dessen politischer Schlagseite zu tun, beteuern die Freiheitlichen. "Sechs Wochen intensive Wahlkampfphase sind ausreichend", so Kampagnenchef Michael Schnedlitz.

ORF-Sommergespräche mit Martin Thür

Bei den ORF-Sommergesprächen mit Martin Thür (5.8. bis 2.9., immer montags) wird der FPÖ-Klubobmann ebenso wie alle anderen Chefs der Parlamentsparteien dabei sein. Polit-Aficionados benötigen im Intensivwahlkampf aber gutes Sitzfleisch vor dem Fernsehapparat. Bereits tags nach dem Kanzler-Sommergespräch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk soll in Salzburg eine Spitzenkandidaten-Runde für die Tageszeitungen "Die Presse" und "Salzburger Nachrichten" und deren Online-Kanäle in der Mozartstadt miteinander Standpunkte austauschen.

Gleich 4 TV-Elefantenrunden

Gemäß "Heute"-Recherchen wird es im September vier TV-Elefantenrunden geben. Den Abschluss bildet traditionell jene im ORF am Donnerstag vor der Wahl (26.9.) Servus TV (19.9.) eröffnet den Reigen; auch Puls 4 (22.9.) und oe24.tv (24.9.) haben alle Spitzenkandidaten für einen Fernseh-Showdown angefragt.

Ob die erste Garnitur tatsächlich in allen privaten Sendestudios antanzt, ist offen. Gegenüber "Heute" heißt es von der FPÖ, dass diese Frage noch nicht letztgültig entschieden sei. Alle Stationen hätten ihre Wünsche in der blauen Pressestelle eingemeldet, man werde nun prüfen, welche Termine Parteichef Kickl persönlich wahrnehmen werde, wo man eine Vertretung entsende und was man komplett streiche. Klärung? "In den nächsten Tagen ..."

Aus der Lichtenfelsgasse ist zu vernehmen, dass der Kanzler jedenfalls die Elefantenrunden und die ORF-Sendungen "2 im Gespräch" mit seinen direkten Herausforderern selbst bestreiten werde.

Wer könnte die Chefs vertreten?

Bei den Duell-Abenden wollen sich alle großen Parteien zurückhalten. Hier ist noch nicht entschieden, ob man zu einer generellen Absage oder der Entsendung einer Vertretung tendiert. Bei der ÖVP könnten dies Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler oder Partei-General Christian Stocker sein. Die SPÖ setzt gerne auf Allzweckwaffe (EU-Wahlabend, Generalsekretärsrunde/ORF) auf Klubchef Philip Kucher. Herbert Kickl hat mit Christian Hafenecker oder Dagmar Berlakovich loyale "Zweier".

Und dann wären noch Trielle im Kampf ums Kanzleramt. oe24.tv (10.9.) und Servus TV (25.9.) haben einen Schlagabtausch zwischen Amtsinhaber Nehammer, Herausforderer Kickl und SPÖ-Chef Babler angefragt. Das Zustandekommen ist mehr als ungewiss.

"Wollen keinen Overkill"

Ein hochrangiger ÖVP-Stratege sagt "Heute": "Elefantenrunden, Duelle, Trielle – wir wollen keinen Overkill produzieren, immerhin möchten wir ja, dass die Menschen am 29.9. auch zur Wahl gehen."

Bei der FPÖ verweist man darauf, dass man, würde man allen Interviewanfragen nachkommen, die letzten drei Wochen vor der Wahl jeden Abend in Wien festsitzen würde: "Der Chef fährt viel lieber hinaus ins Land zu den Leuten, als in TV-Studios um Kaisers Bart zu diskutieren", sagt ein Blauer. "Alles wird es nicht spielen."

Fast 20 Termine für Großparteien

Auch in der SPÖ habe man noch nicht final geklärt, welchen Debatten Andreas Babler persönlich beiwohnen wird. Ein Polit-Insider: "Die großen Parteien haben alleine im September knapp 20 Termine – also jeden zweiten Tag einen. Bei fünf Parlamentsfraktionen bedeutet das, dass es keinen einzigen Tag geben wird, wo es nicht zwei bis drei Dinge parallel spielen würde. Eine völlige Überflutung."

Und da sind die Rookies (BIER, KPÖ, Gaza-Partei, ...) noch nicht einmal mitberechnet.

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