Eine Kundin zeigte sich schockiert, wie mit den Mitarbeitern bei Kika/Leiner umgegangen wird.
Screenshot ORF
Kika/Leiner musste kürzlich zum bereits zweiten Mal Insolvenz anmelden – dieses Mal ist es in dieser Form endgültig vorbei. Am Mittwoch wurde öffentlich, dass der eigentlich vorgesehene Sanierungsplan gescheitert ist. Der Möbelhändler selbst zog den Plan zurück und meldete Konkurs an. Von der Pleite sind 1.350 Mitarbeiter betroffen, die nun ihren Arbeitsplatz verlieren.
Die Schulden des Unternehmens hatten sich laut Insolvenzantrag auf 113 Millionen Euro belaufen. Eigentlich hätte man sich bis Mitte Jänner 2025 Zeit lassen wollen, um eine Entscheidung bezüglich der Zukunft des Möbelgiganten zu treffen. Diese wurde nun um einiges früher getroffen. Kika/Leiner schlittert in den Konkurs.
Die Situation in den Filialen schilderte am späten Mittwochabend in der "ZIB2" in einem Beitrag eine Kundin. Daniela Richter aus Wien, die wie Tausende andere Kunden eine Anzahlung an die Gruppe nicht zurückerhält, informierte sich in einer Filiale, wie es denn nun weitergehe. Nach dem Filialbesuch zeigte sich die Dame betroffen: "Traurig, zornig" sei die Stimmung in der Filiale, "die Angestellten werden beschimpft, werden ganz flegelhaft angegangen und was sie alles für Huren sind. Auch telefonisch. Die haben es ganz schlimm", so Richter.
"Dramatisch, wenn es kurz vor Weihnachten eintritt"
Wie schlimm die Lage für die Mitarbeiter ist, ordnete die Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl am späten Mittwochabend ebenfalls in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Martin Thür ein. "Jeder Konkurs überrascht uns natürlich", so Anderl, man wisse, dass "der eine oder andere" nicht so gut dastehe, aber es sei "ganz besonders dramatisch, wenn diese Überraschung kurz vor Weihnachten eintritt".
Was rät die Arbeiterkammer den Betroffenen? "Wir haben ein gutes Sicherheitsnetz, wir haben es noch", so Anderl, die größten Respekt gegenüber den Mitarbeitern aussprach, die ihrem Arbeitgeber jahrelang die Treue gehalten hätten. Ihr Rat: "Nichts zu unterschreiben, nicht überzeugen lassen, dass man selbst kündigt. Der wichtigste Appell ist, jetzt der Gewerkschaft zu vertrauen, der Arbeiterkammer", so Anderl, die stehe auf der Seite der Beschäftigten. Rechne sie mit weiteren Handelsunternehmen in der Insolvenz? Sie sei nicht da, um Prognosen zu setzen, man habe aber mehr Insolvenzen als je zuvor.
Mehr würden auch den Insolvenzfonds benötigen, so Anderl, dieser müsse unbedingt beibehalten werden. Man braucht finanzielle Mitteln, deswegen appellierte sie, nicht einzusparen in diesem Bereich, auch nicht bei Investitionen ins AMS. Beschäftigte würden immer stärker unter Druck stehen, so Anderl, zumindest der erste Ansatz wäre, "dass die gesetzliche Arbeitszeit im Arbeitszeitgesetz auf 38,5 Stunden gesenkt" werde. Bei einem großen Teil sei das bereits so, sie wolle es bei allen, so Anderl.
AK-Präsidentin will Vermögenssteuern sehen
Könne man sich die in dieser wirtschaftlichen Schieflage eine Arbeitszeitverkürzung überhaupt leisten? Diese Frage ließ Anderl beinahe in Rage geraten. "In dieser Situation sind es wieder die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die zurückstecken sollen", so Anderl. Man habe sich seit der Teuerungskrise nicht erholt, habe damals Eingriffe gefordert, "aber ganz ehrlich, passiert ist in der Situation nichts". Nun heiße es erneut, die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sollten das einfach hinnehmen, so die Arbeiterkammer-Präsidentin.
Ihre Forderung: Man müsse "dort hinschauen, wo mehr ist, die mehr beitragen können". Gemeint war damit eine "Vermögenssteuer, statt Massensteuern zu erhöhen", die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen treffen würden, die bereits heute nicht mehr wissen würden, wie sie sich das Leben leisten können sollen, so Anderl. Ihr gehe es um "die Menschen mit Millionen", nicht um Familien, die etwa durch eine Erhöhung der Grunderwerbssteuer betroffen wären, so die Arbeiterkammer-Präsidentin.
Konkurs ist nicht das zwangsläufige Aus
Die Zukunft ist jedenfalls weiter ungewiss. Denn die neuen Entwicklungen bedeuten nicht zwangsweise die Verwertung und Zerschlagung des Unternehmens, heißt es. Das endgültige Aus droht weiterhin, und zwar wenn es nicht gelingt, einen tauglichen Sanierungsplan zu erstellen oder einen Investor zu finden.
Insolvenzverwalter Volker Leitner erklärte in einer Stellungnahme gegenüber der APA, dass nun der vorhandene Warenbestand abverkauft werde.
Zweite Pleite binnen kürzester Zeit
Es ist damit bereits die zweite Pleite des Möbelhauses in kurzer Zeit. Schon im Vorjahr musste ein Insolvenzverfahren eingeleitet werden. Dieses habe nun aber die Marke Kika/Leiner nachhaltig geschädigt. Die Möbelkette beklagte zudem eine "Kaufzurückhaltung" in den vergangenen zwei Jahren. Zudem hätten die Kostensteigerungen, etwa im Lohnsektor aufgrund vorangegangener Kollektivvertragshandlungen den Spielraum "extrem eng gehalten".
Der Sparkurs, der im Sommer 2023 noch von dem Neu-Eigentümer angekündigt wurde, um die schwere finanzielle Schieflage zu beseitigen, ist also gescheitert. Damals wurden rund zwei Dutzend Standorte dicht gemacht und etwa die Hälfte der 3.900 Mitarbeiter gekündigt.
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