Medizinische Erklärung
Wer Geister sieht, ist vielleicht gar nicht verrückt
Menschen, die sagen, sie hätten schon einen Geist gesehen oder gesprochen, sind vielleicht gar nicht verrückt. Es gibt eine medizinische Erklärung.
Heute Nacht ist Halloween. Der Legende nach steht dann das Tor zur "anderen Welt" offen – die Grenze zwischen Leben und Tod. Durch sie können auch Feen und Geister die Welt der Menschen betreten. Zur Abschreckung der bösen Geister verkleideten sich die Menschen mit Gruselkostümen und spukten selbst bei Nacht durch die Straßen.
Manche Menschen brauchen Halloween gar nicht, um sich mit Untoten zu beschäftigen. Denn sie glauben tatsächlich an Geister. Der eine oder andere will sogar schon einen mit eigenen Augen gesehen oder sogar mit einem kommuniziert haben.
Aber könnte es eine bodenständige medizinische Erklärung für diese unheimlichen Phänomene geben? Ja, sagen Experten, die einen bizarren, weit verbreiteten Zustand, die sogenannte Schlaflähmung, als Hauptgrund für die wahrgenommenen Spukerscheinungen vermuten.
Bei der Schlaflähmung kann man sich beim Aufwachen oder Einschlafen nicht bewegen oder sprechen. Sie tritt in einer bestimmten Phase des Schlafzyklus auf, dem sogenannten REM-Schlaf, in dem das Gehirn hochaktiv ist, der Körper aber noch "schläft". Es wird angenommen, dass die lebhaftesten Träume in dieser Phase auftreten, und es wird vermutet, dass die Schlaflähmung auftritt, wenn Menschen während dieser Phase aufwachen. Einige Betroffene berichten auch von einem Druckgefühl auf der Brust und können Halluzinationen haben, darunter auch furchterregende Gestalten.
Phänomen Schlaflähmung
Die moderne Wissenschaft kann nicht erklären, warum die Schlaflähmung auftritt, aber es ist bekannt, dass es bei Menschen, die unter Schlaflosigkeit, posttraumatischen Belastungsstörungen und Angstzuständen leiden, häufiger auftritt. Eine andere Ursache für Geistererscheinungen könnte weitaus beunruhigender sein: Kohlenmonoxid. Das farblose, geruchlose Gas kann von schlecht installierten, defekten oder unsachgemäß verwendeten Geräten wie Heizkesseln, Gasherden und Grillern ausgestoßen werden. Es ist giftig und kann eine Reihe von Symptomen wie Kopfschmerzen, Verwirrung, Schwindel und Übelkeit verursachen. Kohlenmonoxid kann auch Halluzinationen auslösen, die Mediziner bereits in den 1920er Jahren mit Berichten über Geistererscheinungen in Verbindung gebracht haben. Studien zufolge könnte das Sehen von Geistern auch auf eine Anomalie des Gehirns zurückzuführen sein.
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Im Experiment nachgewiesen
2017 veröffentlichte eine führende medizinische Fachzeitschrift die Geschichte eines 26-jährigen Epilepsiepatienten, der sich einer experimentellen Behandlung unterzog, bei der ihm Elektroden ins Gehirn implantiert wurden. Als die Mediziner des Nationalen Zentrums für adaptive Neurotechnologien des Gesundheitsministeriums des Bundesstaates New York einen Bereich des Gehirns simulierten, der als "fusilform face area" (FFA) bekannt ist, litt er unter beängstigenden Halluzinationen: "Ihr Gesicht hat sich komplett verändert", soll er gesagt und einen der Forscher angestarrt haben. Er beschrieb, dass die Personen um ihn herum wie "Anime-Figuren" aussahen. Die Stimulierung der FFA führte auch dazu, dass um Objekte herum Regenbögen erschienen, fügten die Forscher hinzu.
In einem separaten Experiment mit einer anderen Epilepsie-Patientin, einer 22-jährigen Frau, wurde festgestellt, dass die Stimulierung der linken Gehirnhälfte dazu führte, dass sie "eine Person" oder einen "Schatten" spürte, der sich nicht bewegte, wenn er direkt hinter ihr stand.
Hinterbliebene "hören" Verstorbene sprechen
Jüngste Forschungen haben den Grund dafür aufgedeckt, dass bis zur Hälfte der Menschen behaupten, in Zeiten der Trauer die Stimme eines verstorbenen geliebten Menschen zu "hören". Man geht davon aus, dass dies auf die Art und Weise zurückzuführen ist, wie das Gehirn Schemata erstellt – ein mentaler Rahmen, der den Menschen hilft, Informationen auf der Grundlage früherer Erfahrungen zu organisieren und zu interpretieren. Zum Beispiel: Wenn wir ein Restaurant betreten, wissen wir aus Erfahrung, dass wir begrüßt werden, dann einen Sitzplatz bekommen, dass uns Getränke und eine Speisekarte angeboten werden und so weiter. Auf die gleiche Weise gewöhnen sich Paare an die Anwesenheit des anderen zu Hause – so sehr, dass es sich manchmal anfühlt, als sei der andere noch da, selbst wenn er nicht mehr da ist. So kommt es, dass Hinterbliebene oft meinen, ihren verstorbenen Mann oder Frau sprechen zu hören.
Auf den Punkt gebracht
- Der Artikel beleuchtet die Phänomene, die Menschen dazu bringen, an Geister zu glauben, und bietet wissenschaftliche Erklärungen dafür
- Experten vermuten, dass Schlaflähmung, Kohlenmonoxidvergiftung und Anomalien im Gehirn Halluzinationen verursachen können, die als Geistererscheinungen interpretiert werden, während Trauernde oft die Stimmen verstorbener Angehöriger hören, was auf die Art und Weise zurückzuführen ist, wie das Gehirn Erinnerungen verarbeitet