Tipps von der Expertin
Das droht, wenn du dein Essen schnell hinunterschlingst
Es gibt Menschen, die ihr Essen stets in hoher Geschwindigkeit hinunterschlingen. Ein Problem für die Gesundheit? Ja, sagt die Expertin – ihre Tipps:
Gut gekaut ist halb verdaut, lautet ein Sprichwort. Schnelle Esser werden ermahnt, das Essen "nicht so hinunterzuschlingen". Manche von ihnen essen nur bei Stress zügig, andere zeigen stets ein hohes Tempo am Tisch.
Nicht nur gilt das als No-go in Sachen Tischmanieren – es soll auch ungesund sein. Stimmt das wirklich? Das sagt Ernährungsexpertin Nadia Leuenberger:
Frau Leuenberger, was passiert im Körper, wenn man schnell isst?
Schnelles Essen bedeutet weniges Kauen. Größere Stücke gelangen in die Speiseröhre und in den Magen – fürs Verdauungssystem ist das belastend, weil unser Körper mehr Arbeit hat, die Nahrung in einzelne "Teilchen" aufzuspalten.
Was können die Folgen sein?
Unser Sättigungsgefühl tritt meist erst nach 20 Minuten ein. Essen wir jedoch schnell, achten wir nicht auf die Sättigung und überessen uns. Dies kann zur Konsequenz haben, dass wir unter Bauchschmerzen leiden und an Gewicht zunehmen. Langfristig kann schnelles Essen zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen.
Was sind das für Gesundheitsprobleme?
Die häufigsten sind Verdauungsstörungen wie Blähungen, Völlegefühl und Sodbrennen. Da man beim schnellen Essen oft mehr Energie und Kalorien zu sich nimmt, besteht auch ein höheres Risiko für übergewichtsbedingte Erkrankungen, wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Schnelles Essen führt zudem häufig zur geringeren Nährstoffaufnahme – dem Körper fehlt die Zeit, diese vollständig aufzunehmen, da wichtige Verdauungsprozesse nicht ausreichend ablaufen.
Welche Probleme sind weniger offensichtlich?
In hohem Tempo zu essen, kann auch einen Einfluss auf das mentale Wohlbefinden haben. Essen sollte Spaß machen, Genuss bereiten und ist verbunden mit sozialen Kontakten. Beim Schlingen werden diese Aspekte nicht wahrgenommen. Viele Menschen merken gar nicht, "was" sie eigentlich essen und nehmen weder den Geschmack noch die Textur bewusst wahr. Das genussvolle Erlebnis bleibt aus.
Was bringt mir wiederum langsames Kauen?
Gutes Kauen bedeutet, dass die Nahrung bereits im Mund gut zerkleinert wird, was einen positiven Aspekt auf die Verdauung hat. Im Mund wirkt das Verdauungsenzym Alpha-Amylase – bei gutem Kauen, kann es besser und länger arbeiten. Magen und Darm profitieren.
Ist es weniger schlimm, wenn man nur manchmal – etwa bei Stress – schnell isst?
Ja, absolut. Unser Körper ist an kurzfristige Änderungen in den Essgewohnheiten gewöhnt und kann in solchen Momenten damit umgehen. Deshalb darf es mal vorkommen, dass wir aus Zeitgründen zu schnell essen. Dies sollte aber eine Ausnahme sein.
Was raten Sie schnellen Essern?
Kaue rund zehn- bis 15-mal, trinke begleitend Wasser, lege die Gabel auch mal ab und setze dich während des Essens bewusst mit dem Geschmack und der Textur auseinander. Versuche wahrzunehmen, wann du satt bist. Auch kann es helfen, einen Salat oder eine Suppe als Vorspeise zu servieren. Wenn du den Vorspeiseteller abräumst, vergehen wieder ein paar Minuten, was dem Sättigungsgefühl zugutekommt.
Auf den Punkt gebracht
- Schnelles Essen kann zu gesundheitlichen Problemen wie Verdauungsstörungen, Gewichtszunahme und einem höheren Risiko für übergewichtsbedingte Erkrankungen führen, warnt Ernährungsexpertin Nadia Leuenberger.
- Sie empfiehlt langsames Kauen, bewusste Esspausen und das Wahrnehmen von Geschmack und Textur, um die Verdauung zu unterstützen und das Sättigungsgefühl besser zu erkennen.