Wirtschaft säuft ab

18 Pleiten jeden Tag! Insolvenz-Tsunami in Österreich

Zahlreiche Insolvenzen mit hohem Schuldenstand reißen jetzt auch wirtschaftlich stabile Unternehmen mit in die Tiefe – die Folgeschäden sind enorm.

Newsdesk Heute
18 Pleiten jeden Tag! Insolvenz-Tsunami in Österreich
Österreich wird von einem Insolvenz-Tsunami erschüttert. Zwei der größten Pleiten gehen auf René Benko zurück.
picturedesk.com; "Heute"-Montage

Laut aktueller KSV1870-Hochrechnung mussten im Jahr 2024 in Österreich 6.550 Unternehmen Insolvenz anmelden. Das sind im Schnitt 18 Firmenpleiten pro Tag!

Die vom KSV1870 bereits im Sommer prognostizierten Zahlen liegen historisch betrachtet im obersten Bereich. Es gibt heuer viele sehr große Insolvenzen und verstärkt auch wieder mittelständische Betriebe bei den Gerichten.

Anders als zahlreiche Insolvenzen nach der Corona-Pandemie seien die Unternehmen jetzt zwar überschuldet bzw. zahlungsunfähig, hätten aber eine gewisse finanzielle Substanz. "Ihre Themen sind die Energie-, Rohstoff- und Personalkosten, die sie sehr oft nicht oder in zu geringem Ausmaß weitergegeben haben", so die Analyse.

Insgesamt treffen die Pleiten eine große Zahl an Beschäftigten, 30.200 Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. Auffällig sei auch, dass von den Fällen viele Gläubiger betroffen sind. "Umso mehr Unternehmen in die Pleite rutschen, desto größer ist die Gefahr, dass infolgedessen auch finanziell gesunde Unternehmen über kurz oder lang mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen haben und den Anker werfen müssen", erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz.

"Die Probleme sind gekommen, um zu bleiben"

Österreichs Unternehmen haben demnach an vielen Fronten zu kämpfen. Einerseits würden hohe Energiekosten die Budgets belasten, andererseits schmerzen der Fachkräftemangel oder die sinkende Auftragslage. Hinzu komme, dass die generelle Exportnachfrage in Österreich und Europa nur schleppend vorangeht. Von einer Entspannung könne keine Rede sein.

"Die Probleme sind gekommen, um zu bleiben", sagt KSV1870-Chef Ricardo-José Vybiral. In naher Zukunft werde es darum gehen, neue Impulse zu setzen und keinen Cent liegenzulassen. "Dazu wird es auch eine starke Regierung brauchen, der es gelingt, Unternehmer und Private gleichermaßen zu entlasten."

Handel, Bau, Tourismus hauptverantwortlich

Insolvenztreiber sind laut den Experten des Kreditschutzverbandes der Handel (1.146 Firmenpleiten), die Bauwirtschaft (1.069 Fälle) und der Bereich Beherbergung/Gastronomie (826 Fälle). Diese drei Branchen sind im Jahr 2024 für fast die Hälfte aller Unternehmensinsolvenzen verantwortlich.

Ausgehend von ohnehin schon sehr hohen Passiva, die im Vorjahr vor allem den zahlreichen Signa-Pleiten geschuldet waren, sind diese im Jahr 2024 um weitere 31 Prozent auf insgesamt 18,3 Milliarden Euro* angewachsen. Besonders großen Einfluss auf diese Entwicklung haben auch die 79 Großinsolvenzen mit jeweils über 10 Millionen Euro Schuldenstand. Im Vorjahr waren es nur 44 Fälle.

*Die Passiva für das Jahr 2024 sind vorläufige Werte und beziehen sich auf den Stichtag der Hochrechnung, den 03.12.2024. Im Zuge der fortlaufenden Insolvenzverfahren werden sich diese Passiva noch verändern.

Gegenüber dem Vorjahr wurden heuer auch um 20 Prozent mehr Fälle mangels Vermögens (insgesamt 2.403 Fälle) nicht eröffnet, da nicht einmal mehr 4.000 Euro zur Deckung der Gerichtskosten vorhanden waren.

