Bei der letzten Schließungswelle im Jahr 2023 kam es in den betroffenen Filialen zum Totalabverkauf.
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Der österreichische Möbelgigant Kika/Leiner ist wieder einmal pleite. Wie am Dienstag bekannt wurde, muss das Unternehmen einen Insolvenzantragstellen. In einer Aussendung teilte man mit, dass man alles Menschenmögliche unternommen habe, um den Fortbestand des Unternehmens zu ermöglichen. Allerdings sei das unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht möglich. Aktuell zittern 1.400 Angestellte um ihre Jobs. Der Insolvenzantrag wurde formal am heutigen Donnerstag bei Gericht eingebracht werden.
Wie es für die Angestellten weitergehen kann, ist offen. Aktuell sind die rund 1.400 Betroffenen noch nicht beim AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldet worden. Das Arbeitsmarktservice bereitet sich aber schon auf viele Beratungen vor. Beobachter gestehen dem Unternehmen aber nur schlechte Chancen für einen Fortbestand zu.
Die Gründe für das Scheitern
Handelsexperte Christoph Teller von der Kepler-Universität in Linz erklärt im Ö1-Morgenjournal am Donnerstag, dass eine Insolvenz noch nicht der Tod eines Unternehmens sei, sondern "eine Lungenentzündung, von der man sich erholen" könne. Ob das gelingen kann, ist aber fraglich. Teller spricht von "Konzentrationstendenzen", bei denen die Starken stärker und die Schwachen schwächer würden. Das sind einige Gründe für das Scheitern von Kika/Leiner:
1
Starke Konkurrenz
Mit IKEA und XXXLutz gibt es enorm starke Konkurrenz. Teller erklärt, dass die Marke IKEA eine international und global agierende sei, die ganz andere Ressourcen hat, den Markennamen zu stärken. Kika/Leiner sei ein österreichisches Unternehmen, was es schade mache, diese Marke womöglich zu verlieren. Letztlich sei das Unternehmen aber hinter IKEA und XXXLutz an dritter Stelle gestanden. Apropos Lutz: Das Unternehmen hat angekündigt, einige Filialen zu übernehmen. Darin sieht der Experte "natürlich" die große Chance, dass einige Personen, ihre Stelle nicht verlieren. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", hofft der Experte zudem immer noch auf eine Rettung des Unternehmens.
2
Schwierige Geschichte
Schon in den vergangenen zehn Jahren geriet das Unternehmen immer wieder in wirtschaftliche Turbulenzen. Von einst 7.500 Mitarbeitern sind aktuell nur noch knapp 1.400 Angestellte geblieben – verbunden mit einer Schließung zahlreicher Filialen. Bereits 2023 musste zudem schon ein Insolvenzverfahren eingeleitet werden. Dieses habe nun aber die Marke Kika/Leiner nachhaltig geschädigt. Die Möbelkette beklagte zudem eine "Kaufzurückhaltung" in den vergangenen zwei Jahren. Zudem hätten die Kostensteigerungen, etwa im Lohnsektor aufgrund vorangegangener Kollektivvertragshandlungen den Spielraum "extrem eng gehalten". Der Sparkurs, der im Sommer 2023 noch von dem Neu-Eigentümer angekündigt wurde, um die schwere finanzielle Schieflage zu beseitigen, ist also gescheitert. Damals wurden rund zwei Dutzend Standorte dicht gemacht und etwa die Hälfte der 3.900 Mitarbeiter gekündigt.
3
Falsche Prioritäten
Am Mittwoch analysierte Wirtschaftsredakteur Paul Sihorsch vom ORF-Radio Ö1 die Situation des Unternehmens. Der Plan des neuen Managements habe nicht funktioniert. Man habe jünger werden, den Onlineshop erneuern und ein neues, günstigeres Sortiment anbieten wollen. Nun könne man online gar nichts mehr kaufen und beim Sortiment habe es Lieferschwierigkeiten gegeben. Sihorsch sieht aber auch einen anderen Grund für die Turbulenzen. "Kika und Leiner waren einmal starke, vertrauensvolle Möbelmarken in Österreich. Wenn die Menschen jetzt aber eher ein Schnitzel im Restaurant im Möbelgeschäft bestellen, als eine Matratze, dann kann sich das eben nicht mehr ausgehen", sagte er.
Grundsätzlich rät der Verein für Konsumenteninformation (VKI) den Kunden, nun keine Anzahlungen mehr zu tätigen. Erst, wenn die Ware vollständig übergeben wird, sollte der volle Preis bezahlt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Anzahlung der Kunden nur mehr in der Höhe der Insolvenzquote zurückbezahlt wird. "Jedenfalls raten wir davon ab, Verträge mit Vorauszahlung mit dem Unternehmen zu schließen", so Eder weiter.
Wer noch Gutscheine für Kika- oder Leiner-Filialen hat, muss diese schnellstmöglich, am besten noch am heutigen Mittwoch aufbrauchen. Denn die Gutscheine werden nur noch heute fix angenommen. Das bestätigte man seitens des Unternehmens auf "Heute"-Anfrage. Was den morgigen Donnerstag betrifft, zeigt man sich ungewiss. Der Hintergrund: Ab der Eröffnung des Insolvenzverfahrens können Gutscheine nicht mehr angenommen werden.
Bei einer Insolvenz ist die Einlösung von Gutscheinen prinzipiell nämlich nicht mehr möglich. Allerdings kann man im Insolvenzfall den Wert seines Gutscheins in der Insolvenzforderung anmelden. Allerdings fällt hier eine Gebühr von 25 Euro an und am Ende bekommt man ebenfalls nur die Insolvenzquote zurück, die sich oftmals im einstelligen Eurobereich bewegt. Ob sich das rentiert, sollte jeder im Einzelfall selbst für sich entscheiden.
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