Dieser Wiener verdient sein Geld nun mit Kuchenessen

In New York hat der Wiener Wolfgang Kaufmann (57) mehrere Jahre lang gelebt, in Frankreich, Spanien, der Schweiz, Italien, Griechenland und in der Karibik ebenso. Der Wiener hatte nach seiner Ausbildung am Hotelkolleg Bad Gastein in Österreich Appetit auf die Welt: per Autostopp reiste er Ende der 1980er Jahre, knapp 20-jährig, nach Südfrankreich an die Côte d'Azur, arbeitete als Kellner, eignete sich Wissen über Speisen, Weine, Esskultur und internationales Publikum an.

Wolfys Adventures

Nach Jahrzehnten wieder zurück in Wien brachte ihn eine Arbeitskollegin 2017 auf eine neue Job-Idee. 2017 waren "Wolfys Adventures" geboren. Die "Adventures" dauern fünf bis sechs Stunden. Dabei geht es nicht nur ums Essen. "Es geht um alles." Nicht um das touristische Wien, sondern um das echte Wien mit seinen originalen Lokalen und Geheimtipps. Denn "im Café Central war ich die letzten 20 Jahre nicht". Dort wollen die Kunden, die "Wolfys Adventures" buchen, auch nicht hin. Wolfgang Kaufmann geht mit seinen Gästen in die Häuser, "die das Kolorit von Wien darstellen".

Spaziergang kostet bis zu 150 Euro

Bei den rund 5-stündigen Spaziergängen, die um die 140 bis 150 Euro kosten, "essen wir fünf Gänge, die man sonst in einem Restaurant isst, verteilt auf die ganze Stadt. Man sieht Wien, isst, trinkt hier, trinkt dort, geht auf den Markt, sieht die Stadt. Wir heben die guten Seiten von Wien hervor. Und wir sind kaum im ersten Bezirk." Sechsmal die Woche gibt es täglich rund drei Adventures. Sonntags ist frei – "Zeit für das Administrative".

Neben den Gruppenausflügen mit bis zu acht Personen, die auf Englisch stattfinden, kann man auch private Termine buchen. Sogar mit Limousinenservice und in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch oder Spanisch. Bei den insgesamt acht selbstständig arbeitenden Gruppenleitern im Stab von Wolfgang Kaufmann buchen rund 65 Prozent amerikanische Touristen, zunehmend aber auch Publikum aus anderen Teilen der Welt.

An Hypes glaubt er nicht

In seinem Leben im Ausland war er Kellner, Barista, Hotelchef, Barchef – wenn es heute eine Neueröffnung in Wien gibt, hält er erst einmal die Füße still. An Hypes glaubt er nicht. "Wenn es nach einem Vierteljahr immer noch super ist, schaue ich es mir vielleicht mal an." Grundsätzlich aber wählt er für seine Gäste nur Lokale aus, in denen man etwas von Gastlichkeit versteht. "Ich verlasse mich auf mein eigenen Gespür. Es muss freundlich zugehen, die Qualität muss passen, man muss sich willkommen fühlen. Das ist das allerwichtigste."

Geld mit Kuchenessen verdienen

Zur Wahl stehen fünf verschiedene Abenteuer, je nach Saison. Bis zu 12 Stunden vorher kann man ein "Adventure" buchen. Sehr beliebt ist die frühe Tour über die Wiener Märkte und die "Pastry Tour", wo die Mehlspeisen im Mittelpunkt stehen – und er sein Geld mit Kuchenessen verdient. Die Menschen seien heute überflutet von Informationen, von guide books und Tipps. Darum seien gerade in dieser Zeit seine Empfehlungen sehr beliebt, meint Kaufmann.

Traumberuf gefunden

Das Konzept von "Wolfy" wird inzwischen kopiert. "Aber wir sind die ersten, die das gemacht haben." Als junger Mann hatte es Wolfgang Kaufmann spannend gefunden, mit internationalen Gästen zu arbeiten. Damals habe er gedacht: "Das gefällt mir gut. Das könntest du als deinen Beruf machen." Jetzt ist es sein Beruf und er kann davon leben. "Man wird kein Millionär dabei, aber es macht Spaß. Ich bin mein eigener Boss, ich habe meinen Traumjob gefunden."