"Ein Schmäh"
Ampel-Poker läuft – plötzlich beginnt Kanzler mit Witz
Am Dienstag wurde von den Ampel-Chefs inhaltlich wenig verkündet. Um die Stimmung zu lockern, leitete Karl Nehammer den Auftritt mit einem Witz ein.
Seit Dienstag verhandeln ÖVP, SPÖ und Neos in großer Runde inklusive der Parteichefs über die mögliche Koalition, die offiziellen Regierungsverhandlungen dauern bereits einen knappen Monat. Trotzdem ist bisher inhaltlich wenig durchgesickert, Beobachter hofften, dass eine Pressekonferenz der Parteispitzen am Dienstag endlich Klarheit bringt.
Kanzler-Witz, aber niemand lacht
Bundeskanzler Karl Nehammer wollte seinen Auftritt bei der Pressekonferenz mit Humor starten – und packte daher einen Witz aus. "Wir haben vorher besprochen, dass wir mal mit etwas Fröhlichem beginnen sollten. Herzliche Grüße an maschek, vielen Dank für die Einleitung, cum tempore", verkündete er mit einem Lächeln und warf seinem Pressesprecher einen Blick zu. Doch statt Gelächter herrschte unter den Journalisten betretene Stille und ratlose Gesichter. Erst nach einer kurzen Pause klärte Nehammer auf: Es sei ein "Insiderschmäh".
Der Nehammer-Witz im Video (ab Minute 00:15)
Nehammer und das akademische Viertel
Worum geht's? Vor etwa einem Monat veröffentlichte die Kabarett-Gruppe maschek, bekannt für ihre pointierten Polit-Parodien, ein Video zur Bildung der Ampel-Koalition, in dem sie Kanzler Nehammer ins Visier nahmen. Dabei machten sie sich über seine vermeintliche Angewohnheit lustig, Pressekonferenzen mit Verspätung zu beginnen.
In der Parodie ist Nehammer auf dem Weg zu Gesprächen und spricht dabei mit Journalisten. Er sagt: "Nach einem schönen Frühstücksgespräch mit der Giorgia Meloni geht es jetzt in die Sondierungsverhandlungen mit dem Andi Babler, cum tempore." Der lateinische Ausdruck "cum tempore" bedeutet "mit Zeit" und wird in akademischen Kreisen verwendet, um eine Verzögerung von etwa 15 Minuten anzukündigen.
Die Pointe? Als ein Journalist fragt, ob das heiße, der Kanzler komme zu spät, kontert die Satirefigur: "Nein, der Tempore ist mein Pressesprecher, kumm Tempore." Genau dieser "Schmäh" scheint es gewesen zu sein, den der "echte" Nehammer am Dienstag bei seinem Auftritt aufgriff.
"Keine Regierung unterm Christbaum"
Die Pressekonferenz der drei Ampel-Chefs blieb inhaltlich sperrig und enttäuschte jene, die auf konkrete Statements und erste Ausblicke warteten. Man habe "leidenschaftlich diskutiert und gestritten", in wichtigen Bereichen aber "wesentliche Fortschritte" gemacht, so Nehammer. Es werde in den nächsten Tagen – auch in den Weihnachtsferien – weiterverhandelt.
"Es wird keine neue Regierung unter dem Christbaum geben", machte Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger klar. Man müsse jetzt noch mal aufbrechen in Verhandlungen in manchen Untergruppen. Laut Insidern könnte die Austro-Ampel – wenn überhaupt – erst Mitte Jänner angelobt werden.
Kickl: "Spürt er sich noch?"
Bei einem kam der Nehammer-Witz jedenfalls nicht gut an: FPÖ-Chef Herbert Kickl. Auf Facebook postete er den besagten Ausschnitt aus der Pressekonferenz und schrieb dazu: "Rekordteuerung, Rekordpleiten, Budgetloch, Massenzuwanderung, Dauerstreit in der Verlierer-Koalition – und was macht Nehammer? Er beginnt seine Pressekonferenz mit einem angeblich fröhlichen 'Insider-Schmäh'. Karl Schmähhammer dürfte mittlerweile wirklich in einer eigenen Welt leben. 'Gute Nacht Österreich'", tobte Kickl.
Auf den Punkt gebracht
- Bei der Pressekonferenz der Ampel-Chefs am Dienstag versuchte Bundeskanzler Karl Nehammer die Stimmung mit einem Witz zu lockern, doch dieser kam bei den anwesenden Journalisten nicht gut an.
- Inhaltlich blieb die Konferenz enttäuschend, da keine konkreten Fortschritte verkündet wurden und klar wurde, dass es vor Weihnachten keine neue Regierung geben wird.
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