Zum Stöhnen gut

Foodgasm – so bekommst du ihn auch mit gesundem Essen

Was passiert im Körper, wenn Essen für intensive Genussmomente sorgt? Und ist das auch mit gesundem Essen möglich? Eine Expertin antwortet.

Foodgasm – so bekommst du ihn auch mit gesundem Essen
Geschmack, Geruch, Konsistenz, Textur und Aroma sowie die Temperatur machen die Schmackhaftigkeit eines Lebensmittels.
Getty Images/iStockphoto

Sorgt Essen für Geschmacksexplosionen und einen intensiven Genussmoment, nennt man das Foodgasm. Die Wortschöpfung aus den Begriffen Food und Orgasmus findet man als Hashtag #foodgasm unter Millionen Social-Media-Posts. Was genau passiert hier? Und schaffen das nur ungesundes Fast Food oder süße Desserts? Wir haben die Schweizer ernährungspsychologische Beraterin Irene Held gefragt.

Frau Held, was haut mich bei einem Foodgasm so um?

Geschmack, Geruch, Konsistenz, Textur und Aroma sowie die Temperatur machen die Schmackhaftigkeit eines Lebensmittels. Meist ist es auch die Kombi aus allem, die uns so gut gefällt.

Welche Bereiche im Körper reagieren dann?

Schon der Anblick oder Geruch von Speisen lässt uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Geschmäcker nehmen wir über die Geschmacksknospen wahr und auch der Tastsinn von Zunge und Gaumen ist wichtig für Genuss und Sättigung. Die Signale werden an unser Gehirn weitergeleitet und lösen ein angenehmes Gefühl aus.

Und was genau im Gehirn macht einen so zufrieden?

Die Hormone Dopamin (Belohnungshormon) und Serotonin (Glückshormon) werden ausgeschüttet. Sie motivieren uns, das Erlebnis zu wiederholen. Sättigungshormone tragen ebenfalls zum Wohlgefühl bei.

Bei welcher Art von Essen kommts häufig zum Foodgasm?

Bei Lebensmitteln, die wir unbedingt wollen, weil sie uns gute Gefühle geben und Glückshormone freisetzen. Besonders solche mit hohem Kohlenhydrat- und Fettgehalt – wie Brownies, Pommes oder Fast Food. Sie lassen den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen und auch wieder schnell abfallen, was das Verlangen nach mehr weckt. Evolutionär bedingt motiviert uns der Körper, Nahrung zu essen und zu speichern.

Mikrobiom mischt mit

Laut Expertin beeinflusst das Mikrobiom (also alle Bakterien, Viren und Pilze in und auf dem Menschen) Verdauung, Appetit, Emotionen und Vorlieben. Ein Ungleichgewicht im Mikrobiom kann das Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln verstärken. Über die Darm-Hirn-Achse kommunizieren Darm und Gehirn, vor allem durch den Vagusnerv und Neurotransmitter, wie Serotonin.

Oft sind es doch ganz bestimmte Dinge, die einem besonders gut schmecken. Und andere gar nicht. Warum ist das so?

Wir haben eine angeborene Vorliebe für Süßes, Salziges und Fettiges und eine Abneigung gegen Bitteres und Saures. Vorlieben und Abneigungen sind jedoch in erster Linie erlernt – geprägt durch Familie, Gesellschaft und Kultur.

Wie kann ich Foodgasms auch bei gesundem Essen erleben?

Achtsamkeit ist entscheidend. Beziehe alle Sinne ein: Wie sieht das Essen aus, wie riecht es, wie fühlt es sich an? Natürliche, unverarbeitete Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel nur flach ansteigen lassen, machen lange satt und zufrieden. Achte auf einen Mix aus komplexen Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten. Auch eine schöne Ess-Atmosphäre ist wichtig. Essen selbst zuzubereiten, erhöht die Wertschätzung und sorgt so automatisch für mehr Genuss.

Auf den Punkt gebracht

  • Ein "Foodgasm" beschreibt intensive Genussmomente beim Essen, die durch Geschmack, Geruch, Konsistenz und Aroma ausgelöst werden und Glückshormone wie Dopamin und Serotonin freisetzen
  • Auch gesundes Essen kann solche Erlebnisse bieten, wenn man achtsam isst und alle Sinne einbezieht, wobei natürliche, unverarbeitete Lebensmittel und eine angenehme Ess-Atmosphäre eine wichtige Rolle spielen
red, 20 Minuten
Akt.