Mega-Pleiten: kikaLeiner nicht mal Top 10

Die größte Pleite des Jahres verzeichnet die Fisker GmbH mit 3,79 Milliarden Euro an Passiva. Es folgt René Benko als Unternehmer (2,43 Milliarden Euro) und die Familie Benko Privatstiftung mit 2,28 Milliarden Euro.

Die erst kürzlich in die Insolvenz geschlitterte KTM AG belegt mit Passiva in der Höhe von 1,82 Milliarden Euro Platz vier. Die zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren in die Insolvenz gerutschte kikaLeiner Möbelhauskette liegt mit 139 Millionen Euro außerhalb der zehn größten Insolvenzen des heurigen Jahres.

Düstere Prognose für 2025

Für das kommende Jahr rechnet der KSV1870 mit 6.500 bis 7.000 Unternehmensinsolvenzen – der Trend zu hohen Fallzahlen wird aus heutiger Sicht also anhalten. Denn die Wirtschaftsforscher erwarten ein geringes Wachstum, die Lage in Deutschland – Österreichs wichtigstem Handelspartner – bleibe voraussichtlich schwierig. Dazu gebe es keine Anzeichen, dass sich die Kostensituation spürbar entspannen wird.

"Aus heutiger Sicht ist davon auszugehen, dass wir puncto hoher Insolvenzzahlen nicht am Ende des Tunnels angekommen sind, sondern uns mittendrin befinden", schätzt Götze. Auch, weil Faktoren wie Energiekosten, Konsumnachfrage oder geopolitische Entwicklungen weiterhin maßgeblichen Einfluss haben werden.

Zudem werde sich zeigen, welche Entwicklung der Arbeitsmarkt und zentrale Branchen, wie etwa die Bauwirtschaft nehmen. Vybiral: "Das Auslaufen der KIM-Verordnung ist jedenfalls ein guter Schritt, um der Baubranche neues Leben einzuhauchen. Inwieweit dieser Schritt bereits 2025 in der Realität spürbar sein wird, bleibt abzuwarten".

Auf den Punkt gebracht

  • Österreich erlebt derzeit eine Welle von Unternehmensinsolvenzen, mit durchschnittlich 18 Pleiten pro Tag im Jahr 2024, was zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden führt.
  • Besonders betroffen sind die Branchen Handel, Bau und Tourismus, und Experten prognostizieren, dass die hohe Zahl an Insolvenzen auch im kommenden Jahr anhalten wird, da die wirtschaftlichen Herausforderungen weiterhin bestehen.

Die Bilder des Tages

1/54
Gehe zur Galerie
    <strong>11.12.2024: Vierfacher Vater (37) kriegt arbeitslos 3.500 € monatlich.</strong> Fast 3.500 Euro pro Monat fürs Nichtstun: Arbeiten will ein 37-jähriger Familienvater nicht mehr – außer der Ex-Kellner kriegt über 4.000 Euro netto. <a data-li-document-ref="120077710" href="https://www.heute.at/s/vierfacher-vater-37-kriegt-arbeitslos-3500-monatlich-120077710">Weiterlesen &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120077419" href="https://www.heute.at/s/kassasturz-oesterreich-hat-ab-sofort-kein-geld-mehr-120077419"></a>
    11.12.2024: Vierfacher Vater (37) kriegt arbeitslos 3.500 € monatlich. Fast 3.500 Euro pro Monat fürs Nichtstun: Arbeiten will ein 37-jähriger Familienvater nicht mehr – außer der Ex-Kellner kriegt über 4.000 Euro netto. Weiterlesen >>>
    RTL II

    Derzeit im Fokus der Userinnen und User von Heute.at im Ressort "Nachrichten" ist die aktuell meistgelesene Story "". Ist dir etwas aufgefallen oder hast du einen Input für uns, dann schreib uns ein Mail.

    red
    Akt.